Schlachthof Kulmbach: Der Großkunde ist weg

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Die Fränkische-Gusto GmbH war der Großkunde. Jetzt werden Tiere der unterfränkischen Firma nicht mehr in Kulmbach geschlachtet. Foto: Archiv
Die Fränkische-Gusto GmbH war der Großkunde. Jetzt werden Tiere der unterfränkischen Firma nicht mehr in Kulmbach geschlachtet. Foto: Archiv

Der Schlachthof hat seinen Großkunden verloren. Die Stadt Kulmbach und die unterfränkische Firma Fränkische-Gusto GmbH gehen getrennte Wege.

Die Stadt Kulmbach und die Firma Fränkische-Gusto GmbH gehen wieder getrennte Wege. "Darauf haben wir uns verständigt", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) zu einer Weichenstellung, die für den städtischen Schlachthof von großer Bedeutung ist. Denn der Fleisch- und Wurstwaren-Großhandel aus dem unterfränkischen Burgpreppach war in den vergangenen Jahren der Großkunde, mit dem die Schlachtzahlen auch deutlich gesteigert werden konnten.


Immer mehr Tiere

Die Stadt Kulmbach wollte die Zahl der Schlachtungen erhöhen, um das betriebswirtschaftliche Ergebnis der defizitären kommunalen Einrichtung weiter zu verbessern. Vor gut einem Jahr hatte man sich in der Folge auch von den Kulmbacher Lohnschlächtern getrennt, deren Arbeit seitdem Mitarbeiter der Hofer Firma Riedel ausführen. Die neuen Lohnschlächter hatten zuletzt immer mehr Tiere, vor allem Rinder, für die Fränkische-Gusto GmbH schlachten müssen. Die Firma aus dem Unterfränkischen hat laut OB Schramm anfangs rund 500 Tiere nach Kulmbach gebracht. "Das war eine überschaubare Größe, die in unser Konzept reingepasst hat."

Die Schlachtzahlen seien dann jedoch stark gestiegen. 2014 habe die Gusto 2000, im vergangenen Jahr schließlich über 4000 Rinder schlachten lassen, etwas über die Hälfte aller Tiere, die im Schlachthof landen.


Strengere Vorschriften

Durch die hohe Auslastung seien die Forderungen der Aufsichtsbehörden immer größer geworden. Die Stadt hätte laut Schramm einige Millionen investieren müssen, um bei der großen Schlachtkapazität den Anforderungen auch bezüglich des EU-Rechts gerecht werden zu können. Das Geld hätte man unter anderem in eine neue Lüftung, Kühlräume und Schlachtbänder stecken müssen. Auch hätte man mehr Personal gebraucht, zudem wären die laufenden Kosten weiter gestiegen, so der geschäftsführende Beamte der Stadt, Uwe Angermann.


Finanzielles Wagnis

"Wir haben das alles wirtschaftlich hinterfragt", sagt Henry Schramm. Man sei schließlich zu der Entscheidung gekommen, dass man das finanzielle Wagnis nicht eingehen könne. "Zumal wir uns von einem Großkunden abhängig gemacht hätten. Denn was wäre gewesen, wenn wir investiert, den Großkunden später aber verloren hätten?" Die Stadt hätte laut Schramm mit dem Ausbau die Entwicklung des Schlachthofs nicht mehr ausschließlich in der eigenen Hand gehabt.

Hauptziel müsse es bleiben, den heimischen Metzgern eine Schlachtgelegenheit zu bieten, ohne viele Kilometer fahren zu müssen. Man werde auch künftig Geld in die Hand nehmen müssen, um den Schlachthof weiter zu entwickeln, könne die Investitionen jetzt aber Zug um Zug tätigen.


Lange Wartezeiten sind vorbei

Die Kulmbacher Metzger selbst sind offenbar nicht traurig darüber, dass sich die unterfränkische Firma wieder verabschiedet hat. Man habe lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, denn die Fränkische-Gusto habe mit ihren vielen Tieren das Schlachtband oft blockiert, sagt ein Metzger, der namentlich nicht genannt werden will. Davor, dass die Stadt Kulmbach Gefahr läuft, in eine Abhängigkeit von einem Großkunden zu gelangen, hätten er und seine Kollegen gewarnt.


Defizit stark reduziert

Das jährliche Defizit des Schlachthofs, das bei Amtsantritt von Henry Schramm noch bei rund 500.000 Euro lag, konnte zuletzt auch dank des Zuschusses des Landkreises Kulmbach auf knapp 10.000 Euro reduziert werden. Die Stadt rechnet nun zwar damit, dass der Verlust nach der Trennung von der Firma Fränkische-Gusto GmbH wieder leicht steigen wird, nimmt dies aber in Kauf. Denn die Millioneninvestition, die laut Oberbürgermeister ein großes Risiko gewesen wäre, ist nun vom Tisch.