Zwei Mal pro Woche versorgt die Tafel in Kulmbach bedürftige Menschen mit Lebensmitteln. Am Mittwoch feierte die Einrichtung ihr zehnjähriges Bestehen. Das größte Geburtstagsgeschenk wären mehr ehrenamtliche Helfer.
Einerseits gibt es Lebensmittel im Überfluss in Deutschland - andererseits gibt es Menschen, die sich all die Lebensmittel nicht leisten können. Für diese sammeln die Mitarbeiter der Kulmbacher Tafel zwei Mal pro Woche Lebensmittel und verteilen sie gegen Vorlage eines Berechtigungsscheins an die Menschen, bei denen das Geld nicht reicht.
Jeden Dienstag und Freitag stehen die Menschen in der Blaich Schlange. "Es ist ein Skandal, dass wir die Tafel in unserer heutigen Zeit brauchen", sagte Pfarrer Holger Fischer im ökumenischen Festgottesdienst, den er mit Dekan Hans Roppelt anlässlich des zehnjährigen Tafel-Geburtstages feierte.
Pfarrer: "Es ist ein Skandal" "Es ist ein Skandal, dass es nicht allen Menschen gelingt, von ihrer Arbeit zu leben. Es ist ein Skandal, dass gehandicapte Menschen nicht genug sozial abgesichert sind", so Fischer.
"Die Leute, denen wir helfen, kommen nicht nur aus Kulmbach, sie kommen aus dem ganzen Landkreis", berichtet Elfriede Höhn, die seit vielen Jahren die Tafel leitet. Doch neuerdings hat die Einrichtung mit einem neuen Phänomen zu kämpfen, den Flüchtlingen. "Noch vor ein paar Jahren durften wir Asylbewerbern definitiv nichts geben. Das hat sich jetzt geändert, und das ist gut so." Denn wer Essen brauche, so Höhn, solle es bekommen - das sei der Anspruch der Tafel.
Immer mehr Asylbewerber kommen Höhn zufolge zur Essensausgabe. "Das Problem ist die Sprachbarriere. Inzwischen hat der Bundesverband schon Informationsblätter in verschiedenen Sprachen herausgegeben", sagt sie.
Bernhard Saurenbach von der Ländervertretung Nord des Bundesverbands Deutsche Tafel kann Elfriede Höhn nur beipflichten: "Wir können dem Asylbewerberansturm nicht gerecht werden - zumal die Lebensmittel, die wir zur Verfügung gestellt
bekommen, nicht mehr so üppig sind wie noch vor Jahren." Inzwischen verkauften Supermärkte zum Ladenschluss hin ihre Waren zu reduzierten Preise - diese fehlten dann den Tafeln.
Das nächste Problem sei, dass Asylbewerber - vor allem aus islamischen Ländern - oft die heimischen Waren nicht essen können, weil Schweinefleisch enthalten ist.
Die Freude ist groß Generell ist die Freude bei den Menschen groß, wenn sie mit vollen Einkaufstaschen den Laden verlassen. "Es ist gut, dass es die Tafel gibt", sagt eine Frau, Mitte dreißig.
"Wir könnten nicht überleben ohne die Tafel"; sagt eine Mutter, die mit zwei Kindern an der Ausgabe steht. Jeder, der zur Tafel kommt, hat mit seinem eigenen ganz persönlichen Schicksal zu kämpfen.
Mal ist es Arbeitslosigkeit, manchmal sind es Krankheiten, die Familien ins Unglück gestürzt haben.
Auch Rentner, die ihr Leben lang gearbeitet haben, müssen oft die Tafel aufsuchen - oder Berufstätige, die nicht von ihrem Lohn leben können. "Pro Tag bringen wir vier Transporter zu uns", erklärt Elfriede Höhn. Achtzig Aktive engagierten sich. "Unsere älteste Mitarbeiterin ist Elsa Ohnemüller. Sie ist 82 und kommt jeden Montag. Aber wir brauchen unbedingt noch weitere ehrenamtliche Helfer, vor allem solche mit Führerschein."
Beim Tafeljubiläum hielt die Kulmbacher Unternehmerin Barbara Hahn die Festrede. Sie war bei der Gründung dabei. "Ich bin stolz, was ihr aus meinem Baby gemacht habt", freute sie sich über die Erfolgsgeschichte der Kulmbacher Tafel.
Auch Landrat Klaus Peter Söllner bescheinigte der Tafel eine anerkennenswerte Leistung im Dienst am Nächsten - ebenso wie der Vertreter der Stadt, Dieter Hägele.
Vermieter Reinhardt Baumgartner meinte, dass er mit der Vermietung der Räume an die Tafel einen "Glücksgriff" getan habe. "Es war immer ein gutes Miteinanander."
Elke Höhn und Michaela Axtner umrahmten den Festgottesdienst musikalisch. Und bei einem geselligen Beisammensein ehrte Elfriede Höhn die Gründungsmitglieder der Tafel: Cosima Asen, Erna Balar, Elisabeth Elsner, Brigitte Kastner, Helga Kern, Helga Mayer, Annette Pöhlmann, Johanna Rattler, Liane Schiebler, Anton Schlensog, Anna Söllner, Erika Sollmann, Gabriele Tietze, Wolfgang Tretschok, Ingrid Wilzok-Ohnemüller, Heinz Witzgall, Wolfhart Witzgall, Brigitte Wolpert, Hermann Wilz, Peter Ziegler und Elsa Ohnemüller. Auch Elfriede Höhn ist seit zehn Jahren mit von der Partie.