Thurnau ist auf einem guten Weg: Neue Betriebe haben sich angesiedelt, ein großes Gewerbegebiet wird entwickelt und es flossen Fördermittel in Millionenhöhe. Doch einige Bürger bringen viele Kleinigkeiten in Rage.
In einem einstündigen Vortrag beleuchtete Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) in der Bürgerversammlung, was in Thurnau unter seiner Ägide alles passiert sei: In elf Sitzungen wurden 132 Tagesordnungspunkte behandelt. 115 Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Am Schloss Thurnau tut sich etwas: 4,1 Millionen Euro an Bundesmitteln sind bewilligt worden. Mit diesem Geld kann das Institut für fränkische Landesgeschichte als "Leuchtturmprojekt" des Nordbayernprogrammes angesiedelt werden, ohne dass der Markt Thurnau eigenes Geld für die Instandsetzung des Schlosses in die Hand nehmen muss.
Thurnau hat neue Wirtschaftsbetriebe gewinnen können - Bioteg und Textilwaren 24. Und außerdem ist ein Gewerbegebiet geplant mit einer bebaubaren Fläche von 159 000 Quadratmetern, erklärte der Bürgermeister.
Bernreuther ging auf die Sanierung des Kinderbeckens im Thurnauer Freibad ein und betonte, dass die Bürger selbst 15 000 Euro an Spenden aufgebracht haben. "Das hat mir gezeigt, dass die Investitionen in die Regeltechnik gewollt sind", so der Bürgermeister. Denn 230 Bürger haben gespendet. Und auch die Sanierung der Straße Rottlersreuth-Partenfeld und Oberflächensanierungen von Straßen waren ein Thema.
"Das ist ein schöner Vortrag mit vielen schönen Bildern, aber es gibt 1000 Kleinigkeiten. Ich lade Sie jetzt mal auf einen Fußweg durch Thurnau ein", eröffnete Max Herrmannsdörfer einen wahren Beschwerdereigen. Der Bürger zeigte sich unzufrieden mit dem Zustand der Buswartehäuschen. Die Sauberkeit in Thurnau lasse zu wünschen übrig.
Rund um den Schlossweiher sei Dreck und Müll, auch Hundedreck.
Bei einem Fußrundgang durch Thurnau machen viel zu schmale Gehwege den Weg beschwerlich und gefährlich für Mütter mit Kinderwagen oder älteren Menschen mit Rollatoren. Und zudem werde in den ausgewiesenen Tempo 30-Zonen zu schnell gefahren. "Es gibt 1000 Kleinigkeiten, die abgestellt werden müssen. Und man muss endlich die Raserei abstellen, beispielsweise in der Kasendorfer Straße", forderte Herrmannsdörfer in seinem engagierten Vortrag.
Raserei nicht belegt
Doch Bürgermeister Martin Bernreuther hatte Verkehrsdatenerhebungen dabei. Die belegen, dass in Thurnau sich nahezu alle an die vorgegebene Geschwindigkeit halten, dass es nur wenige Ausreißer von Fahrern, die mit über 50 unterwegs sind, gibt. Ganz anders in Limmersdorf, so Bernreuther. Aus diesem Grund werde die Polizei auch nicht tätig.
Michael Karwoth befürchtet Mehr-Verkehr für Thurnau, wenn Kasendorf das Gewerbegebiet ausweist. Auch die Schwertransporte nach Alladorf hätten die Thurnauer schon zu spüren bekommen. "Thurnau hat sich total verbaut - an eine Umgehungsstraße für Thurnau ist noch gar nicht gedacht", monierte Karwoth. Doch Martin Bernreuther sieht die Realisierung einer Umgehung für Thurnau in den nächsten Jahren schlicht und ergreifend als unrealistisch an.
Allerdings werde sich beim Bahnhofsgelände, über das sich die Bürger ebenfalls beschwerten, etwas tun. "Aber ich möchte keinen Platz für Spekulationen über das Bahnhofsgelände eröffnen. Ich möchte erst darüber reden, wenn wir auch wirklich etwas sagen können", so Bernreuther.
Schon am Tag nach der Bürgerversammlung allerdings wurde der Bauhof tätig und verbesserte auf dem Bahnhofsgelände die Situation - so weit wie möglich.
Zeitgenossen gegeben, die mit dem "Notizblöcklein durch die Ortschaft gelaufen sind" (nicht nur in Thurnau) und sich umgesehen haben, was man ihrer Meinung nach noch alles verbessern sollte. Für die Anregungen kann man sich bedanken und prüfen, was davon sinnvoll und umsetzbar ist. Bis dahin alles OK.
Leider meinen solche Zeitgenossen halt auch oft, dass das wie eine Bestellung beim Ober ist und werden dann zu Quertreibern, die unsere Kommunalverwaltung oft jahrelang belasten, wenn Ihre "Wünsche" nicht berücksichtigt werden. Hoffen wir, dass in Thurnau nicht wieder ein solcher Reigen eröffnet wurde...
also 1000 Kleinigkeiten entstehen nicht von heute auf morgen. Eine Gemeinde lebt auch von mündigen Bürgern, die erkannte Probleme direkt mit dem Bürgermeister oder den Gemeinderäten besprechen, hierdurch für schnelle Abhilfe sorgen und mithelfen, eine Gemeinde lebens- und liebenswert zu machen oder zu erhalten. Die Präsentation einer solchen Liste von "1000 Unzulänglichkeiten" in einem öffentlichen Forum ist dem Ansehen und dem guten Ruf einer Gemeinde erheblich abträglich. Als Bürger sollte man sich für seine eigene Kommune einsetzen und sich nicht gegen sie stellen.