Der Stadt geht es dabei nicht nur um die Zufahrt zur Burg an sich. Die städtischen Museen sind in die Jahre gekommen. Eine Neu-Konzeption oder zumindest eine Überarbeitung des bestehenden Konzeptes ist notwendig. Ideen gibt es, aber die Stadt scheut die millionenschwere Investition. "Das beste Konzept nützt nichts, wenn keiner hingeht", klagte OB Schramm bei der Bürgerversammlung 2018.
Wobei das so nicht ganz stimmt. Zwar sind in den Staatlichen Sammlungen die Besucherzahlen in der Tendenz rückläufig. Im Zinnfigurenmuseum und im Landschaftsmuseum Obermain, die in die Zuständigkeit der Stadt fallen, verzeichnet man hingegen eine Steigerung: Ein vielfältiges Veranstaltungsangebot wirkt sich ganz offensichtlich positiv aus.
Klarheit wünscht man sich dennoch: "Wir brauchen für die Plassenburg eine dauerhaft tragfähige Lösung bei der Erschließungsfrage", sagt Pressesprecher Ries. "Ein Parkplatz hinter der Burg war kurz vor der Realisierung. Der Parkplatz wurde durch den Landesdenkmalrat gestoppt, jetzt ist der Freistaat am Zug, umsetzbare Alternativen zu entwickeln. Wir als Stadt bleiben weiter an dem Thema dran und hoffen auf eine baldige Lösung."
Dass sich tatsächlich bald etwas tut, zweifelt Denkmalschutz-Expertin Sabine Weigand an. Die Abgeordnete hat eine Vermutung: "Die Antwort auf meine Anfrage legt nahe, dass das angekündigte Gutachten auch nach einem Jahr noch nicht in Auftrag gegeben wurde." Ein böser Verdacht. Aber: "Wenn an so einem Gutachten schon gearbeitet würde, gäbe es sicher mehr als nur ein paar nichtssagende Sätze."
Einer immerhin übt sich derzeit in Optimismus: "Wir haben am 24. Januar unsere Hauptversammlung", so Peter Weith, Vorsitzender des Vereins "Freunde der Plassenburg". "Wir haben sowohl die Stadt als auch die Schlösserverwaltung dazu eingeladen - und hoffen natürlich, dass wir dann etwas Neues erfahren."
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Dass eine Pressestelle die Anfrage einer Redaktion mit ein paar nichtssagenden Sätzen beantwortet, kommt immer wieder vor. Damit müssen wir leben. Dass eine Abgeordnete auf eine offizielle Anfrage eine nichtssagende Auskunft bekommt, ist unschön. Aber auch das kommt vor.
Dass aber ein CSU-Oberbürgermeister, ehemals Landtagsabgeordneter und ganz offensichtlich bestens vernetzt in München, in einer für ihn wichtigen Angelegenheit im Unklaren gelassen wird, ist doch bemerkenswert. Henry Schramm, stets bemüht, bestes Einvernehmen mit der bayerischen Staatsregierung zu demonstrieren, wird, wenn es um die Erschließung der Plassenburg geht, von seinem mächtigen Parteifreund Markus Söder im Stich gelassen.
Der hat ein Gutachten angekündigt, von dessen Ergebnis nicht nur abhängt, ob Autofahrer ganzjährig die Plassenburg anfahren und dort parken können, sondern das auch die Rahmenbedingungen abstecken könnte für eine überfällige Neukonzeption in den städtischen Museen.
Ein Jahr ist dieses vollmundig versprochene Gutachten nun überfällig. Warum? Auch darauf hat uns niemand eine Antwort gegeben. Weshalb wir spekulieren müssen. Ist jenes Gutachten womöglich noch gar nicht in Arbeit? Dann hätte der damalige Heimatminister und heutige Ministerpräsident Söder Versprechungen gemacht, aber nicht gehalten. Wieder einmal, sagen seine politischen Gegner. Oder das Gutachten ist längst fertig. Aber es stehen Dinge drin, die nicht genehm sind. Weshalb es im Ministerium unter Verschluss gehalten wird. Zumindest bis zur Kommunalwahl. Ein ungeheuerlicher Verdacht.
Die Verfasserin dieser Zeilen steht dazu: Sie kann sich mit dem Gedanken an einen Parkplatz hinter der Burg nicht anfreunden. Der Plassenburg-Express, seit kurzem integriert in eine Stadtbus-Linie, hat sich wiederholt als durchaus leistungsfähig erwiesen. Da braucht es keinen Individualverkehr.
Aber um das Für und Wider geht es hier gar nicht. Es geht darum, dass ein Ministerium, das eigentlich transparent und verlässlich arbeiten sollte, eben dies nicht tut. Sondern entweder sträflich bummelt oder unlauter agiert. Beides wäre eine große Unverschämtheit. Und ein Ministerpräsident, der sein Versprechen nicht hält? Auch das wäre unverschämt.