Kaputte Wege, fragwürdige Arbeitsbedingungen: Ein Grafendobracher Bürger kritisiert, wie die Freiflächenanlage für Sonnenstrom entstanden ist. Die Verheißungen der Betreiber nennt er "Marketing-Lüge".
Wenn die Sonne über Grafendobrach aufgeht, spiegelt sie sich mittlerweile vielfach. Der Grund sind Hunderte Solarmodule, die sich über eine Fläche von zwölf Hektar spannen. Anfang April soll mittels der Kraft des Zentralgestirns hier Strom gemacht werden - für die Bürger und die Region. Prognostiziert als Jahresleistung sind etwa 20 Millionen Kilowattstunden - umgerechnet mehr als zehn Prozent der Gesamtstromverbrauchsmenge im Stadtgebiet, wobei dies alle Haushaltskunden plus Gewerbe und Industrie einschließt, heißt es unter anderem im Prospekt der Stadtwerke.
"Fakten statt Werbung"
Nicht bei allen herrscht beim Anblick der Anlage eitel Sonnenschein. Ein Grafendobracher Bürger - nennen wir ihn Hans-Peter Schafmeister (Name geändert) - hat sich aufgrund der jüngsten Berichterstattung über die Anlage und des Grundsatzbeschlusses im Stadtrat, solche Projekte angesichts einer dezentralen Versorgung prinzipiell zu ermöglichen und zu forcieren, an die BR gewandt und dabei aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht. "Ich bin wahrlich kein Gegner von erneuerbaren Energien, und mir geht es auch nicht darum, Stimmung gegen Photovoltaik zu machen, weil ich diese Art der Energieerzeugung selber durchaus befürworte", sagt er und fügt hinzu: "Aber ich will den Werbebehauptungen der Beteiligten einige Fakten entgegenstellen und damit nicht zuletzt erreichen, dass für andere Projekte eine Verbesserung in der realen Umsetzung erreicht wird."
Was diese Fakten sind aus seiner Sicht? Eine angebliche Unwahrheit seitens der Betreiber, der "Neue Energie Kulmbach GmbH & Co. KG.", betreffe die avisierte Leistung: Hier spricht Schafmeister von einer simplen Marketing-Lüge. "In der Realität kann die Anlage weder in der Nacht noch bei Schneebedeckung und trübem Herbstwinterwetter wie behauptet 20 000 Bürger und schon gar nicht 20 000 Haushalte - dafür rechnen Statistiker drei Personen, also 60 000 Menschen - versorgen. Es fehlt schlicht an der nötigen Lichteinstrahlung und noch dazu an Speicherleistung, um den ,Sommerstrom' für den Nacht- sowie den Winterverbrauch zu konservieren."
Keine Rücksicht auf die Natur?
Was den Einheimischen außerdem stört: Es werde mit Umweltschutzaspekten argumentiert - doch auf der Baustelle sei davon nichts zu sehen. Die Behauptung der Stadtwerke und der Firma Münch, es werde Rücksicht auf die Natur und die Anwohner genommen, sei Augenwischerei. "Sechs Tage die Woche, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, wurde bis kurz vor Weihnachten auf dem Areal gearbeitet. Monatelang war das Klopfen weithin zu hören, wenn die Stahlprofile in den Boden gerammt wurden." Aber das sei nicht alles. Müll und sogar Exkremente hätten sich auf den angrenzenden Flächen befunden, Wege seien zerstört worden und bestünden nur noch aus einer 20 Zentimeter hohen Schlammschicht. Es seien immer wieder Straßen und Zufahrten blockiert und gesperrt worden, weil die ausführenden Firmen und Subunternehmen diese Wege als Parkplatz, Ladefläche, Lagerplatz und ähnliches benutzten. "All das ohne vorherige Info und Absprache mit den Anliegern", moniert Schafmeister. Dabei sei trotz der nassen Witterung keinerlei Rücksicht auf den Boden genommen worden, was Verdichtung oder Erosion angeht.
Keine Rücksicht sei auch auf die ausführenden Arbeiter genommen worden, sagt der Anwohner. "Den Großteil der Arbeit auf der Grafendobracher wie auch schon bei den weiteren, in der Nähe befindlichen Baustellen Gössersdorf, Feldbuch und Poppenholz haben viele osteuropäische Arbeiter geleistet. Die sind früh vor Sonnenaufgang in Bussen angereist und nach Sonnenuntergang wieder abgefahren worden. Sollten sich Politiker wirklich damit schmücken, diese Menschen so auszubeuten?" Der Grafendobracher bekundet, er sei nicht allein mit seiner Kritik. "Ich habe unter anderem einen treuen SPD-Anhänger getroffen. Nachdem ich ihm gezeigt habe, welches Bild die Baustelle und die Umgebung abgeben und was mit den osteuropäischen Arbeitern geschieht, war er wütend auf seine Parteigenossen, die für dieses Projekt gestimmt haben."
Das sagen die Stadtwerke und die Firma Münch Energie
Überrascht von den oben genannten Vorwürfen zeigen sich die Beteiligten der "Neue Energie Kulmbach GmbH & Co. KG". Diese setzt sich zusammen aus der Firma Münch Energie aus Rugendorf und der Stadt Kulmbach mit den Stadtwerken, vertreten durch Mario Münch sowie Werkleiter Stephan Pröschold. Die Gesellschaft ist zugleich Eigentümer und Betreiber der Freiflächenanlage in Grafendobrach. Die Münch Kraftwerke GmbH halten 49 Prozent, die Stadtwerke 51 Prozent.
Die Gesellschaft nimmt wie folgt Stellung zur Kritik:
Es wäre sinnvoll und in einer Demokratie für die Person auch unschädlich, wenn der Bürger seine Namen nennen würde. Alle Großbaustellen fordern Opfer bei den Anliegern, aber nach der Bauzeit kann dort wieder Ruhe einkehren. Die Bausünden bei den Umgehungen wiegen viel schlimmer und sind für die Natur unumkehrbar.
Sorry, aber so einen Artikel aufgrund der Aussage eines einzelnen zu schreiben, hat für mich nichts mit seriöser Berichterstattung zu tun.
Putzig von Sonnenaufgang bis Untergang im Dezember..... also von 8 - 16 Uhr....
Baustellenlärm.... fragt doch mal die Anwohner vom EKU-Platz.... da waren es nicht 2 Monate sondern 2 Jahre