Wegen der gesperrten Mainbrücke in Mainleus fahren Autos verstärkt durch kleine Orte. Wie in Gundersreuth, wo sich die Anwohner über den Fahrstil ärgern.
"Die nehmen auf nichts Rücksicht, nicht einmal auf Kinder", klagt Holger Höhn. Seit die Mainbrücke in Mainleus, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Marktgemeinde, gesperrt ist, suchen sich die Autofahrer neue Wege. Dass sie dabei durch kleine Ortschaften fahren, in denen Kinder leben, das - so die Erfahrungen des Gundersreuthers - sei vielen Fahrzeuglenkern schlicht egal.
"Sie lassen sich von Neuenreuth aus den Berg runter gleiten und rollen bis zur scharfen Kurve in der Ortsmitte aus. Das Ortsschild interessiert sie gar nicht", sagt Höhn, der seinem Ärger über die rücksichtslose Fahrweise mit einem Facebook-Eintrag Luft machte.
Viel Verständnis für den Ärger
62 Mal wurde der Beitrag bis Montagnachmittag geteilt. Höhn beschreibt, wie die Autos mit hoher Geschwindigkeit an ihm und seinem kleinen Sohn vorbeirauschen. Viele Kommentatoren zeigten sich solidarisch und schilderten eigene Erlebnisse mit Rasern vor der Haustür. "Kein Gundersreuther hat etwas gegen die Autos. Aber sie sollen langsam fahren", sagt Höhn, der mit seinem öffentlichen Ärger vor allem sensibilisieren will.
Im Ort ist er mit seinem Anliegen nicht allein. Für Alexander Christenn, der mit seiner Familie eines der ersten Häuser nach der Ortseinfahrt bewohnt, sind die schnell einfahrenden Autos ein großes Thema - nicht erst, aber vor allem seit der Mainbrücken-Sperre. "Man macht sich Gedanken um seine Kinder", sagt Christenn, der sich eine Tempobegrenzung wünscht. "Bei Neuenreuth vorbei ist 70, warum nicht bis nach Gundersreuth? Und innerorts fordern wir Tempo 30."
Auch der Gundersreuther Herbert Pieper (FW), der im Mainleuser Gemeinderat sitzt, findet, dass der Verkehr zugenommen hat. "Es sind drei bis vier Mal so viele Autos." Für eine Tempobegrenzung hat er wenig Hoffnung. "Wir haben das schon versucht, die Verkehrsbehörde hat jedoch abgelehnt."
Aktuell, so Uwe Limmer vom Sachgebiet Verkehrswesen am Landratsamt, seien bei ihm keine Beschwerden über den Umleitungsverkehr aufgeschlagen. "Außerdem verläuft die offizielle Beschilderung ja auch über Peesten", fügt er hinzu.
"Immer noch eine Kreisstraße"
Ob in Gundersreuth, wo bei einer Stichprobe der BR-Redaktion am Montagnachmittag in 40 Minuten 75 Autos durch den Ort fuhren, der Verkehr zugelegt habe, könne er nicht beurteilen. In puncto Tempobegrenzung sei dies auch nicht von zentraler Bedeutung. "Nicht überall, wo ein paar Autos mehr durchfahren, können wir Tempo 30 machen. Das ist immer noch eine Kreisstraße." Oft, so Limmer, fühlten sich die Geschwindigkeiten für Anwohner schneller an, als sie tatsächlich seien. "Und auch Tempo 30 ist nur eine gefühlte Sicherheit für Kinder." Im Fall Gundersreuth seien die Voraussetzungen für eine Begrenzung nicht erfüllt. "Dort gibt es keine Unfallhäufung."
Beschwerden würden aber ernst genommen. Limmer: "Wir geben sie an die Polizei weiter und prüfen zu den Stoßzeiten die Verkehrsbelastung." Was könnten Lösungen sein? "Blitzgeräte oder mobile Geschwindigkeitsmessgeräte mit Lachgesichtern sind Mittel zum Zweck, funktionieren aber nicht überall", sagt Klaus-Peter Lang, Sachbearbeiter Verkehr bei der Kulmbacher Polizei. Manchmal seien die Entfernungen zum Messen zu kurz. Der Experte möchte den Ort jetzt beobachten.
"Ich kann den Ärger der Leute verstehen", sagt Robert Bosch (CSU), Bürgermeister von Mainleus. Man stehe im Kontakt mit dem für Kreisstraßen zuständigen Landratsamt. "Wo Tempobegrenzungen oder Hinweisschilder Sinn machen, bin ich dafür." Die Belastungen der Bürger durch die Brückensperrung seien groß ("Das merken auch Einzelhandel und Gastronomie."), aber "im vorher erwarteten Rahmen". Mit einer Ausnahme: Dass ein Lkw die Schleichweg-Strecke durch den Wald bei Witzmannsberg nutzen würde, war nicht vorgesehen. Bosch: "Wir planen eine Beschränkung bis zehn Tonnen."
Und in Gundersreuth? "Seit dem Facebook-Post bremsen deutlich mehr", sagt Holger Höhn, der hofft, dass sich dieser Trend fortsetzt.