Für SPD-Kandidat Simon Moritz hat es erneut nicht gereicht. Der 37-jährige Kulmbacher hatte nach 2013 seine zweite Kandidatur für das Direktmandat im Wahlkreis.
Es ist sein zweites Mal als Kandidat - und es hat, fast erwartungsgemäß, wieder nicht gereicht gegen Emmi Zeulner (CSU). Wie bereits 2013. Damals votierten für den SPD-Direktkandidaten Simon Moritz immerhin 22,8 Prozent bei den Erststimmen - und damit mehr, als die Sozialdemokraten an Zweitstimmen im Wahlkreis holten; 2017 hatte der Bayreuther Thomas Bauske 16,1 Prozent erreicht - das jedoch bei einer SPD, die als Partei über acht Prozent weniger Stimmen holte als in diesem Jahr. Entsprechend konstatiert Moritz: "Über die Parteischiene war die Chance, einen SPD-Kandidaten nach Berlin zu bekommen, sehr lange nicht mehr so groß wie dieses Mal."
Enttäuschung spricht dennoch nicht aus den Worten des 37-Jährigen. "Ich habe mir gut überlegt, wieder anzutreten - und ich habe es gerne gemacht. Für die Bürger und die Sozialdemokratie." Einer wie er ist tatsächlich rot in der Wolle gefärbt, schließlich stammt er aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Der Vater kam als Flüchtling und schaffte es nach Studium zum Grundschullehrer; die Mutter war eine der ersten Studentinnen überhaupt an einer technischen Hochschule in Bayern. "Aufstieg durch Bildung" ist daher nicht umsonst ein Leitmotiv bei Simon Moritz. "Es ist das große sozialdemokratische Versprechen."
Was sein persönliches Ergebnis angeht, schiebt er nach: "Es hätten freilich zwei oder drei Punkte mehr sein dürfen. Mich freut immerhin das Abschneiden in meiner Heimatstadt Kulmbach, das ist ein vergleichsweise starkes Resultat in der Fläche. Aber insgesamt bewege mich als Kandidat für Bayern im Rahmen dessen, was meine Partei an Potenzial abrufen kann."
Da ist er wieder, der analytische Fokus des Diplompolitologen. Den Blick immer wieder auf die Zahlen aus dem Landratsamt sowie aus Berlin gerichtet, sichtet er am Wahlabend die Aufs uns Abs seiner eigenen Kandidatur wie auch jene seiner Partei auf Bundesebene. Das Ergebnis von Kanzlerkandidat Olaf Scholz freut ihn kolossal. "Das hatte ja noch vor wenigen Monaten keiner auf dem Schirm. Über Jahre lagen wir gerade mal bei 15 Prozent und damit bei der Hälfte der Unionsparteien."
Den Bundestrend im Wahlkreis nutzen - das gelang der SPD aber nicht. "Bei den Erststimmen rufen wir knapp 20 Prozent als Partei ab, zum Teil ein bisschen darunter. Das liegt daran, dass wiederum Emmi Zeulner fast überall deutlich besser abschneidet als ihre Partei. Das geht von den Ergebnissen all ihrer Konkurrenten gefühlt weg."
Der 37-Jährige bilanziert: Die Menschen differenzierten durchaus genau zwischen Partei und Kandidat/in. "Die Wähler sind offenbar überwiegend zufrieden mit der Arbeit der Abgeordneten und unterstützen sie daher." Wenn es einen Denk(wahl)zettel gebe, dann für die Partei, nicht jedoch für Emmi Zeulner. "Das ist sicher eine Belohnung der individuellen Arbeit der Amtsinhaberin."
Kein Ziel vorgegeben
Ein Prozentziel hatte sich Simon Moritz nach eigenem Bekunden für den Wahlabend nicht gesetzt. "Das Parteiensystem hat sich extrem verschoben, ist volatil wie nie. Da ist man quasi im luftleeren Raum." Umfragen seien das eine, es seien aber eben keine Ergebnisse.