Im Neuenmarkter Dampflokmuseum wurden Szenen für den ARD-Spielfilm "3 ½ Stunden" gedreht. Er handelt vom Mauerbau 1961.
Seit Ende August laufen die Dreharbeiten für die ARD-Degeto-Produktion "3 ½ Stunden". Der Eventfilm soll am 60. Jahrestags des Mauerbaus, am 13. August 2021, im Ersten ausgestrahlt werden. Die letzten Szenen dieses Streifens wurden dieser Tage im neuen Depot des Deutschen Dampflokomotiv-Museums in Neuenmarkt gedreht.
Bekannte Schauspieler am Set
Neben knapp 15 Komparsen waren auch aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler dabei, etwa Jördis Triebel, die unlängst in einer der letzten "Riverboat"-Sendungen mit Kim Fischer und Jörg Kachelmann zu sehen war, oder die 20-jährige Nachwuchsakteurin Hannah Schiller und der als "Bösewicht" bekannte Martin Feifel.
Regie führte Ed Herzog, der unter anderem für die Eberhofer-Krimis "Sauerkrautkoma" und "Leberkäsjunkie" den Bayerischen Filmpreis erhalten hat. Mit Ngo the Chau gehörte zudem einer der besten Kameramänner Deutschlands zum Set.
Aussteigen oder Weiterfahren?
Um was geht es in "3 ½ Stunden"? Dazu Produzent Henning Kamm: "Der Film schildert die Dramatik des 13. August 1961 aus ungewöhnlicher Perspektive. Die Reisenden des Interzonenzuges von München nach Ost-Berlin wissen dreieinhalb Stunden vor ihrer Fahrt noch nicht, dass dieser Tag ihr Leben komplett verändern wird. Je mehr sich der Zug der innerdeutschen Grenze nähert, desto stärker wird eine unglaubliche Meldung zur Gewissheit: Heute setzt die DDR-Regierung ihren lange geleugneten Plan um, baut in Berlin eine Mauer und macht die Grenze zur Bundesrepublik dicht. Die Reisenden aus der DDR müssen innerhalb kürzester Zeit - nämlich in dreieinhalb Stunden - die Entscheidung für ihr weiteres Leben treffen: Aussteigen oder Weiterfahren?" Es gehe nicht um Politik, höchstens peripher, so Kamm.
Ed Herzog inszenierte den Film nach einem Drehbuch von Robert Krause und Beate Fraunholz. Zum großen Darstellerensemble gehören noch Susanne Bormann, Jan Krauter, Katrin Filzen, Peter Schneider, Jeff Wilbusch, Alina-Bianca Neumann sowie Uwe Kockisch und Steffi Kühnert.
Eine wahre Begebenheit
Laut Henning Kamm gab es vor einem Jahr noch kein Drehbuch: "Normalerweise braucht man zwei bis drei Jahre, um so einen Stoff zu entwickeln. Wir waren lange auf der Suche, bis wir Robert Krause, gefunden havben, der in Dresden geboren wurde, kurz vor der Wende "rüber gemacht" hat und uns die Geschichte seiner Großeltern erzählte. Und auf dieser Geschichte, einer wahren Begebenheit also, die wir so überzeugend fanden, beruht auch der Film."
Nach elf Drehtagen in Berlin, Nossen und Görlitz wurden die letzten Sequenzen in Neuenmarkt aufgenommen. Kamm: "Hier war alles da, was wir brauchten. Wir mussten nicht nach jeder Szene wieder einpacken. Eine wunderbare Halle, ein tolles Gelände - wir haben perfekte Bedingungen vorgefunden und das hat alle motiviert."
Man habe im Depot etwas gebaut, was es so in Deutschland noch nicht gegeben habe: drei Eisenbahn-Waggons vor zwei riesengroßen LED-Wänden. So habe man die Szenen im Zug nicht auf der Strecke drehen müssen.
Begeisterte Komparsen aus der Region
Die Komparsen kamen meist aus der oberfränkischen Region, wie die 49-jährige Christine aus Sparneck. "Ich spiele eine Mitreisende, die zufällig in dem Zug sitzt und das mit dem Bau der Mauer mitbekommt." Jasmin Ringlein (34) kommt aus Nagel und verkörpert ebenfalls einen Fahrgast. Der Coburger Hartmut Schmidt hat schon vier Mal in Filmen mitgewirkt. Immer wieder sei er beeindruckt, "welcher Aufwand hier betrieben wird, um so einen Film in den Kasten zu bringen".
Zum Abschluss der Dreharbeiten brachte Landrat Klaus Peter Söllner ein Fass Bier vorbei. "Ich kann es gar nicht mehr erwarten, den Film im Ersten zu sehen", sagte er.