Presseck wartet auf den Schnee

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Wintersportzentrum Fabelhaftes Presseck - so lockt das Kulmbacher Oberland. Doch der Start in die Skisaison ist nicht in Sicht. Bürgermeister Siggi Beyer plant schon Alternativen für den entgangenen Schneespaß und will in Zukunft Touristen mit einem Wohlfühlpfad und einer Ruheoase locken. Foto: Sonny Adam
Wintersportzentrum Fabelhaftes Presseck - so lockt das Kulmbacher Oberland. Doch der Start in die Skisaison ist nicht in Sicht. Bürgermeister Siggi Beyer plant schon Alternativen für den entgangenen Schneespaß und will in Zukunft Touristen mit einem Wohlfühlpfad und einer Ruheoase locken.  Foto: Sonny Adam
Der Birkholzlift ist winterfit - nur das Grün auf den Feldern irritiert. Foto: Sonny Adam
Der Birkholzlift ist winterfit - nur das Grün auf den Feldern irritiert. Foto: Sonny Adam
 
Normalerweise ist der Parkplatz beim Pressecker Schützenhaus von Wintersportlern gefüllt, doch kein einziges Auto wagt sich in den nebelverhangenen Ort. Foto: Sonny Adam
Normalerweise ist der Parkplatz beim Pressecker Schützenhaus von Wintersportlern gefüllt, doch kein einziges Auto wagt sich in den nebelverhangenen Ort. Foto: Sonny Adam
 
Baron Ludwig Freiherr von Lerchenfeld hat den Birkholzlift winterfertig gemacht und die Piste vorbereit - jetzt müsste nur noch Schnee kommen. Foto: Sonny Adam
Baron Ludwig Freiherr von Lerchenfeld hat den Birkholzlift winterfertig gemacht und die Piste vorbereit - jetzt müsste nur noch Schnee kommen.  Foto: Sonny Adam
 
Einsam hängt eine Gondel - ist der Skilift in Presseck ein Opfer des Klimawandels? Foto: Sonny Adam
Einsam hängt eine Gondel  - ist der Skilift in Presseck ein Opfer des Klimawandels?  Foto: Sonny Adam
 
Die Sicherheitsschilder für die Langlaufloipen sind in Presseck schon aufgestellt, doch das einzige Weiß, das zu sehen ist, ist dichter Nebel. Foto: Sonny Adam
Die Sicherheitsschilder für die Langlaufloipen sind in Presseck schon aufgestellt, doch das einzige Weiß, das zu sehen ist, ist dichter Nebel.  Foto: Sonny Adam
 
Normalerweise sollten Skilangläufer die Wahl zwischen Rundloipen und zwischen verschieden langen Strecken haben. Derzeit allerdings sind nur grasgrüne Felder zu sehen. Foto: Sonny Adam
Normalerweise sollten Skilangläufer die Wahl zwischen Rundloipen und zwischen verschieden langen Strecken haben. Derzeit allerdings sind nur grasgrüne Felder zu sehen.  Foto: Sonny Adam
 

Es ist viel zu warm. Fast scheint es, als ob der Winter Kulmbach in diesem Jahr vergessen hätte. Dennoch ist Presseck gerüstet. Wenn doch noch Schnee fällt, könnte die Oberland-Kommune über Nacht zum Wintersport-Mekka werden.

Die dunklen Nadelbäume tragen dicke Mützen. Unter den Schuhen knarrt der Pulverschnee, und der Himmel strahlt in herrlichem Blau. So hatte sich Bürgermeister Siegfried Beyer die Weihnachtsfeiertage vorgestellt. Denn dann kommen Winterfans aus dem gesamten Kulmbacher Land ins Oberland, um Winter-Freuden zu genießen: Langlauf, Schneeschuhwandern, lange Winterspaziergänge oder auch Skispaß pur. Doch in diesem Jahr waren solche Vorstellungen nur ein schöner Traum.

Die Realität sieht anders aus. Der Parkplatz vor dem Schützenhaus ist menschenleer. Kein einziger Tourist oder Winterfan hat sich nach Presseck verirrt.

Kein Wunder. Denn über der gesamten Gemeinde liegt ein weißer Schleier: Nebel - soweit das Auge reicht. Keine zehn Meter reicht der Blick. Es ist viel zu warm für die Jahreszeit, das Thermometer steht weiter auf frühlingshaften Temperaturen. Und die Metereologen geben keine Entwarnung.

"Dass wir keine Winter mehr haben wie vor 40 Jahren, ist klar. Das ist klimabedingt. Die Entwicklung ist seit Jahrzehnten im Gang", sagt Baron Ludwig Freiherr von Lerchenfeld. "Aber wir hoffen, dass Ende Januar oder Anfang Februar noch ein bisschen Schnee kommt. Dann kann man immer noch ein wenig Skifahren", sagt Lerchenfeld.

Der ehemalige Landtagsabgeordnete betreibt den Birkholz-Skilift. "Ich habe alle Vorkehrungen getroffen, dass die Skisaison beginnen kann. Aber am Wetter kann man nichts machen", sagt Lerchenfeld und seufzt ein bisschen. Denn rein rechnerisch dürfte er den Skilift eigentlich gar nicht mehr betreiben.

In früheren Jahren hatte Presseck 50 Schneetage und mehr. Die Pisten waren voll. Auf dem Hang frönten Familien und Kinder Skispaß pur. Schulklassen nutzten die Nähe für einen Winterausflug. "Aber wir hatten auch schon Winter, in denen gab es keinen einzigen Schneetag", so Lerchenfeld.

Die Unkosten für die Vorbereitung der Wintersaison hat der Baron trotzdem. Denn der Skilift muss gewartet und vom TÜV abgenommen werden.

"Wir haben die Gehänge wieder ran", erklärt Lerchenfeld. Das bedeutet: Im Sommer werden die Stahlseile entlastet, alle Bügel werden abgenommen. Vor Wintereinbruch montiert Lerchenfeld die 40 orange-schwarzen oder silber-schwarzen Bügel neu. "Man investiert Zeit und Mühe", sagt Lerchenfeld.

Dass er den Sklift in Zeiten des Klimawandels nicht abmontiert, liegt in einem gewissen Idealismus. "Ich möchte Presseck als Wintersportort erhalten, auch wenn ich der letzte Dinosaurier bin", sagt der Baron. Ohne die Mithilfe seiner Familie wäre das Schneegeschäft gar nicht machbar. Denn auch die Söhne und die Ehefrau helfen mit.

"Bei den Besucherzahlen in unseren Gasthäusern merken wir schon, dass die Winter nicht mehr das sind, was sie mal waren", stimmt der Pressecker Bürgermeister Siegfried Beyer in das Klagelied mit ein. Aus diesem Grund hat er sich für ein Leader-Förderprojekt beworben: Presseck soll einen Wohlfühlpfad bekommen, eine Ruheoase - natürlich schneeunabhängig.

"Auch wenn es keinen Schnee gibt, muss man den Leuten was bieten. Sie sollen sich hier wohlfühlen können und Abwechslung und Unterhaltung finden", sagt Beyer. Dass der Nebel derzeit niemanden ins Oberland lockt, kann sogar der Bürgermeister verstehen.

Bei der Ausstattung der Gemeindefahrzeuge hat Presseck Weitblick bewiesen. Denn die Pistenraupe, die normalerweise die Loipen spurt, ist ein Mehrzweckgerät und kann ganzjährige eingesetzt werden. "Wir nehmen das Gerät auch für die Pflege unserer Wanderwege", so Beyer. "Aber ganz haben wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Manchmal kam der Winter erst Ende Januar, und dann war es bis April verschneit", sagt Bürgermeister Siegfried Beyer.