4. Predigt
Pfarrvikar Masella nutzt den Sonntagsgottesdienst zwischen Himmelfahrt und Pfingsten zu einer kritischen Reflexion über die aktuelle Situation der Kirche. Es sei eine Zeit der Unsicherheit, in der Jesus nicht mehr, der Heilige Geist noch nicht bei den Menschen sei. Dass der Glaube ins Wanken gerät, sei auch heute allerorten zu spüren. Masellas Appell: sich neu auf die Suche nach Gott machen und dabei auch experimentieren. "Der Glaube kann wachsen, wenn er sich nicht auf fromme Floskeln beschränkt."
Diese Botschaft ist nicht schwer zu verstehen, vor allem weil der Geistliche schnell zur Sache kommt. Er braucht nur fünf Minuten für seine Predigt.
5. Kommunion
Begleitet von Orgelspiel und einem gemeinsam gesungenen Lied verteilen der Pfarrer und ehrenamtliche Helferinnen des Gottesdienstteams die Heilige Kommunion. Da nur knapp 40 Gläubige der eigentlich recht großen Gemeinde in die Kirche gekommen sind, dauert dieser Part nur wenige Minuten.
6. Segen
Nach einer dreiviertel Stunde Gottesdienst verabschiedet sich Pfarrvikar Masella von der Gemeinde, wünscht allen einen schönen Sonntag. Dem klassischen Segen folgt der Auszug Richtung Sakristei. Mit Orgelmusik werden die Gläubigen nach draußen geleitet. Leider bleiben nur zwei Zuhörer da, um die schöne Musik bis zum Ende zu genießen.
7. Ambiente
Die Pfarrkirche St. Michael ist nicht nur ein Ort der Ruhe und der inneren Einkehr, sondern auch ein Gotteshaus, das reich an sehenswerter Kunst ist. Die 1306 erstmals urkundlich erwähnte Kirche wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Ihr heutiges Gesicht im Stil des Neurokoko erhielt sie 1905. Teile der Ausstattung wurden aus der Vorgängerkirche übernommen. Das Gotteshaus wirkt hell und einladend, die Sonne strahlt an diesem Sonntagmorgen durch die hohen Fenster.
8. Kirchenbänke
Die Bänke wie auch die Kniebänke sind komfortabel gepolstert. Das Brett auf der Rücklehne drückt aber unangenehm in die Schultern, und die Kniebank lässt kaum Platz für die Beine. Langes Sitzen macht hier keine Freude. Das muss man allerdings auch nicht. Man steht während der Messfeier häufig zu Gebet und Andacht auf.
9. Beleuchtung
Die Sonne allein hätte an diesem Tag schon gereicht, um die Kirche erstrahlen zu lassen. Das Gotteshaus wirkt aber selbst an trüben Tagen hell und freundlich. Zusätzlich sorgen reichlich Lampen, Strahler und Kerzen für eine stimmungsvolle Beleuchtung.
Auch die Kunstwerke im Gotteshaus werden geschickt, aber unaufdringlich durch die passende Beleuchtung in Szene gesetzt.
10. Sinne
St. Michael steckt voller Sehenswürdigkeiten und ist schon allein deshalb einen Besuch wert. Wer im katholischen Gottesdienst Weihrauchgeruch erwartet, wird leider enttäuscht. Geräuchert wird zumindest an diesem Tag nicht. Die wenigen Gottesdienstbesucher wirken ein wenig verloren, verstreut zwischen vielen leeren Bänken. Beim Friedensgruß jedoch rückt man kurz zusammen und reicht sich die Hände. Die Akustik des Gotteshauses ist sehr gut. Sowohl die wohlklingende Singstimme des Pfarrers als auch das gesprochene Wort tragen bis in den hintersten Winkel. Die schöne Strebel-Orgel kann ihren Klang voll entfalten.
Warum ein Gottesdiensttest?
Wir wollen mit unserem Gottesdienst-Test die Kirchen ein wenig mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Unter Kirchgängern, Geistlichen und Lesern soll eine Diskussion darüber entstehen, was einen guten Gottesdienst ausmacht. Dieses in der Regel sonntägliche Treffen hat für evangelische wie katholische Christen ja bis heute eine große Bedeutung. Soll lebender Ausdruck des Christseins sein.
Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos