Odyssee mit gelbem Zettel

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Foto: Andreas Gebert/dpa
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Aktien kaufen, Urlaub buchen, Bücher ordern, Partner suchen. Wer einen Computer mit Internet-Anschluss hat, kann sich sein Leben bequem von zuhause aus organisieren und muss dafür nicht mehr vor die Tür. Es sei denn, er würde krank.

So krank, dass er das Bett hüten muss. Dann hilft alles nichts: Er muss raus.

Der Chef nämlich will es schriftlich haben, dass der Schädel brummt, die Därme zwicken und an Arbeit nicht zu denken ist. Er will eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Die Krankenkasse, die diese ganzen Misslichkeiten finanzieren muss, besteht ebenfalls auf einer schriftlichen Bestätigung. Also heißt es: Raus aus dem Bett, rein in die Arztpraxis. Eine halbe Stunde lang Keime ins Wartezimmer gehustet, fünf Minuten im Sprechzimmer: "Sie sind krank. Gehen Sie nachhause, legen Sie sich ins Bett!"

Wenn das nur so einfach wäre. Jetzt gibt es nämlich zwei gelbe Zettel. Der eine muss in die Firma. Der andere zur Krankenkasse. Also läuft oder fährt man mit brummendem Schädel und zwickendem Gedärm durch die Stadt. Oder man sucht zuhause erst mal Briefumschlag und Marken und dann einen Postkasten. Die gibt es ja auch längst nicht mehr an jeder Ecke.

Glück hat, wer einen hilfsbereiten Menschen in seiner Nähe hat, der dem Kranken diese Gänge abnimmt.

Noch mehr Glück? Das wäre, wenn bei den Ärzten, Arbeitgebern und Krankenkassen die Erkenntnis durchsickern würde, dass man Krankmeldungen nicht zwangsläufig auf einem gelben Zettel ausstellen muss. Sondern vielleicht einfach per Mausklick weiterschickt. So, wie man Aktien kauft und Urlaub bucht, Bücher bestellt und Partner sucht. Damit der gute Rat "leg dich ins Bett" auch unverzüglich umgesetzt werden kann.