Dass der Fasching in dieser Session schon am 17. Februar endet, freut die Freunde des närrischen Treibens sicherlich nicht. Dem Nähteam der Faschingsgesellschaft Stadtsteinach könnte das eigentlich egal sein, denn keine der traditionellen Veranstaltung fällt deswegen aus. Wäre da nicht die Sache mit dem Zeitverlust von sechs Wochen.
Genau diesen Zeitraum nämlich benötigten die Kostüm-Künstlerinnen Inge Stöcker, Evelin Hofmeister, Lotti Schaller, Angelika Grimmler und Erika Sesselmann sowie zahlreiche Helfer, um den Umzug aus dem alten Landratsamt in die neuen Vereinsräume im ehemaligen Schlecker-Markt zu schaffen. Hunderte von Kostümen mussten gesichtet und verpackt werden, ehe sie mit weiteren Utensilien der Gesellschaft am Marktplatz, im ehemaligen Gasthaus "Bräustübla" und im Schießhaus eingelagert werden konnten. Erst dann konnte endlich mit der Produktion der Kostüme für die neue Session begonnen werden.
Dass sich die Schneiderinnen deswegen mit schlichteren und weniger aufwändigen Kostümen begnügen würden, kam allerdings nicht in Frage.
"In diesem Jahr ist alles neu", erklärt Evelin Hofmeister, die seit Jahrzehnten mit ihren Kolleginnen Stunden, Tage, Wochen und Monate ihrer Freizeit investiert, damit "Stanich" in Sachen Fasching und vor allem im Hinblick auf die Kostümkunst das bleibt, was es schon immer war: unübertrefflich.
900 Paletten pro Mantel Was tatsächlich an Arbeit in der Garderobe der Tänzerinnen und Tänzer steckt, macht ein kleines Rechenbeispiel deutlich: An einem Mantel für das Weiberballett - 14 davon sind heuer insgesamt notwendig - arbeitet das Nähteam etwa drei Tage. Allein die Anzahl von 900 Paletten, die einzeln zunächst mit winzigen Kunstperlen bestückt werden müssen, bevor sie aufgenäht werden können, ist für den Laien schon beinahe furchteinflößend.
Ebenso wie Gesamtzahl der anzufertigenden Kostüme: 111 Stück sind es in der Session 2014/2015.
"Das wird heuer richtig knapp", meint denn auch Inge Stöcker, die mit ihren Kolleginnen diesmal umzugsbedingt erst Mitte Oktober die Nähmaschinen starten konnte. "Sonst geht es Ende August, Anfang September los."
Und noch etwas hat die Situation heuer für das Nähteam verschärft: Diverse Stoffe, die via Internet bestellt waren, wurden einfach nicht geliefert. Da war guter Rat, besser gesagt schneller Ersatz, teuer. Apropos teuer: Was sich die Faschingsgesellschaft das alljährliche Kostüm-Feuerwerk kosten lässt, bleibt geheim: "Im hohen vierstelligen Bereich", ist das einzige, was sich die Damen entlocken lassen.
"Das hatten wir noch nie" Präsident Andy Sesselmann tut es dem kreativen Quintett gleich und hüllt sich in Schweigen.
Stattdessen verweist er darauf, dass die neue Session "kurz, aber heftig" wird. Und das umso mehr, als die Faschingsgesellschaft heuer Gastgeber für das oberfränkische Prinzenpaar-Treffen mit 40 bis 45 Gesellschaften am 6. Januar ist. "Das bedeutet, dass wir zwischen Silvester und dem 6. Januar die komplette Technik in der Stadthalle installiert und die Dekoration angebracht haben müssen. Das hatten wir wirklich noch nie."
Die Tatsache, dass die Prunksitzungen heuer nicht an zwei aufeinander folgenden Tagen stattfinden, sondern an zwei Samstagen, ist Publikumswünschen geschuldet. "Die Leute kommen lieber am Samstag", sagt der Präsident. Die Entscheidung, dem Wunsch nachzukommen, war laut Sesselmann "absolut richtig". "Das zeigt der Kartenvorverkauf."
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