Schreiby und Lesy in Nöten

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Ein Tweet mit dem geschlechtsneutral formulierten Wort "Bürger*innen" ist auf einem Mobiltelefon zu sehen.
Ein Tweet mit dem geschlechtsneutral formulierten Wort "Bürger*innen" ist auf einem Mobiltelefon zu sehen.
Marijan Murat, dpa

Ich weiß: Ich mache mich jetzt bei manchen richtig unbeliebt! Der Weg, auf dem ich gehe, ist gepflastert mit Fettnäpfchen.

Aber ich tue es trotzdem, denn ich mache mir Sorgen - um unsere Sprache. Wie so oft beim Sonntagsdienst sitze ich vor einem Haufen Pressemitteilungen, gespickt mit Versuchen, eine gendergerechte Sprache zu gebrauchen. Es begegnen mir Helfer*innen, HelferInnen und Helfende - die drei gebräuchlichsten Varianten der politischen Korrektheit. "Die Helfer" - so was Frauenfeindliches traut sich keiner mehr zu schreiben.

Sprache prägt unser Denken, und damit auch unser Handeln. Ja! Deshalb sollten wir achtsam damit umgehen und auf die Wirkung unserer Worte achten. Aber sie ist vor allem dazu da, uns zu verständigen, und dafür muss sie vor allem eines sein: verständlich! Ein Text, in dem es von Sternchen, Schrägstrichen und Großbuchstaben in der Wortmitte wimmelt, lässt genau das vermissen. Deshalb mag ich diese Schreibweisen alle nicht. Schreiben wir doch Helferinnen und Helfer (oder umgekehrt). Es muss aber vielleicht nicht in jedem Satz sein. Das ist für den/die, der/die (m/w/d) es lesen muss, ermüdend und nervig.

Es geht auch noch irrer: Wir können vom Helfy bzw. den Helfys schreiben. Kein Witz. Die Methode stammt vom Sprachdidakten Thomas Kronschläger. Seine Idee: Wir sind nicht mehr m/w/d, sondern ganz genderneutral. Sie gehen dann zum Arzty, Ihre Tonne leert das Müllwerky, das Schüly fragt sein Lehry, wenn es was nicht verstanden hat. Kann man machen, wenn man seine Sprache ruinieren will. Wollen wir das? "Bitte nicht!", fleht Ihr Redakteury Dagmar Besand.