Schmeilsdorfer im Flutgebiet: "Helferstrom darf nicht abreißen"

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Sven Nußgräber in Arbeitskluft und beim Putzabschlagen in einem vom Hochwasser schwer beschädigten Haus. Foto: privat
Sven Nußgräber in Arbeitskluft und beim Putzabschlagen in einem vom Hochwasser schwer beschädigten Haus. Foto: privat
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
 
Sven Nußgräber in Arbeitskluft. Foto: privat
Sven Nußgräber in Arbeitskluft. Foto: privat
 
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
 
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
 
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
Bilder aus dem Flutgebiet. Foto: privat
 
Im Helfercamp werden die Freiwilligen versorgt.
Im Helfercamp werden die Freiwilligen versorgt.
 
Sven Nußgräber war mit einem Transportfahrzeug voll Hilfsgüter angereist. Foto: privat
Sven Nußgräber war mit einem Transportfahrzeug voll Hilfsgüter angereist. Foto: privat
 

Sven Nußgräber war im Hochwassergebiet. Im Arbeitseinsatz. Freiwillig, ohne Bezahlung. In seinem Urlaub. Er hofft, dass andere seinem Beispiel folgen.

Sven Nußgräber hat eine soziale Ader, sagt er über sich selbst. Dass das aber nicht nur leere Worte sind, zeigt das Engagement des 38-Jährigen. Vor sechs Jahren haben wir schon einmal über den Schmeilsdorfer berichtet, als er sich mit der Organisation Sea Shepherd auf Walrettung vor die Faröer-Inseln begab. Mehrere Monate war er damals ehrenamtlich für den Schutz der Meeressäuger unterwegs. Jetzt war er wieder im Einsatz: diesmal im Westen der Republik bei den Hochwasseropfern.

"Als ich die Bilder aus dem Katastrophengebiet gesehen habe, war mir klar, ich muss da hin", sagt der Mann, der mittlerweile Vater einer zweijährigen Tochter ist. Den Menschen helfen, denen die Flut fast alles nahm. Beim Wiederaufbau mit anpacken.

Der Zufall wollte es, dass Sven Nußgräber zwei Wochen, nachdem das Hochwasser ganze Landstriche verwüstet hatte, Urlaub hatte. Die Wartezeit bis dahin nutzte er zum Sammeln von Spenden. Der 38-Jährige, der bei der Mainleuser Firma AFC Hartmetall beschäftigt ist, erhielt von seinem Betrieb nicht nur einen Transporter zur Verfügung gestellt, sondern auch noch 2,5 Tonnen Bauholz. Das Haus Schmeilsdorf gab Corona-Schutzanzüge mit, die Feuerwehr Kulmbach 30 Paar Feuerwehrstiefel. Dazu kamen Haushalts- und Werkzeugspenden aus dem Familienkreis.

Schwer beladen machte sich Sven Nußgräber mit seinem Transporter samt Hänger auf in das Krisengebiet. Dass eine Reifenpanne am Ankunftsort schnell, unbürokratisch und umsonst ("Du hilfst uns, wir helfen dir") behoben wurde, war bezeichnend für das, was kommen sollte.

Wohin er sich wenden musste, wie die Einsätze organisiert werden, darüber hatte sich der Schmeilsdorfer schon vor seiner Abreise informiert. Zentrale Anlaufstelle sei das Helfershuttle-Camp im Industriegebiet "Innovationspark Rheinland" oberhalb des schwer von den Fluten getroffenen Ahrweiler. Dort wird alles koordiniert (www.helfer-shuttle.de), von zugeparkten Wegen durch Helferfahrzeuge, über die kurz nach der Katastrophe berichtet wurde - keine Spur mehr, berichtet Nußgräber.

Der 38-Jährige betont, dass man kein Handwerker sein muss, um mit anpacken zu können. "Für jeden gibt es etwas zu tun." 40 000 Helfer, darunter viele Frauen, hätten schon 250 000 Arbeitsstunden erbracht, sagt er. "Und trotzdem ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein."

Seine Tage haben überwiegend daraus bestanden, durchweichten Putz von den Wänden zu schlagen. "Alles muss entkernt werden." Er spricht von der derzeit wahrscheinlich größten Baustelle der Welt. Der Wiederaufbau sei mit den Handwerkerfirmen vor Ort allein nicht zu schaffen, zumal diese auch von den Fluten betroffen seien. "Das geht nicht ohne freiwillige Helfer", sagt er aus Überzeugung. Und die Zeit dränge: Die Wände seien noch nass, die Fenster vieler Häuser kaputt - "und der Winter kommt".

Nußgräber war schon zweimal im Katastrophengebiet - so wie viele vor ihm. "Jeder kommt wieder - weil er das Gefühl hat, nicht fertig zu sein angesichts des unfassbaren Zerstörungsbildes." Ein Anblick ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: "Von einer Straße, die drei bis vier Meter über dem Flussbett liegt, habe ich nach oben geschaut und in einem Baum einen Wohnwagen hängen sehen. Da begreift man erst, was da passiert sein muss."

Neben den vielen privaten Helfern waren auch schon das Kulmbacher THW und BRK im Einsatz. Bei beiden gibt es derzeit zwar keine weiteren Einsatzanfragen, "aber da kann kurzfristig was kommen", erklärt THW-Ortsbeauftragter Udo Wende. Und BRK-Geschäftsführer Jürgen Dippold ergänzt: "Wenn wir gebraucht werden, stehen wir zur Verfügung. Das ist die Stärke des Ehrenamts."