Nette Geste für ein gutes Miteinander

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500 Portionen Essen hatten Frauen der türkischen Gemeinde für die Gäste vorbereitet. Foto: Sonja Adam
500 Portionen Essen hatten Frauen der türkischen Gemeinde für die Gäste vorbereitet. Foto: Sonja Adam
 
 
 
 
 

Der Ramadan ist eine besondere Zeit für alle Muslime. Tagsüber darf in dieser Zeit nicht gegessen und getrunken werden. Zum abendlichen Fastenbrechen und damit auch zu einem interkulturellen Austausch lud die türkische Gemeinde alle Kulmbacher in die Stadthalle ein.

Gegen 21 Uhr herrscht in der Dr. Stammberger-Halle betriebsame Hektik. Die Frauen der türkischen Gemeinde schleppen Essensbehälter herbei. Die Tische sind schön gedeckt. Auf jedem Platz liegt eine bunte Karte mit der Aufschrift: "Das Paradies hat ein Tor mit dem Naman Rayyan - und niemand soll das Paradies (durch dieses Tor) betreten mit Ausnahme jener, die fasten", sagte der Prophet Muhammad.

Mitten im Fastenmonat Ramadan lud die türkische Gemeinde auch Nicht-Muslime zum Fastenbrechen ein. Es ging um multikulturellen Austausch, um ein Miteinander. Und viele Kulmbacher ließen sich auf die Begegnung ein. Oberbürgermeister Henry Schramm und stellvertretende Landrätin Christina Flauder kamen, auch CSU-Landtagsabgeordneter Ludwig Freiherr von Lerchenfeld und viele Vertreter des öffentlichen Lebens in Kulmbach.
Schulleiter und Lehrer, Mitarbeiter von Stadt und Landkreis und viele Familien.


Zum Abschluss ein großes Fest

Am 28. Juni hat der Ramadan dieses Jahr begonnen. Der Fastenmonat endet am 27. Juli - und dann wird drei Tage lang das Ramadanfest gefeiert. Doch was bedeutet Ramadan eigentlich? Muslime verzichten in dieser Zeit tagsüber darauf, zu essen und zu trinken. Das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang wird jeden Abend in der türkischen Gemeinde mit einem gemeinsamen Essen zelebriert.


Mehr als nur nicht essen

Um den Kulmbacher Nicht-Muslimen einen Eindruck vom Ramadan zu vermitteln, luden sie am Samstagabend zum Fastenbrechen in die Dr.-Stammberger-Halle ein. Hodscha Ibrahim Kefci, der die Muslime in Kulmbach betreut, betete und las eine Sure. In türkischer Sprache. Türkische Gesänge erklangen.

Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde, Serkan Uzun, erläuterte die Hintergründe. Der Ramadan lasse sich nicht auf das Fasten reduzieren. Ramadan bedeute Liebe, Barmherzigkeit, Dankbarkeit, aber auch Frieden, Vergebung und Versöhnung. Mit dem gemeinsamen Fastenbrechen wolle die türkische Gemeinde einen multikulturellen Austausch ermöglichen.

Oberbürgermeister Henry Schramm reichte der türkischen Gemeinde symbolisch die Hand. Noch nie vorher sei so viel öffentlich über den Fastenmonat Ramadan diskutiert und gesprochen worden wie in diesem Jahr. Durch die Fußball-WM ist das Fasten in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, denn auch Spitzensportler waren betroffen. "Ich habe selbst großen Respekt vor allen, die fasten", so der OB.

Tatsächlich sind Kinder und Kranke sowie Schwangere von der Fastenvorschrift während des Ramadans ausgenommen. "Das Fasten ist gar nicht so schwer", sagte der frühere Vorsitzende der türkischen Gemeinde Orhan Asal. Denn nach Sonnenuntergang darf ja jeder Muslime essen. "Aber ich esse auch weniger. Man hat dann keinen Hunger", sagt Orhan Asal und verrät, dass er innerhalb der ersten zwei Ramadan-Wochen schon drei Kilo verloren hat. "Ein angenehmer Nebeneffekt", sagt er.


Viele Stunden in der Küche

Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfeld zeigte sich begeistert von dem multikulturellen Austausch. "Ich habe auch selbst zur Fastenzeit gefastet", betonte Lerchenfeld und freute sich über den lebendigen Glauben.

Um Punkt 21.29 Uhr ging die Sonne unter - und das Fastenbrechen mündete in ein Fest, mit dem vor allem die Frauen der türkischen Gemeinde viel Aufwand hatten. Denn 15 Freiwillige standen eine Nacht und einen ganzen Tag lang in der Küche. "Die Nachspeise haben wir schon einen Tag vorher von halb zwölf Uhr bis halb sechs Uhr früh gemacht - nach dem Nachtgebet", erklärt Zöhre Özlan. Es wurde Baklava aufgetischt - eine Kreation aus Blätterteig, Nüssen und Pistazien mit eingekochtem Sirup. Als Vorspeise gab es kalte Linsensuppe mit Minze, türkischen Reis, Lahmacun-Fladenbrot aus Hefeteig mit Rindfleisch und Gemüse gefüllt und Aubergine mit Rinderhackfleisch. Und die Muslime freuten sich über jeden einzelnen deutschen Gast, der zum Fastenbrechen kam.


Zum Beten in die Moschee

Die Männer beten bereits im Foyer der Stadthalle - verneigten sich gen Osten. Und zum gemeinsamen Nachtgebet zogen die Muslime dann in die Moschee, so wie es Brauch ist. Der Ramadan- Termin wird nach astronomischen Berechnungen festgelegt - und verschiebt sich jedes Jahr um zehn oder elf Tage nach vorne.