Was fressen Fledermäuse? Und wie wirkt sich der Rückgang der Insekten als Nahrungsquelle aus? Auch darum geht es bei der LBV-Fledermausnacht.
Das Image vom fliegenden Blutsauger haben sie zwar langsam überwunden - und dennoch kann sich nicht jeder an ihrem Anblick erfreuen. Erich Schiffelholz hingegen schon. Der Vorsitzende der Kulmbacher Kreisgruppe im Landesbund für Vogelschutz (LBV) mag die Fledermaus (botanischer Name: Microchiroptera). "Die Tierart ist zum Großteil noch unerforscht. Es stehen viele Fragezeichen etwa hinter dem, wie das genau mit der Schallortung funktioniert, die erst seit den 1930er Jahren überhaupt als solche bekannt ist. Wir kennen längst nicht alle Details zur Lebensweise und wissen nicht, welche Ansprüche sie an ihre Quartiere stellt. Genau das aber ist wichtig, um das Überleben der Spezies zu sichern."
Die Vorträge anlässlich der Fledermausnächte, die Schiffelholz seit 2002 auf der Plassenburg anbietet, haben zu einem besseren Verständnis für die "Vampire der Luft" geführt, wie mancheiner die Fledermaus noch immer bar jeder Sachkenntnis nennt. Diese Tierart existiert in kaum veränderter Bauweise seit etwa 50 Millionen Jahren auf der Erde - damit hängt sie den Homo sapiens um Längen ab. Und dennoch ist es gerade der Mensch, der für das fliegende Erfolgsmodell der Evolution eine große Gefahr darstellt.
Um ein besseres Verständnis für Mausohr, Hufeisennase, Zwergfledermaus & Co. zu wecken, bietet der LBV europaweit seit 23 Jahren regionale Veranstaltungen zum Thema an. Am Samstag findet die nächste Aktion dieser Art statt (siehe Infokasten unten). In Kulmbach bittet die Organisation wieder auf die Burg, denn nicht zuletzt die Keller sind begehrtes Refugium in den Wintermonaten und aus diesem Grund seit mehreren Jahren FFH-Gebiet.
Aktuelle Zahlen
Alle Jahre findet dort auch eine Zählung der Exemplare statt. Die nimmt Biologe Burkhard Pfeiffer von der Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Nordbayern vor, die wiederum an die Universität Erlangen angedockt ist. "Die Zahlen sind leider wieder etwas rückläufig, aber noch nicht beunruhigend", sagt Schiffelholz.
Die Art, die mit Abstand am häufigsten in den alten Gemäuern vorkommt, ist die Zwergfledermaus: 148 der insgesamt 175 gezählten Tiere gehören dazu. Sie sitzen in einem offenen langen Gang in Mauerspalten. Bei den Mopsfledermäusen wurden 15 Tiere registriert. "Wir hatten da auch schon doppelt so viele", sagt der Experte. Diese Unterart ist relativ kälteresistent. "Es kann sein, dass sie schon eher ausfliegen, wenn der Winter milder ist." Beim Großen Mausohr sind sieben Exemplare aktenkundig, ein Einzelgänger bei der Langohrfledermaus. Dazu gesellen sich einige unbestimmte Arten. "Über die Jahre hatten wir im Winterquartier mindestens elf verschiedene Arten, wobei etwa die Bartfledermaus nur schwer von anderen zu unterscheiden ist. Für ganz Bayern sind 24 Arten registriert."
Wenn Nahrung Mangelware wird
Doch die haben zu kämpfen - nicht zuletzt wegen des Insektensterbens. "Wenn die Nahrung fehlt, trifft es logischerweise auch die Fledermäuse. Wenn eine Tierart zu 100 Prozent auf Insekten angewiesen ist, ist sie schnell hochgradig bedroht. Sie kann sich ja nicht einfach auf anderes Futter umstellen."
Unmöglich, so Schiffelholz, wäre es, freilebende Bestände draußen zu füttern. "Viele Arten fangen sich ihre Nahrung aus der Luft, das Große Mausohr vertilgt Laufkäfer, die es am Boden findet." Was der Mensch freilich tun kann, so der Kreisvorsitzende: "Die Grundlagen für die Futtertiere verbessern und nicht noch weiter schmälern. Das fördert man, indem man blütenreiche Gärten fördert. Dazu kann jeder einen Beitrag leisten."