Die Tourismusverein "Die romantische Drei" steht vor dem Aus. Vorsitzender Heinz Eschenbacher fühlt sich von den Gemeinden im Stich gelassen.
Im Herbst 2016 hat der Tourismusverein "Die romantischen Drei" eine Wanderkarte herausgegeben. Satte 14 Jahre hat es seit den ersten Planungen Anfang der 2000er Jahre gedauert, bis die Karte endlich gedruckt und 26 Infotafeln aufgestellt werden konnten.
Nicht mehr kandidiert
Das langwierige Projekt verdeutlicht, wie schwer es das Vorstandsteam um Heinz Eschenbacher hatte, den Fremdenverkehr in den drei "romantischen" Gemeinden Thurnau,
Kasendorf und Wonsees voranzutreiben. "Unterstützung von den Kommunen haben wir kaum erfahren", klagt Eschenbacher, der jetzt die Reißleine gezogen hat. Der Heubscher hat nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidiert - ein Nachfolger wurde jedoch nicht gefunden. "Wir werden den Verein auflösen ", sagt Eschenbacher. Es wäre das bittere Ende einer Vereinigung, die ihre Ursprünge im Verkehrs- und Verschönerungsverein Thurnau hat, der Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet worden war.
Gescheitert
Heinz Eschenbacher hatte im Jahr 2000 das Ruder übernommen, um dem Verein ein neues Gesicht zu geben. 13 Mal wurde seitdem ein Gastgeber-Verzeichnis aufgelegt, Messen wurden besucht, um die Werbetrommel für die Region zu rühren. Das große Ziel, die drei Gemeinden mit ins Boot zu holen, sei letztlich aber gescheitert, erklärt der Vorsitzende. Bester Beweis: "Keine Kommune ist bei uns Mitglied geworden."
"In Wonsees die Zähne ausgebissen"
Das in der Satzung vorgeschrieben Ziel, Ortsgruppen zu gründen, habe sich nur in Thurnau und Kasendorf realisieren lassen. "In Wonsees haben wir uns da die Zähne ausgebissen", sagt Eschenbacher. In den Jahren 2013 bis 2016 sei mehrmals der Versuch gestartet worden, die Kommunen enger einzubinden, ein gemeinsames strategisches Konzept zu entwickeln. Zig Gespräche seien mit den Bürgermeistern geführt worden. Nach zähem Ringen hätten die kommunalen Gremien in Wonsees und Kasendorf zugestimmt, an Thurnau sei das Vorhaben letztlich gescheitert.
Fast waren es "Romantische Vier"
Dabei wären aus den "Romantischen Dreien" fast "Romantische Vier" geworden, sollte der Verbund doch um Neudrossenfeld erweitert werden. 2013 war gar die Einstellung einer Halbtagskraft anvisiert worden, die die Tourismus-Bestrebungen koordinieren sollte. Daraus wurde letztlich aber nichts.
Als schließlich auch das Interesse der in der Tourismusbranche tätigen Betriebe am Gastgeber-Verzeichnis immer mehr nachgelassen habe, "war das für uns ein Zeichen, dass der Verein keine Zukunft mehr hat". "Waren zu Beginn meiner Tätigkeit fünf Gastronomen im Vorstand tätig, so sank die Bereitschaft über die Jahre auf Null."
"Es war zermürbend"
Er habe oft ein Gefühl der Ohnmacht verspürt, sagt Eschenbacher. "Ich habe nie den Eindruck gewonnen, dass die Verantwortlichen in den Kommunen gespürt haben, dass wir ihnen mit unserer ehrenamtlichen Arbeit helfen wollen. Ich fand die Zusammenarbeit mit zehn Bürgermeistern und einer Bürgermeisterin zermürbend", erklärt der Vorsitzende. Dass Standortmarketing mehr und mehr an Bedeutung gewinne, sei lange Zeit verkannt worden.
Das sagen die Bürgermeister
Von einer bedauerlichen Entwicklung, die das Ergebnis eines schleichenden Prozesses sei, spricht der Wonseeser Bürgermeister Andreas Pöhner (CSU). Wie Pöhner erläutert, habe sich das Engagement der Mitglieder, so etwa der Gastronomen und Hoteliers, die am meisten von der Arbeit des Fremdenverkehrsvereins profitiert hätten, in Grenzen gehalten. Das Label der "Romantische Drei" werde man aber nicht sterben lassen, sondern auf kommunaler Ebene weiterführen, so Pöhner.
"Es ist natürlich nicht schön, wenn sich eine Vereinigung auflöst, die über Jahrzehnte gewachsen ist", sagt Pöhners Thurnauer Amtskollege Martin Bernreuther (CSU), der Heinz Eschenbacher für sein langjähriges Engagement dankt. Wie Bernreuther mitteilt, erstellt der Markt Thurnau eine eigene Werbebroschüre. Es sei eine Überlegung, diese künftig im Dreierverbund herauszugeben. Diesbezüglich liefen bereits Gespräche mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden.
Ein schwieriges Unterfangen
Auf die kommunale Zusammenarbeit in Sachen Fremdenverkehr setzt auch der Kasendorfer Bürgermeister Bernd Steinhäuser (CSU-Liste). Wie seine Amtskollegen dankt Steinhäuser Heinz Eschenbacher für sein großes Engagement. Der Vorsitzende habe es schwer gehabt, die in der Fremdverkehrsbranche tätigen Betriebe von der Notwendigkeit des Vereins zu überzeugen. Das Engagement der Mitglieder habe sich in Grenzen gehalten.