Die Nahwärmeversorgung für Kasendorf ist vom Tisch. Ein komplettes Aus habe niemand gewollt, sagen Bürgermeister und die Luk Helmbrechts. Die baut ihr Gasnetz nun ab dem Frühjahr bis in die Marktgemeinde aus.
Um eine warme Heizung im kalten Winter brauchen sich die Kasendorfer nicht zu sorgen. Einige werden sich jedoch darüber ärgern, woher die wohlige Wärme bald kommt. Denn die Nahwärme Kasendorf Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) hat sich Mitte September aufgelöst. Die Licht- und Kraftwerke Helmbrechts (Luk) will nun mit ihrem Gasnetz in die Marktgemeinde expandieren. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war wohl die Entscheidung des Gemeinderats, die gemeindeeigenen Gebäude an das zukünftige Gasnetz der Luk anzuschließen.
Eine Aussage, dass die Luk nur nach Kasendorf komme, sofern die GbR alle Aktivitäten einstelle, habe es hingegen nie gegeben, stellt Gerd Dilsch, einer der zwei Geschäftsführer der Luk klar und fügt an: Man habe immer offen mit den Geschäftsführern der Nahwärme GbR geredet. Der Luk sei es ausschließlich um Größe und Umfang der Nahwärmeversorgung gegangen. Wäre sie in geplanter Größe gekommen, dann hätte sich die Erschließung für das Energieunternehmen aus Helmbrechts nicht mehr gerechnet, erklärt Dilsch.
Er sagt aber auch, dass er von der Auflösung der GbR aus der Zeitung erfahren habe und noch nichts Offizielles wisse: "Würde das Projekt wieder aufflammen, dann würde es mit den Plänen für die Gasversorgung anders aussehen." Grundsätzlich wäre für sein Unternehmen eine "Nahwärme-Insel" in einem kleinen Bereich in Ordnung gewesen. Von der Forderung eines kompletten Stopps sei von Seiten der Luk nie die Rede gewesen, betont der Geschäftsführer.
Ehemalige GbR-Chefs schweigen Zum Thema Nahwärme in Kasendorf wollen Hans-Peter Kolb und Peter Ott, die ehemaligen Geschäftsführer der GbR, auf Nachfrage der Bayerischen Rundschau nichts mehr sagen. Mitte September - nach der Gesellschafterversammlung - haben die beiden Männer ihren Posten abgegeben und die GbR wurde einstimmig aufgelöst. Damals sagte Peter Ott: "So lange es keinen Rückhalt von der Gemeinde gibt, macht ein Weiterarbeiten keinen Sinn." Von zu viel Gegenwind aus Rathaus und Gemeinderat war Mitte September von GbR-Seite die Rede.
Bürger waren zweigeteilt Dabei schien die Stimmung in der Bevölkerung unentschieden. Dies sagen zumindest die Zahlen der beiden Parteien. 34 Mitglieder hatte die Nahwärme-Gesellschaft - 78 Bürger bekundeten grundsätzlich Interesse an einem Nahwärmekonzept. Nach einer Infoveranstaltung der Luk im Januar hätten insgesamt 50 Personen aus Kasendorf und den Ortsteilen Döllnitz und Heubsch der Luk einen Auftrag erteilt. Genauso viele hätten ihr Interesse bekundet, sagt Geschäftsführer Dilsch.
Das Zünglein an der Waage zwischen Gas oder Nahwärme waren wohl die gemeindeeigenen Gebäude. Denn in der von der GbR in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie ergab sich ein Wirkungsgrad von 620 kWh/m für das Kasendorfer Netz. Um die eingerechnete Förderung der Europäischen Union und des Bundes zu erhalten, muss der Wirkungsgrad mindestens 500 kWh/m betragen.
Ohne die gemeindlichen Gebäude wäre der Wert von 500 unterschritten gewesen. Der Gemeinderat entschied in einer Sitzung im August mit großer Mehrheit (zwei Gegenstimmen) für den Anschluss an das zukünftige Gasnetz - der Todesstoß für die Nahwärme. Für Luk-Mitgeschäftsführer Dilsch ist und war der Anschluss der öffentlichen Gebäude für die Gas-Erschließung wichtig.
Gas soll Investoren anlocken Zu der Anschluss-Entscheidung steht Kasendorfs Bürgermeister Bernd Steinhäuser (CSU/offene Liste) nach wie vor. Die Nahwärme hätte nur für einen begrenzten Teil von Kasendorf gereicht. Durch die Gasversorgung würden auch äußere Gemeinde-und Ortsteile wie Döllnitz und Heubsch profitieren, erklärt Steinhäuser die Entscheidung des Gemeinderates. Ausschlaggebend sei auch die Weiterentwicklung des bestehenden und eines neuen Gewerbegebietes gewesen. "Größeres Potenzial für Investoren in den Gewerbegebieten bietet die Gasversorgung", sagt Steinhäuser. Er rechnet nicht mit einer Neuaufnahme des Nahwärmeprojektes.
Beginn für die Gasleitungsarbeiten soll im kommenden Frühjahr sein. An der Hauptleitung könnten die Menschen - wenn sie schnell umsteigen - schon im Herbst 2015 mit Gas heizen. Gerd Dilsch rechnet langfristig mit insgesamt 200 Netzanschlüssen in Kasendorf, Döllnitz und Heubsch, damit sich die Investitionskosten von rund 2,5 Millionen Euro rechnen.
Chronologie der Nahwärme KasendorfMärz 2013 Informationsveranstaltung der Energieagentur Nordbayern und der Energievision Frankenwald über Fernwärmeversorgung
April 2013 Bei der Frage, ob man sich mit Nahwärme mittels Hackschnitzel und Blockheizkraftwerk versorgen will, hält sich die Gemeinde die Tür offen.
Sommer 2013 Die Nahwärme Kasendorf GbR gründet sich.
November 2013 Die Gesellschaft lädt zu einer Informationsfahrt ein, eine Machbarkeitsstudie soll bis Ende Februar 2014 vorliegen. Auch die Firma Luk Helmbrechts will ihr Netz in Richtung Kasendorf ausdehnen.
Januar 2014 Nahwärme Kasendorf und Luk nehmen Gespräche auf.
Mai 2014 Die Abstimmung über die Fragen, ob die gemeindlichen Gebäude für 24 000 Euro an das Gasnetz angeschlossen werden sollen und ob das Ergebnis der Machbarkeitsstudie abgewartet werden soll, endet im Gemeinderat mit 7:7.
Juli 2014 Aus der Machbarkeitsstudie wird deutlich, dass die Nahwärme zu einem ähnlichen Preis für den Einzelnen machbar wäre wie für die Gasversorgung.
August 2014 Gegen zwei Stimmen entscheidet sich der Gemeinderat gegen den Anschluss gemeindlicher Gebäude an das Nahwärmenetz.