Ordensschwester Marie Bernadette Brommer fordert, dass Erbschleicherei unter Strafe gestellt wird. Sie hat ein Buch geschrieben und diskutierte darüber mit Dietmar Gaiser beim 12. Akademiegespräch am Langheimer Amtshof. Auch die Internetsucht war ein Thema.
Die einen sagen, jeder Mensch sollte frei entscheiden, wem er was vererbt. Die anderen sagen, es dürfe nicht sein, dass sich Fremde an alte Menschen heranmachen, um an deren Erbe zu kommen. Die einen, das sind die Juristen. Zu den anderen gehört beispielsweise Ordensschwester Maria Bernadette Brommer. Sie kämpft seit Jahren gegen Erbschleicherei und hat dazu 2011 unter dem Titel "Willenlos - Wehrlos - Abgezockt" ein Buch veröffentlicht. Es ist eine Kampfansage an alle, die schamlos ältere Menschen und ihre Angehörigen abzocken wollen. Am Mittwochabend war Schwester Bernadette Gast beim 12. Akademiegespräch im Langheimer Amtshof.
Bei der Akademie für Neue Medien wollte sie mit Gastgeber Dietmar Gaiser eigentlich über Internetsucht sprechen. Ein Thema, dem die Ordensschwester im vergangenen Jahr ein weiteres Buch gewidmet hatte.
Doch ins Zentrum des Abends rückte dann doch ganz schnell das Thema Erbschleicherei, zumal Schwester Bernadette dazu sogar zusammen mit dem Schauspieler Maximilian Krückl und dem Münchner Rechtsanwalt Andreas Geipel unter dem Namen "mysisteract" eine Stiftung gegründet hat, die sich nur des einen Themas annimmt.
Verbot bei Pflegekräften gefordert
Ein Riesenthema, wie sie sagt. Sie fordert beispielsweise, dass alle in der Pflege tätigen Personen grundsätzlich nichts von ihnen anvertrauten Menschen erben dürfen. Für Beschäftigte in Kliniken und Heimen gelte dies bereits, für ambulant pflegende Kräfte dagegen nicht.
"Erbschleicherei muss ein Straftatbestand werden", fordert die Ordensfrau, die ganz realistisch auch zugibt, dass die Politik derzeit wohl andere Probleme hat.
Ihre Stiftung bietet Rat- und Hilfesuchenden beispielsweise einen Vertrauensvertrag an, den Betroffene, Angehörige, Pflegende und ein Mitglied der Stiftung unterzeichnen. Juristisch gelte ein solcher Vertrag freilich nicht, doch moralisch könnte man damit dokumentieren, dass alles mit rechten Dingen zugeht.
Auch an manche Banken richtet die Ordensfrau Vorwürfe. Viel zu schnell würden Vollmachten anerkannt, ohne sie vorher genau unter die Lupe genommen zu haben. Was die Stiftung dringend brauche, seien Räumlichkeiten, um die Arbeit weiter zu professionalisieren.
Auch zum eigentlichen Thema Internetsucht wusste die Schwester, die unter anderem als Klinikseelsorgerin in München tätig ist, einiges zu berichten.
Handys und Mobiltelefone hätten die gesamte Landschaft verändert, viele könnten ohne das Ding nicht mehr leben. "Ist das nicht übertrieben?", wollte Dietmar Gaiser wissen.
Jeder mit Smartphone beschäftigt
"Ja und nein", meinte Schwester Bernadette. Wer alle drei Minuten seine Mails abrufe, der sei bereits süchtig. Viele Kinder seien gar nicht mehr ansprechbar. Morgens in der U-Bahn oder im Bus werde längst nicht mehr miteinander gesprochen, weil jeder mit seinem Smartphone beschäftigt sei.
Das Internet könne aber auch soziale Kompetenzen fördern, hielt Dietmar Gaiser dagegen. Es gebe auch Studien, denen zufolge Jugendliche, die häufig SMS-Nachrichten ins Handy tippen, sich schriftlich viel besser ausdrücken könnten als diejenigen, die nur wenig mit dem Smartphone umgehen.
"Früher hieß es auch, das Fernsehen macht dumm und hält Jugendliche vom Lesen ab", so Gaiser.
Irgendwo habe jeder ein Stückchen recht, so Rechtsanwalt Joachim Unruh.
Gefahr: Anonymer Pranger
Er sah aber eine ernsthafte Gefahr darin, dass Menschen via Internet andere anonym an den Pranger stellen. Man verstecke sich hinter einer geborgten Identität, um beispielsweise Hasstiraden gegen Flüchtlinge loszulassen. "Das ist ein mentaler Rückfall ins Mittelalter", schimpfte Unruh.