Open-Air: Publikum in Kulmbach umjubelt EAV

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Kultband aus Österreich: Die Erste Allgemeine Verunsicherung mit Frontman Klaus Eberhartinger (links) lässt ihr Konzert im Schönen Hof der Plassenburg mit einem Kulmbacher Bier ausklingen. Foto: Stephan Herbert Fuchs
Kultband aus Österreich: Die Erste Allgemeine Verunsicherung mit Frontman Klaus Eberhartinger (links) lässt ihr Konzert im Schönen Hof der Plassenburg mit einem Kulmbacher Bier ausklingen.  Foto: Stephan Herbert Fuchs
Klaus Eberhartinger - der Frontmann von EAV hat's einfach drauf. Foto: Stephan-Herbert Fuchs
Klaus Eberhartinger - der Frontmann von EAV hat's einfach drauf. Foto: Stephan-Herbert Fuchs
 
Es könnt' ewig so weitergehen - die Fans in Kulmbach sind beim EAV-Konzert aus dem Häuschen. Foto: Stephan-Herbert Fuchs
Es könnt' ewig so weitergehen - die Fans in Kulmbach sind beim EAV-Konzert aus dem Häuschen. Foto: Stephan-Herbert Fuchs
 

Es könnt' ewig so weitergehen: Kabarett, Wortwitz und Popmusik - 1500 Fans der Ersten Allgemeinen Verunsicherung sind aus dem Häuschen.

Obwohl kein einziges Plakat aufgehängt, wahrscheinlich nicht einmal gedruckt wurde, war das Konzert der österreichischen Kultband "Erste Allgemeine Verunsicherung" bei den Plassenburg-Open-Airs lange im Vorfeld ausverkauft. Die großen Hits liegen alle schon Jahrzehnte zurück, trotzdem ist EAV nach wie vor existent und hat mit "Werwolf-Attacke" sogar ein neues Album auf dem Markt.

Selten wurde ein Konzert so bejubelt, wie das am Samstagabend. Das Publikum aus ganz Nordbayern und darüber hinaus war praktisch ein riesiger Fanclub. Einziger möglicher Kritikpunkt: nach knapp zwei Stunden ohne Pause war auch schon wieder Schluss.

Dabei hätte es ewig so weitergehen können, denn wer kennt sie nicht: "Ba-Ba-Banküberfall", "Der Märchenprinz", "Fata Morgana", "Geld oder Leben" und, und, und.
Die Hits der Österreicher sind längst Allgemeingut, die Band um Frontman und Multitalent Klaus Eberhartinger gilt als eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Formationen.


Nur die Kostüme fehlten

Die Mischung aus Kabarett, kunstvollem Wortwitz und eingängiger Popmusik konnte bislang keine andere Gruppe nachahmen. Lediglich die Bühnenshow, wie man sie von früheren Konzerten mit den vielen Kostümen kannte, ist mittlerweile etwas auf der Strecke geblieben.

Was bei oberflächlicher Betrachtung als Kalauer daherkommt, erweist sich bei näherer Betrachtung als bitterböse EAV-Satire, mit der Themen wie Alkoholsucht, Atomkraft oder Sextourismus geschickt verpackt werden. Freilich hat sich EAV seit der Gründung 1977 immer wieder neu erfunden. Die Liste der ehemaligen Bandmitglieder ist lang, geblieben sind nur Klaus Eberhartinger und Thomas Spitzer. Letzterer, Gitarrist, Komponist und Textdichter, war in Kulmbach nicht mit von der Partie. Gitarren und Keyboards bedient mittlerweile Kurt Keinrath, seit 2001 ist Franz Kreimer (Saxofon, Keyboards) dabei. Ganz neu sind seit 2014 Alvis Reid (Bass) und Aaron Thier (Schlagzeug).


Die alten Hits wollen alle hören

"Was ist los?", heißt es auf dem neuen EAV-Album. Es ist das Erfolgsgeheimnis der Band, dass Gesellschaftskritik bitterböse und so, dass einen meist das Lachen im Halse stecken bleibt, in Popmusik zum Mitsingen gekleidet wird. "Neandertal" ist überall, und es ist auch der Hit, mit dem die Band das Konzert beginnt. Die Fans sind auch in Kulmbach wieder schwer begeistert, wobei natürlich jeder die alten Hits hören möchte. "300 PS" oder die Geschichte vom "Sandlerkönig Eberhard".

Jedes EAV-Konzert ist auch so etwas wie ein "Best of". Kein Wunder, bei einer Band, die fast 40 Jahre auf dem Buckel hat und deren Frontman mit seinen 65 Jahren alles gibt. Einem Conferencier gleich, verpackt Eberhartinger auch ernste Themen in spaßige Weisheiten. Beinahe sarkastisch widmet er sich der Flüchtlingskrise, um zu "Mach nie die Tür auf" überzuleiten. Auch wieder so ein Moment, um den Atem anzuhalten. Wenn es doch mal ein Flüchtling bis an die Nordsee schaffen würde, er bekäme zwar nicht Asyl, wohl aber einen Sponsorenvertrag von Red Bull. Das ist der Humor von EAV, und jeder spürt die beißende Kritik am System.


Geweih auf dem Kopf

Kein Thema wird ausgelassen. Eberhartinger nimmt Oktoberfeste im Frühjahr aufs Korn, geißelt den Trachtenlook ("Lederhosen-Zombie") und spielt den "Alpen-Rap" mit einem riesigen Geweih auf dem Kopf. Überhaupt, die Kopfbedeckungen wechselt er ständig, mal trägt er eine weißen, mal einen schwarzen Frack.

Traditionell endet jedes EAV-Konzert mit dem witzigen Song "Morgen fang ich ein neues Leben an", das Eberhartinger auf einem Barhocker sitzend zum Besten gibt. Die Band und alle Mitwirkenden gruppieren sich drum herum, und jeder genießt ein Kulmbacher Bier.