Die freiberuflich tätigen Lohnschlächter, die seit vielen Jahren im Kulmbacher Schlachthof arbeiten, haben überraschend ihre Kündigung erhalten. Ihre Tätigkeit könnte künftig ein Hofer Betrieb übernehmen. Die Schlächter wehren sich - die Stadt Kulmbach sucht jetzt nach einer Lösung, "die allen gerecht wird".
Der städtische Schlachthof, der über Jahre defizitär und marode war, befindet sich auf einem Konsolidierungskurs. Das Defizit konnte um rund 400.000 Euro gesenkt werden, liegt jährlich jetzt "nur" noch bei knapp 100.000 Euro. Das freut nicht nur die Stadt, sondern auch viele Metzger aus dem Landkreis, denen vor wenigen Jahren mit der möglichen Schließung noch weite Fahrten in benachbarte Städte drohten.
Erst das Gespräch Einen wohl nicht unerheblichen Anteil daran, dass es wieder aufwärts geht, haben die Lohnschlächter aus dem Raum Kulmbach, die in der städtischen Einrichtung die Schlachtung für Metzger und Großschlächter übernehmen. Diese sind geschockt, hat Schlachthof-Chef Dirk Grühn den selbstständigen, freiberuflich tätigen Mitarbeitern doch die Kündigung ausgesprochen.
Die Lohnschlächter wollen sich gegenüber infranken.de nicht äußern, sondern erst das Gespräch mit der Stadt suchen. Das sagt Konrad Schmidt, der Sprecher der Gemeinschaft der Schlachthofbenutzer, die die Aufkündigung der Zusammenarbeit nicht akzeptiert.
Kritik der Metzger Einige Metzger aus der Region, die nicht genannt werden wollen, haben sich an infranken.de gewandt. Sie kritisieren das Vorgehen im Schlachthof vehement. Es seien die Lohnschlächter aus der Region, die diesem in schwierigen Zeiten die Stange gehalten hätten. Die Metzger bedauern, dass diese nun auf die Straße gesetzt werden sollen.
Keine Antwort Die Schlachtung könnten künftig Lohnschlächter der Firma Riedel aus Hof übernehmen, die, so wollen die Metzger erfahren haben, mit vielen osteuropäischen Schlächtern im
Einsatz sind, die für wenig Geld arbeiten. "Haben Sie was gegen osteuropäische Arbeiter?", lautete die Frage von Geschäftsführer Thomas Riedel, als wir ihn mit der Kritik konfrontierten. Ob der Schlachthof Kulmbach attraktiv sei? Riedel wollte weder diese noch weitere Fragen beantworten. Er sagte nur: "Wir sind vom Schlachthof gefragt worden, ob wir in Kulmbach schlachten. Wenn Sie Näheres wissen wollen, müssen Sie sich an Herrn Grühn wenden."
Das sagt die Stadt Für den Schlachthof, der ein städtischer Betrieb ist, bezog nicht dessen Leiter Dirk Grühn Stellung, sondern das Hauptamt im Rathaus. Geschäftsleitender Beamter Uwe Angermann machte deutlich, dass die Stadt das Gespräch mit den Lohnschlächtern suchen werde.
Es sei noch nicht klar, ob die ausgesprochene Kündigung rechtens sei, ob mit Blick auf deren Dienstleistung überhaupt eine Kündigung erforderlich wäre, um die Zusammenarbeit zu beenden. "Damit wird sich unsere Rechtsabteilung befassen", betont Angermann, nach dessen Worten das letzte Wort in Sachen Kündigung auch noch nicht gesprochen ist. Es sei das Ziel des Treffens mit den Kopfschlächtern, ein Lösung zu finden, die allen gerecht wird.
Geht es um die Qualität? Angermann geht auch auf die Gründe der Streitigkeiten ein: Es habe Klagen von Kunden gegeben, die die Qualität der Arbeit in der Rinderschlachtung kritisiert hätten. "Wir wollen die Stückzahl am Schlachthof weiter erhöhen, und dafür muss Qualität geboten werden.
Die Auftraggeber haben gedroht, sonst woanders schlachten zu lassen", so der Sprecher der Stadt, nach dessen Worten unter anderem die Frage der Qualität geklärt werden müsse. Die wird aber von vielen Kulmbacher Metzgern gar nicht kritisiert. Nach ihrer Einschätzung geht es nicht um die Frage der Qualität, sondern um den Preiskampf.
Wie Uwe Angermann von der Stadt ausführt, sei auch fraglich, ob die Kulmbacher Kopfschlächter das gestiegene Schlachtvolumen überhaupt bewältigen können. Dirk Grühn habe auch deshalb das Gespräch mit der Hofer Lohnschlächterei gesucht, die bereit wäre, in Kulmbach einzusteigen. "Es gibt aber keinen Vertrag."
Uwe Krautz, Obermeister der Metzgerinnung, will die Diskussionen nicht bewerten. "Das steht mir nicht zu", sagt Krautz, der froh ist, dass der Schlachthof wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangt ist und in den letzten Jahren viele neue Kunden gewonnen hat. Das sei auch ein Verdienst von Dirk Grühn.