Dass Henry Schramm (CSU) gegen Ingo Lehmann (SPD) in die Stichwahl muss, hat die politischen Beobachter in Kulmbach überrascht.
Wenn man politische Beobachter vor der Oberbürgermeisterwahl fragte, dann gingen alle davon aus, dass der gemeinsame Kandidat von CSU, WGK und FDP, Henry Schramm (CSU), im ersten Wahlgang durchgeht. 45,53 Prozent, also ein Minus von 16 Punkten für den Amtsinhaber - damit hatte keiner gerechnet.
Eine spannende Stichwahl
Bei der SPD sprach man gestern Abend davon, dass Schramms Amtsführung von den Bürgern "moralisch bewertet" worden sei. In zwei Wochen dürfte es eine spannende Stichwahl geben: Schramm gegen den SPD-Herausforderer Ingo Lehmann, der sein Ergebnis um zwei Punkte auf 35,46 Prozent verbessern konnte.
"Ich bin froh, dass sich die Kulmbacher Bürger Gedanken gemacht haben über die Machenschaften des OB", meinte SPD-Stadtrat Matthias Meußgeyer. Es sei das eine, was die Staatsanwaltschaft festgestellt hat. "Aber das andere ist, dass man als Oberbürgermeister solche Grundstücksgeschäfte mit der Stadt nicht macht. Die Kulmbacher haben Schramms Amtsführung moralisch bewertet." Seine Verluste seien "ein Erdrutsch".
Die SPD hoffe, in der Stichwahl erfolgreich zu sein, "damit wieder ordentliche Verhältnisse im Rathaus geschaffen werden können". Meußgeyer kündigte an, dass die SPD die Vorwürfe gegen OB Schramm - städtische Arbeitsplätze für ATS-Fußballer, Dienstwagen, Essengutscheine - aufarbeiten werde.
CSU: "Achtungserfolg"
Bei vier Kandidaten sei es grundsätzlich schwierig, eine absolute Mehrheit zu erreichen, stellte CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzender Michael Pfitzner fest. "So gesehen, kann man von einem Achtungserfolg sprechen. Aber natürlich hätte ich mir gewünscht, dass OB Schramm im ersten Wahlgang die Belohnung für seine hervorragende Arbeit erhält."
Er, Pfitzner, sei für die Stichwahl "positiv gestimmt". Nach den "vielen Emotionalitäten" müsse es gelingen, sich mit Sachthemen auseinanderzusetzen. "OB Schramm hat in den vergangenen 13 Jahren viel bewegt. Und die Bürger verstehen, dass nur unter seiner Führung diese Riesenprojekte umzusetzen sind."
WGK: Wahl gewonnen
"OB Schramm hat die Wahl gewonnen. Dass er jetzt in die Stichwahl muss, ist für uns ernüchternd", stellte WGK-Vorsitzender Ralf Hartnack fest. "Wir sind davon ausgegangen, dass seine Leistungen für Kulmbach honoriert werden, und sind zuversichtlich, dass es in der Stichwahl klappen wird."