Plötzlich sind in Lichtenfels und Kronach die Katzen weg

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Eine Mitteilung über vermeintliche Katzenfänger im Raum Kronach/Lichtenfels erreichte auch das Tierheim in der Cranach-Stadt. Foto: Marco Meißner
Eine Mitteilung über vermeintliche Katzenfänger im Raum Kronach/Lichtenfels erreichte auch das Tierheim in der Cranach-Stadt. Foto: Marco Meißner

Tierliebhaber aus dem Raum Kronach/Lichtenfels schlagen Alarm: Gehen Katzenfänger um? Der Polizei fehlen konkrete Hinweise. Eine Hilfsorganisation wehrt sich gegen Gerüchte.

Die Alarmglocken schrillen bei Tierliebhabern. Angeblich sind im Nachbarkreis Lichtenfels schon fast 50 Katzen verschwunden. Angesichts dieser Zahl wohl zu viele, um überfahren worden zu sein. Nun sollen auch im südlichen Landkreis Kronach Stubentiger ihren Besitzern auf unerklärliche Weise abhanden gekommen sein. Sind Katzenfänger unterwegs, welche die Tiere im großen Stil einsammeln?

Das Kronacher Tierheim erreichen Flugblätter und besorgte Stimmen, die auf das Verschwinden von Samtpfoten hinweisen. Eine Nachricht im Internet bringt die Situation mit vermeintlichen Katzenfängern in Zusammenhang, die möglicherweise mit einem roten und/oder weißen Kastenwagen mit ausländischen Kennzeichen unterwegs sind. Auch dubiose Altkleider- und Schrottsammler aus den Staaten des früheren Ostblocks werden verdächtigt.


Ein "Experiment"

"Im Raum Altenkunstadt, Burgkunstadt und Weismain sind viele Katzen weg", weiß Ursula Weniger vom Kronacher Tierheim aus Gesprächen. Und sie hat von einem "Experiment" gehört, das eine Katzenbesitzerin durchgeführt hat. Dieser Frau soll ein Eimer des Vereins World Help aufgefallen sein, der zum Sammeln von Altkleidern aufgestellt wurde. Ins Wohnzimmer gestellt, sollen die Katzen der Frau sofort darauf zugelaufen und durchgedreht sein. Ein Lockstoff?

Für Klaus Engesser ein völlig haltloser Verdacht. "Wir können nur noch darüber lachen", betont der Zweite Vorsitzende von Help World auf unsere Anfrage. Hörbar genervt von diesem Thema stellte er fest, dass der Hilfsverein mit diesem "Schauermärchen", dieser "Legende" schon kämpfe, "seit wir Kleider sammeln". Help World sei anerkannt. Die Sammlungen seien vom Landratsamt genehmigt, und große Unternehmen wie Ferrero oder Lindt unterstützten die Hilfslieferungen von Help World. "Wir bekommen zum Beispiel Suppen lastwagenweise. Warum sollten wir uns die Mühe machen, Katzen zu fangen", sagte er empört über die Anschuldigungen.


Zweiter Vorsitzender hält Idee widersinnig

"Eine Katze vermehrt sich doch wie ein Hase. Da würde man doch eine Farm aufmachen, wenn man es darauf abgesehen hätte", schildert Engesser seine Sicht der Dinge. Keiner käme auf die Idee, potenziell kranke Tiere auf den Straßen einzusammeln. "Alleine schon der logistische Aufwand" macht ein solches Geschäftsmodell seiner Ansicht nach völlig sinnlos.

Konfrontiert mit der Frage, warum die Help-World-Mitarbeiter beim Austeilen und Einsammeln der Eimer nach verschiedenen Aussagen kaum zu sehen seien, angeblich in Nacht-und-Nebel-Aktionen arbeiteten, antwortete Engesser: "Wir können nicht rumfahren, wenn ein Riesenverkehr ist. Dann brauchen wir dreimal so lange."


Kaum konkrete Hinweise

Bei der Polizeiinspektion Kronach konnte man die diversen Verdächtigungen nicht widerlegen - aber auch nicht bestätigen. "Es wird uns immer wieder etwas angetragen. Angefangen hat es diesmal wohl im Bereich Lichtenfels", stellt Polizist Matthias Rebhan fest. Der Haken für den Polizeibeamten: "Ich erhalte Anrufe von besorgten Bürgern, aber keine Anzeige, dass eine Katze abhanden gekommen ist." Bisher wisse er nachweislich nur von zwei in Küps verschwundenen Katzen.

Die Polizei fahre bei Verdacht natürlich die betroffenen Stellen ab, doch sei dies bisher vergeblich gewesen. Es fehlten einfach konkrete Angaben. "Je besser die Mitteilungen sind, desto besser können wir dieser Sache nachgehen." Sollten wirklich Katzenfänger motorisiert unterwegs sein, wären diese ja Minuten später wieder verschwunden. Und ohne Kennzeichen stehe die Polizei dann vor einem Rätsel. "Gerüchte und Mutmaßungen" zum Verein Help World "kann ich nicht verifizieren", erklärt Rebhan auf Nachfrage. Von der Lichtenfelser Polizei ist ebenfalls zu hören, dass die Ermittlungen in Sachen Katzenfänger dort bisher völlig ins Leere gelaufen seien.
Carmen Schreiner vom Kronacher Tierheim rät, wer auf Nummer sicher gehen will, sollte seine Katzen nachts einfach im Haus lassen. Dann sei die Gefahr durch Katzenfänger von Haus aus geringer.