Nach langer Zeit steigen in Kulmbach die Einwohnerzahlen

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Ein Überblick über die Einwohnerentwicklung und ihre Ursachen in den Kulmbacher Gemeinden. Grafik: Micho Haller
Ein Überblick über die Einwohnerentwicklung und ihre Ursachen in den Kulmbacher Gemeinden. Grafik: Micho Haller

Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis 300 Bürger mehr gezählt. Dies liegt unter anderem auch am Flüchtlingszuzug.

Ende des vergangenen Jahres zählte der Landkreis fast 300 Einwohner mehr als zwölf Monate zuvor. Gegenübergestellt haben wir die letzten verfügbaren Daten des Statistischen Landesamts von Ende 2015 und die Zahlen, die die Gemeinden zum Jahresende 2016 selbst ermittelt haben (siehe Zahlen in der nebenstehenden Karte).

Neben dem Zuzug von Bürgern aus anderen Landkreisen gab es vor allem eine Zuwanderung von Flüchtlingen aus anderen Ländern. Ende 2016 hatte der Chef des Kulmbacher Jobcenters, Norbert Halbhuber, davon gesprochen, dass es 201 anerkannte und erwerbsfähige Flüchtlinge gebe. Landratsamt-Juristin Katrin Limmer nannte 185 Personen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, und 189, die dezentral untergebracht seien.

Kulmbach

Simon Ries, Pressesprecher der Stadt Kulmbach, misst den Zahlen nur eine eingeschränkte Aussagekraft zu: Die Anzahl der Sterbefälle sei seit Jahren ähnlich, und auch Schulabsolventen, die die Stadt zum Studieren verlassen, habe es schon immer gegeben.

Zwar sei das Jahr 2016 ein relativ geburtenstarkes Jahr gewesen, es habe aber auch schon Jahre mit deutlich mehr Babys gegeben, so Ries. Auffällig in der Statistik ist für ihn dagegen, dass in der Stadt Kulmbach die Anzahl der Zugezogenen deutlich höher ist als die der Weggezogenen.

Laut Ries sei diese Entwicklung auf praktische Gründe zurückzuführen. Dazu gehöre allem voran die gute wirtschaftliche Lage der Region. Verglichen mit den Vorjahren seien die Arbeitslosenzahlen im Jahr 2016 in Kulmbach sehr niedrig gewesen, auch gebe es aktuell ein attraktives Angebot an Wohnraum.

Wie man das Leben für junge Menschen in einer Kleinstadt attraktiv machen könne, sei dennoch eine zentrale Frage, mit der man sich im Stadtrat beschäftige, so Ries. Dabei seien neben einem guten Arbeitsangebot auch andere Faktoren wichtig: Preiswerte Bau- und Wohnflächen, Kinderbetreuung und nicht zuletzt eine schnelle Internetverbindung. Einem Defizit im Bereich Hochschulangebot versuche man seit Jahren entgegenzuwirken.

Mainleus

Auch im Markt Mainleus spüre man seit Längerem einen Bevölkerungsdruck, der sich in einer starken Nachfrage nach Bauflächen wie auch nach Mietwohnraum äußert, berichtet Bürgermeister Robert Bosch (CSU). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bevölkerungszahl in der Gemeinde stabil geblieben. Bosch sieht das als eine positive Entwicklung und erklärt sich dies vor allem dadurch, dass Mainleus der Bevölkerung viel Lebensqualität zu bieten habe. "Vor allem das Angebot an familienfreundlichem Wohnraum, eine gute Infrastruktur und ein örtliches Versorgungsangebot sind Dinge, die für ein Leben in der Gemeinde sprechen."

Aber nicht nur jungen Familien, sondern auch Menschen im höheren Alter will man in Mainleus Anreize und eine Grundlage bieten, um zufrieden alt zu werden. So sei auch das Thema Barrierefreiheit wichtig.

Himmelkron

In Himmelkron ist bereits seit mehreren Jahren ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen, dessen Ursprung vor allem in einem steigenden Zuzug liegt. Diese Entwicklung ist laut Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) in großem Maße der verkehrsgünstigen Ortslage am Autobahnkreuz der A9 und der A70 geschuldet.

"Aber auch ein vielfältiges Einkaufsangebot vor Ort darf in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden", weiß der Bürgermeister. Nach seiner Erfahrung ist es ein komplexes Zusammenspiel aus vielen kleinen Faktoren, das am Ende darüber entscheidet, ob sich die Menschen an einem Ort wohl fühlen oder nicht, wie er betont.
Mit dieser Bilanz steht die Gemeinde nicht alleine da. Auch in Harsdorf, Kupferberg und Wirsberg war am Ende des vergangenen Jahres ein Bevölkerungszuwachs zu bemerken. Aber auch das Gegenteil ist im Landkreis zu registrieren.

Stadtsteinach

In Stadtsteinach ist die Einwohnerzahl seit mehreren Jahren rückläufig. Das sei einerseits auf die hohe Zahl an Wegzügen zurückzuführen, auch habe man aber seit Jahren einen starken Sterbeüberhang, erklärt Florian Puff, Geschäftsleiter der Stadtverwaltung. Ein Mangel an Mietwohnungen sei eine weitere Schwierigkeit, der man sich annehmen müsse.

Bisher habe sich jedoch kein Investor gefunden, um ein Bauprojekt in diesem Bereich zu realisieren.
Umso wichtiger sei es für die Erhaltung der Gemeinde also Wege zu finden, um jungen Menschen einen attraktiven Lebensraum zu bieten. Eine Maßnahme dafür war die Einrichtung eines Beratungsgremiums für Jugendliche.

Puff freut sich über den Erfolg des Projekts: "Bisher wurde das Angebot intensiv in Anspruch genommen".
Aber auch in einem anderen Bereich sieht Puff Chancen, um Menschen an Stadtsteinach zu binden. Im vergangenen Jahr fanden mehrere Flüchtlinge in Stadtsteinach Aufnahme. Zwar zeige die Erfahrung, dass viele davon später wieder wegzögen, dennoch ist es laut Puff denkbar, dass auf diesem Weg Menschen in der Gemeinde sesshaft werden.Neben Stadtsteinach haben 2016 auch andere Gemeinden im Landkreis einen Bevölkerungsverlust erlebt. Dazu gehören vor allem Ködnitz und Kasendorf.

Trebgast

Der Trebgaster Bürgermeister Werner Diersch hat sich zeitweise intensiv mit der Bevölkerungsentwicklung auseinandergesetzt. Er weiß, dass man wichtige Tendenzen aus den Zahlen oft nicht ablesen kann.

So ist es seiner Erfahrung nach häufig der Fall, dass - entgegen der allgemeinen Erwartung, es handle sich vor allem um junge Menschen - in kleinen Gemeinden der Wegzug auch durch ältere Menschen entsteht.
Da vor Ort oft kein Angebot an Betreuungseinrichtungen bestehe, zögen viele im hohen Alter in nahegelegene Städte. In der Gemeinde Trebgast sind die Bevölkerungszahlen derweil positiv.

Laut Diersch komme neben den Autobahnen besonders dem Bahnverkehr eine immer wichtigere Rolle zu. Aus Statistiken werde klar ersichtlich, dass die Berufsmobilität für junge Menschen ein ausschlaggebendes Kriterium für die Wahl ihres Wohnorts darstellt.

Eine weitere Notwendigkeit liegt Diersch am Herzen: "Die aktuelle Wirtschaftslage in der Region ist sehr gut. Um so mehr müssen wir junge Menschen dazu motivieren, die vielen freien Ausbildungsplätze zu besetzen." Dies halte dann auch die Unternehmen hier.