Mehr als 30 Jahre hat es gedauert, ehe die Umgehungen von Untersteinach und Kauerndorf auf den Weg gebracht wurden:
1986 Der Gemeinderat Untersteinach fordert den Bau einer Ortsumgehung.
1989 Die Regierung teilt mit, dass eine Tunnellösung bei Untersteinach aus Kostengründen nicht zu machen ist.
1995 Das Raumordnungsverfahren beginnt.
1996 Die Trassenfestlegung erfolgt.
2006 Dezember Am 19. Dezember 2006 beantragt das Staatliche Bauamt bei der Regierung von Oberfranken die Planfeststellung der 5,8 Kilometer langen Ortsumgehung der B 289 neu von Kulmbach/Ost über Kauerndorf und Untersteinach bis zur Wiedereinmündung bei Ludwigschorgast. Das Projekt steht im vordringlichen Bedarf des Bundesfernstraßenbaus, ist aber nicht im Investitionsprogramm des Bundes enthalten.
2007 Oktober Die Kosten für einen 720 Meter langen Tunnel bei Kauerndorf werden auf 14 Millionen Euro geschätzt. CSU-Bundestagsabgeordneter Karl-Theodor zu Guttenberg ist optimistisch, dass nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens zeitnah eine Finanzierung gefunden werde.
2008 Dezember Der Gemeinderat Ködnitz mahnt den Planfeststellungsbeschluss für die Umgehung an.
2009 Januar Auch Landrat Klaus Peter Söllner (FW) bittet die Regierung, den Planfeststellungsbeschluss zu fassen.
Juli Der Planfeststellungsbeschluss liegt vor - die Umgehung im Zuge der B 289 für Kauerndorf und Untersteinach soll rund 42 Millionen Euro kosten.
2010 April Auf Initiative von Marion Resch-Heckel, Leiterin der Bauabteilung der Regierung von Oberfranken, wird für die Brücke der Untersteinacher Umgehung ein Realisierungswettbewerb ausgeschrieben.
November Bürgermeister Stephan Heckel-Michel (CSU) ist sicher, dass mit dem Bau der Umgehung in absehbarer Zeit begonnen wird. Der Entwurf für die Talbrücke mit Galerie über die Bahnstrecke im Zuge der geplanten Umgehungsstraße für Untersteinach der Arbeitsgemeinschaft des Bauingenieurbüros Schäpertöns und Partner sowie der Architekten Schultz-Brauns & Reinhart aus München gewinnt einstimmig den Realisierungswettbewerb. Die Kostenschätzung für die Realisierung belaufen sich auf 19,5 Millionen Euro.
2011 Mai Antwort von Staatssekretär Andreas Scheuer (CSU) im Bundesverkehrsministerium an den Landrat: Erhaltungsmaßnahmen gehen vor, es gibt keine konkrete Perspektive für die Ortsumgehung.
Juli Hartmut Koschyk, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (CSU), will sich für eine raschere Finanzierung einsetzen.
September Im neuen Fünfjahresplan des Bundesverkehrsministeriums ist kein Geld für die Umgehung vorgesehen.
Oktober/November/Dezember Protestaktionen in Untersteinach, Kauerndorf und Stadtsteinach - der Verkehr wird eine Stunde lang behindert, eine Briefaktion beginnt. Es gibt Schweigemärsche und einen symbolischen Spatenstich.
Dezember Das Projekt steht im Entwurf des Investitionsrahmenplans 2011 bis 2015 des Bundesverkehrsministeriums.
2012 JanuarFür Februar wird ein Besuch von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) angekündigt.
Februar Im Entwurf des Infrastrukturbeschleunigungsprogramms ist die Ortsumgehung nicht enthalten. Minister Ramsauer sagt seinen Besuch ab und lässt Bürger aus Kauerndorf und Untersteinach in Bayreuth abblitzen. Das Staatliche Bauamt korrigiert die Baukosten von 46 auf rund 80 Millionen Euro. Als Gründe werden gestiegene Kosten, die Gestaltung der Brücke und erhöhte Kosten für den geplanten Tunnel genannt.
März Der Bau der Umgehung ist in der endgültigen Fassung des neuen Investitionsrahmenplans nun doch festgeschrieben.
April/Mai Die Gemeinderäte Untersteinach und Kauerndorf stellen einen Antrag auf ein Nachtfahrverbot für Lastwagen ab 7,5 Tonnen und ein Tempolimit von 30 km/h auf der Ortsdurchfahrt von 22 bis 6 Uhr.
Juli Ramsauer ist zu einem nichtöffentlichen Besuch in Fölschnitz. Er sagt, das Projekt habe für ihn höchste Priorität.
Oktober Die beantragte Einführung eines Nachtfahrverbots für Lastwagen und eines Tempolimits wird von den Behörden abgelehnt. Es beginnen Bohrungen zur Untersuchung des Baugrunds für die Umgehung.
Dezember Die Kauerndorfer legen für etwa eine Stunde den Verkehr auf der Bundesstraße lahm.
2013 Mai Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) schlägt vor, das Projekt zu teilen - Untersteinach stimmt dem zu, Kauerndorf lehnt ab. Erneuter Protest in Kauerndorf - parkende Autos verengen die Bundesstraße, später geht eine Anzeige wegen Nötigung ein.
Juni Die Kauerndorfer Bürger nehmen eine eigene Verkehrszählung vor und kommen auf 19 517 Fahrzeuge pro Tag.
Juli Der Bund Naturschutz fordert, den Bau der Umgehung auf den Prüfstand zu stellen.
2014 Januar Die Bürgermeister aus Kauerndorf und Untersteinach schreiben Briefe an den neuen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU).
Oktober Der Bundesverkehrsminister stellt klar, dass es eine Zusage für eine rasche Finanzierung nicht geben werde.
November Kauerndorf stimmt der Aufteilung des Projekts auch zu.
2015 Juli Der Bundesverkehrsminister gibt 36 Millionen Euro für Untersteinach frei.
2016 März Die Ortsumgehung Kauerndorf (47,9 Millionen Euro) ist im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans nicht mehr im vordringlichen Bedarf, sondern steht unter "weiterer Bedarf mit Planungsrecht". Das Verkehrsministerium prüft die Ablösung der Gebäude an der B 289 in Kauerndorf. Die Kritik im Gemeinderat ist heftig.
Mai Erster Spatenstich für die Umgehung Stadtsteinach
Juni Gemeinsame Protestaktion von Bürgern aus Kauerndorf und Untersteinach - das Teilprojekt Kauerndorf soll im vordringlichen Bedarf bleiben.
Juli Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) plädiert für einen Tunnel, sofern es keine Alternativlösungen gebe.
Ein Kommentar von Alexander Müller:
Eine Politikerin, die ihre Versprechen hält am
Wenn man in all den Jahren durch Kauerndorf gefahren ist, hat man an den Transparenten gesehen, dass
die Politiker dort nicht gut wegkommen. All die Ramsauers und Scheuers, Guttenbergs und Koschyks, die immer wieder Hoffnung gemacht, dann die lärmgepeinigten Anwohner aber doch wieder enttäuscht hatten.
Freilich, man darf nicht ungerecht sein - sicher hatten sich alle mehr oder weniger intensiv bemüht, Pflöcke eingeschlagen, Türen geöffnet.
Und auch die heimischen Politiker - Landrat, Bürgermeister, Gemeinderäte - haben ebenso wie die Bürgerinitiativen in Untersteinach und Kauerndorf und überhaupt alle Anwohner immer wieder argumentiert, diskutiert, demonstriert.
Auf all diese Vorarbeit konnte Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner nun aufbauen. Sie hat am Anfang ihrer Amtszeit versprochen, dass sie sich für das Anliegen der Ortsumgehung einsetzen wird. Und bei ihr war das nicht nur so dahingesagt, um kritisch-fordernde Wähler zu beruhigen, nicht einfach nur ein Lippenbekenntnis, weil es von ihr erwartet wurde.
Nein, sie hat den Auftrag an- und ernstgenommen und gemeinsam mit den Protagonisten vor Ort überlegt, wie man zum Ziel kommen könnte. Auch bei anderen Themen hat sie schon bewiesen, dass sie sich in die Materie einfuchst, sich Fach- und Detailwissen aneignet und so am Ende manchem Fachmann argumentativ durchaus Paroli bieten kann.
Und, was ihre Parteifreundin, die bayerische Staatssekretärin Dorothee Bär, schon beim Spatenstich in Untersteinach auf humorvolle Weise angemerkt hat: Emmi Zeulner sei so hartnäckig, dass es fast an Stalking grenze.
Genau diese Hartnäckigkeit, dieses sich schlaumachen und die Bereitschaft, den mühevollen Weg des Redens, Argumentierens und Überzeugens zu gehen, hat zum Erfolg geführt.
Ein Erfolg übrigens, an den wohl niemand mehr ernsthaft geglaubt hatte - weder daran, dass es im Mai 2016 zum ersten Spatenstich in Untersteinach kommt, geschweige denn daran, dass jemals Mittel für den Tunnelbau in Kauerndorf zur Verfügung gestellt würden.
Der Landkreis ist damit nun zum wiederholten Mal binnen kürzester Zeit mit einem Projekt vorangekommen, das der Region unterm Strich nutzen wird: hohe Förderungen für das Schloss Thurnau, Uni-Campus in Kulmbach und eine Ortsumgehung zwischen Kulmbach/Ost und Ludwigschorgast. Der Staat investiert hier mehr als 100 Millionen Euro.
Damit hat die Politik ohne Zweifel ein Stück Vertrauen zurückgewonnen. Und Emmi Zeulner hat gezeigt, dass es
die Politiker so gar nicht gibt - sie ist nämlich nicht nur vor der Wahl aufgetaucht, sondern hat seitdem für den Erfolg gearbeitet und letztlich ihr Versprechen gehalten.