Sparen mit Wasserkraft

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Heiko Müller hat die Neumühle instand gesetzt. Jetzt wird dort wieder Strom erzeugt.

Heiko Müller heißt nicht nur so. Er ist auch Müller. Der "Neumüller", um genau zu sein. Gemeinsam mit seiner Familie hat er im letzten Jahr die Neumühle im Steinachtal gekauft. Bei der Sanierung des Anwesens ist er schon ein gutes Stück weitergekommen: Mit Wasserkraft erzeugt er seit kurzem seinen eigenen Strom - und verdient damit sogar bares Geld.

Jetzt im Sommer führt die Steinach wenig Wasser. Das Kraftwerk läuft trotzdem. 30 000 Kilowattstunden Strom hat es seit der Inbetriebnahme im April produziert. "Genug, um zehn Einfamilienhäuser zu versorgen", sagt Heiko Müller und schaut im Mühlenraum stolz auf den Zählerstand.
Innerhalb der nächsten zwölf Jahre soll sich die Investition von 120 000 Euro amortisiert haben. "Wir brauchen im Jahresmittel etwa 18 Kilowatt pro Stunde", erläutert der Mühlenbesitzer. "Davon sind wir zwar noch weit entfernt, aber das ist bei der Trockenheit nicht ungewöhnlich." Er kann genau feststellen, wenn im Guttenberger Hammer gepumpt wird. Und wenn die Bauern Wasser abpumpen, weil ihre Zisternen leer sind, wirkt sich auch das auf den Mühlenbetrieb aus.

Abnahmegarantie


Aber der Neu-Müller bleibt ruhig. Eigentlich kann ja nichts schiefgehen bei seinem Projekt.
Das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) garantiert ihm, dass sein Strom zwanzig Jahre lang zum Festpreis von 7,67 Cent je Kilowattstunde vom Energieerzeuger Eon abgenommen und ins allgemeine Stromnetz eingespeist wird. Diese Sicherheit weiß Müller zu schätzen.

"Aber es war hart, bis wir so weit waren, wie wir heute sind", sagt er. Es habe schon Beharrlichkeit gebraucht und manchmal auch etwas Fanatismus, bis das Wasserkraftwerk tatsächlich in Betrieb gehen konnte.
Heiko Müller ist ein Mann mit vielen Berufen: Physik-Studium, Diplom-Sozialpädagoge, TV-Realisator und Tourismus-Distribution-Berater. In der Neumühle hat er seine Berufung gefunden. Deshalb hat er trotz aller Schwierigkeiten nicht aufgegeben. Nun ist das Schlimmste geschafft: Die Mühle läuft.
"Ich hatte ein Haus in Seubetenreuth, aber das war zu klein für mich und meine Frau und die fünf Kinder", berichtet Müller. Beim Entschluss, die leer stehende Neumühle zu kaufen, hat die Energieversorgung eine entscheidende Rolle gespielt. "Uns war klar: Wir können das Anwesen halten, wenn wir uns mit erneuerbaren Energien auseinandersetzen."

Bis die alte Mühle wieder in Betrieb gehen konnte, gab es viel zu tun. Da musste eine Stahlbetonwand ausgebaggert werden. Auf einen Kilometer Länge war der Mühlgraben zugeschüttet und musste erst wieder mühsam sauber gemacht werden. "Und wir mussten auch die komplette Altanlage ausbauen und eine neue einbauen", erinnert sich Müller nur zu gut an die Anfänge des Abenteuers Wasserkraft.

Jede Menge Probleme


Dann gab es Probleme mit dem Energieversorger Eon: Müller sollte den Umweg über den Pressecker Ortsteil Schlopp wählen, um seinen Strom ins Netz einzuspeisen. Danach wäre um ein Haar bei der Installation der Anlage das ganze Haus abgebrannt. "Der Sicherungskasten stand unter Wasser."
Zu allem Überfluss flatterte dem neuen Neumüller auch noch eine Rechnung der Eon ins Haus: Für die Zeit zwischen 2. September 2010 und April 2011, die Bauzeit, sollte er fast 13 000 Euro Stromkosten nachzahlen. "Zum Glück ist vorher schon einmal der Zähler abgelesen worden und wir konnten belegen, dass wir im Schnitt nur für rund 200 Euro im Monat Strom gebraucht haben." Müller wollte schon einen Gutachter einschalten. "Dann hat die Eon zugegeben, dass der Fehler bei ihnen lag. Ich hatte letztlich sogar 500 Euro gut. Sie haben sich entschuldigt - und schließlich hat es auch mit der Einspeise-Erlaubnis geklappt."
Inzwischen produziert das Wasserkraftwerk - langsam, aber stetig. "Wasserkaft amortisiert sich sehr schnell", sagt Müller. "Wasserkraftanlagen haben die längste Laufzeit. Das können durchaus 100 Jahre sein. Viel kann ja da nicht kaputtgehen."

Die Mühle erzeugt aber nicht nur Strom. Die Abwärme nutzt die Familie Joel-Müller auch für die Heizung. In der Vergangenheit hat das Anwesen pro Saison 22 000 Liter Heizöl verschlungen. Seit Müller die Abwärme der Mühle nutzt und zudem einen offenen Kaminofen in die Heizung mit einbindet, braucht er nur noch 7000 Liter. Müller tüftelt weiter. Noch mehr will er sparen. "Irgendwann möchte ich auf Null kommen."

Auch die Natur profitiert


Was ihn, abseits von Energiekosten und Stromerzeugung aber besonders freut: "Immer wieder kommen Leute, die sich für die Wasserkraft interessieren." Und vom Engagement der Familie für die Wasserkraft profitiert auch die Natur: "Wir haben viel bessere Fischgewässer, seitdem wir die Uferbewachsung entfernt und damit auch für mehr Licht gesorgt haben. Da stehen massenweise Saiblinge, Forellen und Tigerforellen."