Mit Sorgen blickten viele am Wochenende auf die Partymeile in der Oberen Stadt, wo sich in der vergangenen Woche unschöne Szenen abspielten.
Samstagabend in der Oberen Stadt: Während am vergangenen Wochenende um kurz nach 22 Uhr kaum noch ein Durchkommen war, hatten sich an diesem Wochenende nur wenige Feierlustige versammelt. Schon am frühen Abend patrouillierten Polizeibeamte zu Fuß durch die Gassen. Die Polizei war zudem mit Einsatzfahrzeugen vor Ort und zeigte ständige Präsenz. "Wir haben Beamte des operativen Ergänzungsdienstes Bayreuth zugezogen und sind mit größerem Personaleinsatz als sonst hier", erklärte Einsatzleiter Holger Püttner. Die Schlagzeilen der vergangenen Tage und die Abmachungen zwischen Gastronomen und Stadt haben Wirkung gezeigt.
An diesem Wochenende war es ruhig wie sonst nie. "Die Stimmung ist ganz anders als sonst. Wir bleiben sicher nicht lang", sagten Lexy und Lola, die gerne in die Obere Stadt kommen. Die beiden jungen Frauen zeigten Verständnis für die Sorgen und Nöte der Anwohner. Die Hinterlassenschaften seien ein echtes Problem.
"Dass es jetzt heute so ruhig ist, ist schade für die Jugendlichen", konstatierte Mehmet Güvenilir, der in der "Oberen Stadt" den Spitznamen "Bürgermeister" trägt, weil er immer vor Ort ist. Er fürchtet, dass den Jugendlichen durch die starke Polizeipräsenz der letzte Ort zum Feiern genommen werden könnte. "Es müsste einen Weg geben, dass nicht so viel Müll zurückbleibt", sagt er. Dominik Miskolci engagiert sich im "Jungen Kulmbach". "Ich hätte mir gewünscht, dass es eine Debatte mit Jugendlichen gegeben hätte", sagt er.
Miscolci wünscht sich, dass die Obere Straße für den Verkehr gesperrt wird, so dass keine Autoposer mit hoher Geschwindigkeit mehr durchfahren können. Außerdem könnte er sich vorstellen, dass man leere Kästen aufstellt, so dass die Feierlustigen dort ihr Leergut, das sie von zu Hause mitbringen, abstellen könnten. "Heute ist es hier richtig tot. Ich fürchte, die Jugendlichen gehen einfach woanders hin - in den Grünzug, in andere Gassen", spekulierte er.
Und er hatte nicht unrecht. Hinter dem Prinzessinnenhaus, am Weiher im Schießgraben, neben dem Badhaus, im Oberhacken, in der Michel-Weiß-Straße - überall hockten kleine Grüppchen auf der Straße und tranken dort. Pärchen und kleinere Gruppen zogen sich in private Innenhöfe zurück.
Viele suchten das Gespräch und beschwerten sich, dass Streitereien immer wieder von derselben Gruppe Jugendlicher ausgehe. "Wir mussten so lange drinbleiben. Wir wollen uns doch nur treffen und ein bisschen zusammen sein", erklärten einige junge Leute, die gemeinsam Bier auf einer Bank im Schießgraben tranken. "Wir tun die leeren Flaschen in den Mülleimer. Mehr machen wir nicht", sagten sie und hatten immer ein Auge auf die Polizei. Denn natürlich war ihnen klar, dass sie eigentlich im Innenstadtbereich keinen Alkohol konsumieren dürfen, worauf sie auch von der Polizei hingewiesen worden waren.
An diesem Wochenende war die berühmte-berüchtigte "Gang", die immer wieder für Ärger sorgt, ebenfalls unterwegs. Und natürlich gab es Streit. "Solange die da sind, gibt es immer Stress", beschwerte sich ein Jugendlicher.
Die Polizei schritt um kurz nach 23 Uhr ein, weil es zwischen Casa und Pina wieder zu Wortgefechten kam. Um kurz vor Mitternacht trafen die beiden Kontrahenten dann erneut aufeinander. Die Polizei erteilte Platzverweise und verhinderte so eine Schlägerei.
Auch Wildpinkeln konnte an diesem "ruhigen" Wochenende nicht verhindert werden. Diejenigen, die ihre Getränke von zu Hause mitbrachten, zogen sich wieder in die Gässchen zurück. Mehrere Wildpinkler wurden ertappt, Bußgeldverfahren werden eingeleitet.
Sicherlich haben auch das unstete Wetter und die vielen Schlagzeilen einige abgehalten, in die Obere Stadt zu kommen. Viele Auswärtige fehlten. "Heute ist es okay. Die Leute sitzen hier. Sie feiern. Es ist ja trotzdem was los", zog Kneipenwirt Sinan Portakal Bilanz.
Befriedet ist die Situation durch den ruhigen Verlauf dieses Wochenende allerdings noch nicht. Denn es ist damit zu rechnen, dass die nächsten Wochenenden heiß werden. Dann wären nämlich Altstadtfest und Bierwoche. Am Altstadt-Wochenende war auch im vergangenen Jahr richtig was los, weil viele ehemalige Kulmbacher die Stadt besuchen. "Wir werden kurzfristig entscheiden, wie wir am Altstadtwochenende präsent sind. Das hängt letztlich auch vom Wetter ab", kommentierte der Einsatzleiter der Polizei. Die Ausweitung der Freischankflächen hat ebenfalls Wirkung gezeigt.
Denn so ist weniger Platz für die "wilden Feierer". "Die Gastronomie ist nicht unser Problem", konstatierte auch die Polizei. Durch die starke Präsenz ist es jedenfalls gelungen, deutlich zu machen, dass die Obere Stadt kein "rechtsfreier Raum" ist.