Neuntklässler geben Grundschülern Nachhilfe

2 Min
Ab jetzt wird zusammen gelernt (von links): Fabian mit Nachhilfeschüler Kerim, Sara mit ihrer Nachhilfelehrerin Sophia. Foto: van
Ab jetzt wird zusammen gelernt (von links): Fabian mit Nachhilfeschüler Kerim, Sara mit ihrer Nachhilfelehrerin Sophia.  Foto: van

20 Neuntklässler des CVG geben drei Monate lang Hortkindern Nachhilfe. Das Projekt gibt es schon seit 22 Jahren. Zum ersten Mal wird es von Unicef unterstützt.

Es ist eine ungewöhnliche Situation für Fabian und Kerim. Zum ersten Mal treffen der 15-jährige Gymnasiast und der Drittklässler aufeinander. Die Buben wirken verlegen. Doch das wird sich schnell ändern. "Ich bin eigentlich nicht nervös vor der ersten Nachhilfestunde. Das wird schon klappen", erklärt Fabian, der im Caspar-Vischer-Gymnasiums (CVG) den sozialwissenschaftlichen Zweig besucht. Zehn Wochen wird Fabian den Grundschüler einmal in der Woche im ökumenischen Kinderhort betreuen.

Die soziale Herkunft entscheidet in Deutschland noch immer über die Bildungschancen. Durch die Nachhilfe wollen die Neuntklässler diese Unterschiede ausgleichen.


Keine klassische Hilfe

"Dieses Projekt machen wir schon seit 22 Jahren", sagt Lehrer Helmut Hanisch. Er unterrichtet Sozialkunde und begleitet die Neuntklässler.
Die Nachmittagsbetreuung wird dieses Jahr von der Kulmbacher Unicef-Arbeitsgruppe unterstützt, die sich im November besonders für das Kinderrecht auf Bildung stark machen möchte.
Es sind keine klassischen Nachhilfestunden. Zwar stehen auch der Zahlenraum bis 100 oder Rechtschreibung auf dem Programm, doch die Jugendlichen sollen mit den Grundschülern an anderen schulischen Problemen arbeiten. "Meist betrifft es das Leseverständnis", weiß Lehrer Helmut Hanisch.

Konzentrationstipps, Lernmethoden und Aufmerksamkeitsspiele waren Stoff der vergangenen Schulstunden. Auch falls es zwischen dem Betreuer und dem Grundschüler Probleme geben sollte, ist Hanisch Ansprechpartner. Die Neuntklässler werden nach den Stunden einen Bericht über ihre Erfahrungen schreiben, der auch benotet werden wird.


Jeder hat seinen eigenen Schüler

Die Jugendlichen helfen Grundschülern, die besondere Hilfe brauchen. "Es sind Kinder, die in der Sprache noch nicht so fit sind, Probleme im Elternhaus haben oder aus bestimmten Gründen Hilfe brauchen", erklärt Hanisch und erzählt von einem Jungen, dessen Eltern blind sind, und nach dem Projekt gefragt haben.
Die Viertklässlerin Sara lebt erst seit April 2011 in Deutschland. Ihren Eltern ist sehr daran gelegen, dass sich ihre Tochter schnell integriert. Deshalb lernt Sara nun einmal in der Woche zusammen mit der 14-jährigen Sophia.

"Wir überlegten, wer gezielt Förderung bekommen soll", sagt Barbara Schirmer, die Leiterin des Horts. Zusammen mit ihrer Kollegin besuchte sie die Neuntklässler im Unterricht und stellte die Kinder vor. "Wir haben nicht nur beschrieben, in welchen Bereichen die Kinder Hilfe brauchen, sondern auch wie sie vom Wesen her sind." Die Neuntklässler konnten sich dann ihren Schüler aussuchen.Sophia entschied sich schnell für Sara. "Sie passt zu mir. Sie ist eher ruhig. Ich denke, dass ich gut auf sie zugehen kann", sagt Sophia.

Von den Nachhilfestunden sollen auch die Neuntklässler profitieren. "Die Schüler sehen, ob ihnen das Unterrichten liegt und sie lernen Verantwortung zu übernehmen", sagt Hanisch. Er findet auch den Altersunterschied gut. "Normalerweise würden sich die Kinder und Jugendlichen gar nicht kennenlernen."

Ihm sind Fälle bekannt, dass die jungen Betreuer auch nach den zehn Stunden noch regelmäßig Kontakt zu ihren Schülern gehalten haben.

Heute haben Sophia und Sara ihre erste Nachhilfestunde. Für den Anfang hat die 14-Jährige ein Spiel zum Kennenlernen vorbereitet. "Ich freue mich auf die neuen Erfahrungen."