Neues aus der Besetzer-Szene

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Symbolbild: Nicolas Armer/dpa
Symbolbild: Nicolas Armer/dpa

"Besetz mir doch einen Platz!" Wer vor der Theatervorstellung von Freunden diesen Auftrag bekommt, muss geschickt agieren.

In der örtlichen Besetzer-Szene bin ich eine durchaus anerkannte Kapazität. Erfahrung, Taktik, hohe Einsatzbereitschaft - da macht mir so schnell keiner was vor!

Damit jetzt kein Missverständnis entsteht: Es geht hier nicht darum, leerstehende Häuser zu besetzen oder Hütten auf Bäumen in Wäldern, denen die Rodung droht. (Auch wenn ich für derartige Aktionen durchaus ein wenig Sympathie aufbringen kann.)

Es geht vielmehr darum, bei Konzerten, Theateraufführungen und ähnlichen Veranstaltungen nicht nur sich selbst einen guten Platz zu sichern, sondern auch Freunden oder Familienmitgliedern. Vorzugsweise jenen, die erfahrungsgemäß immer erst auf den letzten Drücker auftauchen ("Kein Parkplatz...", "Erbtante am Telefon..." - Sie alle kennen die Ausreden.)

Natürlich geht so eine Platz-Besetzung nicht ohne die richtige Ausrüstung und die geeignete Taktik. Mehrere Schals, Tücher, Mützen, Jacken sind von Vorteil. Die kann man dann großzügig über die zu besetzenden Stühle verteilen. Programmzettel sind eher weniger geeignet. Die weht ein Lufthauch zu leicht vom Stuhl, schaut man einmal kurz nicht hin.

Taktisch empfiehlt sich ein Dauerlächeln und die schallplattengleich Wiederholung des Satzes: "Hier ist besetzt - leider!" Auch dann, wenn man auf die Frage "Ist hier noch frei?" gerne sagen würde: "Klar ist frei, Du Vollpfosten. Meine Jacke liegt nur da, weil ich nicht weiß, wo hier die Garderobe ist." Nein!!!! Lächeln, lächeln, lächeln.

Und hoffen. Darauf, dass die Freunde auf den letzten Drücker doch noch einen Parkplatz finden. Bevor das Konzert anfängt.