Lena Valaitis, Patrick Lindner und Hellen-Swantje Wecker waren die Stargäste bei "Zauber der Weihnacht" in Kulmbach.
Es war schon ein Wagnis, was sich der erfahrene Event-Manager Rainer Ludwig da ausgedacht hat: Zwei schon leicht durch viele Schlagerjahre gealterte Stars und einen aufstrebenden, der es werden will. Damit, lediglich durch Background-Musik begleitet, drei Stunden über die Zeit zu bringen, ist eine Kunst. Lena Valaitis, Patrick Lindner und Hellen-Swantje Wecker schafften sie in der Dr.-Stammberger-Halle in bemerkenswerter Cleverness.
Vor allem der erste Teil, der weihnachtliche, zog sich etwas zähflüssig dahin, es gab da profane Lieder wie "Ihr Kinderlein kommet" und "Oh, Tannenbaum", von Patrick Lindner intoniert. Und "Stille Nacht, Heilige Nacht", erst am Heiligen Abend vom Reszenzenten in einer kleinen Kirche im abgedunkelten Licht sakral gehört, nun aus 700 Kehlen in der großen Stadthalle gesungen, das war schon etwas fragwürdig. Aber was soll's, die meisten Besucher sind gekommen, um Weihnachten nachzufeiern mit bekannten Liedern. Jedoch schon hörenswert: Das "Heidschi Bumbeitschi", es berührte die Seele.
Von der ewigen Liebe
Es war auch der Abend der Generationen und der verschiedenen Nationalitäten: Hier die 74-jährige Litauerin Lena Valaitis und dort die 34 Jahre alte Hellen-Swantje Wecker aus
Kulmbach. Beide hätten den Zeitgeist nicht besser spüren lassen können. Valaitis mit " Johnny Blue"
aus den 80er Jahren, sie sang auch von der ewigen Liebe, von Frieden und den Träumen. Während Hellen-Swantje mit ihrer jugendlichen Lockerheit, ihrem blendenden Aussehen und einem sauberen Sopran punktete. Eine gewisse Laszivität inbegriffen.
Der zweite Teil, der weltliche, ließ die Kulmbacher auftauen, sie zum Schunkeln, Klatschen und rhythmischen Bewegen brachte. Dafür verantwortlich in erster Linie Patrick Lindner. Er zeigte echtes Entertainment, riss die Leute mit. Wo er "Die kloane Tür zum Paradies" aufstieß, sein ganzes Charisma mit der hörenswerten Stimme ausspielte; ein Typ, der vor allem die Damen in seinen Bann zog.
Er entführte schließlich ins Böhmische, zum "Schneewalzer" und nach "Bella Italia", ein Finale mit großem Chor, da sangen wirklich alle mit. Der Lindner hat's einfach drauf.
Tiefe Verbeugungen
Dazu Lena Valaitis mit "Amazing Grace", die nun die Herzen des Publikums im Sturm eroberte, "Brücken der Liebe" mit Hingabe baute und ihren Titelsong "Ob es so oder so oder anders kommt", der sie in der Schlagerwelt berühmt machte, ausdrucksstark intonierte.
Sportlich ist sie außerdem: Die tiefen, intensiven Verbeugungen fast bis zum Boden ließen den Atem stocken, man meinte, sie verharre ewig in dieser Haltung.
Und dann gab es ja noch Hellen-Swantje Wecker, nunmehr in Hamburg sesshaft. Ein strahlender Sopran sandte ansatzlos und emotional den Konzertwalzer aus der Operette "Wiener Blut" in die Weite des Saales, großartig. Bei "New York, New York" offenbarte sie das exquisite Beherrschen der Swingtöne. Schön ebenso der Song "Zauber der Weihnacht in Kulmbach", von ihr getextet und vertont. Sie gab dem Abend die anspruchsvolle Note, Kulmbach verabschiedete sie mit Ovationen.
Die Besucher und die Stars auf der Bühne labten sich an den wohlklingenden Worten des Moderators Rainer Ludwig. Er hielt für jeden den treffenden Satz parat.
Interview mit Hellen-Swantje Wecker
Die Zuschauer feierten Hellen-Swantje Wecker bei ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt Kulmbach. Wir haben uns nach dem Konzert kurz mit ihr unterhalten.
Hellen, Ihr erster Auftritt solo in der Stadthalle im reinen Schlagergenre. Sind Sie zufrieden ?Hellen-Swantje Wecker: Ich habe mich sehr gefreut, in meiner Heimat wieder auf der Bühne zu stehen und Weihnachten so ausklingen zu lassen. Ich habe viel Feedback vom Publikum bekommen, es war eine schöne Atmosphäre und weihnachtliche
Stimmung. Ein bisschen aufgeregt war ich aber schon.
Wo sehen Sie Ihre künstlerischen Schwerpunkte?Ich komme ursprünglich aus dem Musical-Fach, mache viel Swing-Musik, habe aber auch Pop und Evergreens im Programm. Ich kann verschiedene Genres bedienen.
Ihre Ziele?Ich möchte gerne eigene Songs schreiben, der erste ist schon da: "Zauber der Weihnacht in Kulmbach".
Noch ein persönlicher Wunsch?Möglichst oft nach Kulmbach zu kommen, ich liebe meine Heimatstadt. Am 23. Februar bin ich Gast beim CVG-Jubiläumsball, ich war an diesem Gymnasium.