Im Stadtgebiet Kulmbach gibt es viel Optimierungsbedarf, um den Bedürfnissen von Radlern gerecht zu werden.
Plötzlich ploppt das Thema gleich mehrfach auf: Am Freitag vergangener Woche hat die BR berichtet, dass man auf der Baustelle am Flutmuldendamm eine Umleitung für Radler einfach vergessen hat. Wenige Tage später veröffentlicht der ADFC die Ergebnisse seines Fahrradklima-Tests, der Kulmbach ein miserables Zeugnis ausstellt.
Und zeitgleich meldet sich Volker Wack, ehemals Stadtrat der Grünen und überzeugter Allwetter-Radfahrer, mit deutlicher Kritik. Wack weiß, wo es hakt im Stadtgebiet. Eine Reihe von Punkten hat er für die Bayerische Rundschau zusammengetragen. Wir veröffentlichen seine Auflistung im Wortlaut. 1. Bei der Neuordnung der Verkehrsführung auf dem Zentralparkplatz gab es in den Köpfen der Verantwortlichen den Radverkehr nicht. So fehlt beispielsweise das Schild "Radfahrer frei" für die gesperrte Durchfahrt zwischen dem Parkplatz und der Grabenstraße im Bereich des Kiosks. 2.Es gibt in Kulmbach etliche Einbahnstraßen, die sich im Gegenverkehr für die Radfahrer öffnen ließen. 3.Der neu gebaute Teil des Radwegs auf dem Flutmuldendamm, der eine wichtige überörtliche Radverbindung darstellt, aber auch innerörtlich von Bedeutung sein könnte (Verbindung der nördlichen Stadtteile zum Schwimmbad, bzw. über den Pörbitscher Weg zur Altstadt), wurde mit viel zu grobem Splitt belegt. 4.An vielen Straßen in der Innenstadt wurde eine Benutzungspflicht des Gehsteiges für Radfahrer durch eine entsprechende Beschilderung angeordnet. Die meisten dieser "Radwege" erfüllen aber die Mindestvoraussetzungen nach der Straßenverkehrsordnung nicht, sind zu schmal, haben eine holprige Oberfläche und nicht abgesenkte Bordsteine nerven! Das Ändern der Beschilderung ("Radfahrer frei") würde die Benutzung des Gehsteiges den Radfahrer*innen frei stellen. 5.Auch in der Saalfelder Straße dürfte es der Anteil des Lkw-Verkehrs nicht rechtfertigen, den Radverkehr auf einen gemeinsamen Geh- und Radweg zu zwingen. Die dortigen Ampelschaltungen an den Auffahrten zur Nordumgehung und bei Priemershof sind eine Zumutung für Radfahrer und Fußgänger! 6. Radtouristen stehen des Öfteren da und wissen nicht, wie sie weiter fahren können. Aber auch die Ausschilderung vom Innenstadtbereich in die äußeren Stadtteile bedarf dringend der Überarbeitung. 7. Zwischen Priemershof und dem Gründla fehlt entlang der Bundesstraße ein Stück Radweg Richtung Höferänger, für dessen Erstellung vermutlich sogar das Straßenbauamt zuständig wäre. Von Priemershof nach Metzdorf bis zum Dobrachweg fehlt der Ausbau des Trampelpfades zu einem vernünftigen, asphaltierten Radweg. 8.Nicht auf Wacks Liste vertreten ist der von vielen Radfahrern dringend gewünschte Radweg vom Wohngebiet am Galgenberg nach Melkendorf. Der war schon 2010 vom Stadtrat beschlossen worden; die Pläne sind aber immer noch nicht realisiert.
"Fachkraft einstellen"
Das Thema "Radfahren" sollte nach Wacks Überzeugung künftig professioneller als bisher angegangen werden. "Wir brauchen in Kulmbach endlich die Einstellung einer Fachkraft, deren alleinige Aufgabe es ist, mit Sachverstand die Bedingungen des Radverkehrs zu verbessern." Und weiter: "Warum gibt es keine Initiativen im Stadtrat oder in der Verwaltung? Stellt der Stadtrat überhaupt noch Mittel für die Ausweitung und Verbesserung des Radverkehrs in den Haushalt ein?"
Bedeutet Radfahren Stress? Sind Radwege zu oft zugeparkt? Sind Kinder auf dem Rad sicher? Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) fragt in regelmäßigen Abständen nach - im sogenannten Fahrradklima-Test.
Soeben wurde die Auswertung der Umfrage 2018 präsentiert. Das Ergebnis: Radler fühlen sich immer unsicherer. Fast überall im Freistaat Bayern ist viel Luft nach oben. Und inKulmbach? Da sowieso: Mit einer Bewertung von 4,7 zählt Kulmbach - ebenso wie die Stadt Hof - zu den bayernweiten Verlierern.
Die Umfrage des ADFC ist nicht repräsentativ, gilt aber als Stimmungsbarometer. Für insgesamt 27 Fragen gab es jeweils eine Art Schulnote, der Schnitt daraus ergibt das Gesamtergebnis. Der bayerische Gewinner ist das mittelfränkische Gunzenhausen. Mit einer Durchschnittsnote von 2,82 schneidet die Gemeinde im Ranking im Freistaat am besten ab.
In vielen Großstädten waren die Ergebnisse deutlich schlechter: München bekam die Note 3,99. Nürnberg wurde mit 4,2 bewertet und Würzburg sogar nur mit 4,32. Die bayernweiten Verlierer sind Hof und Kulmbach mit jeweils schlechteren Durchschnitten als 4,7.
So lange man sich in dieser Stadt weiterhin dafür feiert, dass die Stellflächen am "EKU-Platz" für die immer mehr werdenden SUV´s größenmäßig angepasst wurden, passiert für Radfaher gar nichts!!