Musikfreunde für die Ewigkeit

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Der Jugendchor war bei allen Auftritten der Kantorei mit dabei. Das Foto entstand Anfang der neunziger Jahre bei einem gemeinsamen Auftritt mit älteren Kantorei-Mitgliedern und Kinderchorkindern und Chorleiter Ingo Hahn.
Der Jugendchor war bei allen Auftritten der Kantorei mit dabei. Das Foto entstand Anfang der neunziger Jahre bei einem gemeinsamen Auftritt mit älteren Kantorei-Mitgliedern und Kinderchorkindern und Chorleiter Ingo Hahn.
Archiv/Dagmar Besand
Jürgen Gerhard
Jürgen Gerhard
 
Kerstin Weber
Kerstin Weber
 
Kerstin Schatz
Kerstin Schatz
 
Reinhard Caspary
Reinhard Caspary
 

Ein besonderes Wiedersehen: Der ehemalige Jugendchor der Kulmbacher Kantorei kommt nach fast 30 Jahren wieder zusammen. Wie das klingt, wird ein kleines Konzert zeigen.

"Wir bringen die Band wieder zusammen!" Der Satz aus der Filmkomödie "Blues Brothers" ist Kult. Jake und Elwood Blues versuchen, ihre in alle Winde verstreute Band wieder zusammenzutrommeln, um Musik zu machen. Dass ein solches Unterfangen nicht einfach ist, spüren auch ein paar singbegeisterte Kulmbacherinnen, die es sich in den Kopf gesetzt haben, den ehemaligen Jugendchor der Evangelischen Kantorei noch einmal zusammenzubringen.

Auf der Suche: Wo sind die jetzt alle?

Fast drei Jahrzehnte nach dem letzten gemeinsamen Auftritt ist das keine kleine Aufgabe. Durch Studium, Beruf und Familie ging jeder andere Wege. Aktuelle Adressen von allen zu finden, war eine echte Herausforderung. Das kleine Organisationsteam um Kerstin Weber sammelte noch vorhandene Kontakte, befragte in der Region lebende Eltern und Freunde. Nach ein paar Wochen waren die Organisatorinnen sich sicher: "Jetzt haben wir alle zusammen!"

Die Einladungen zum Chortreffen am kommenden Wochenende wurden verschickt. Das Echo übertraf alle Erwartungen und zeigt, dass sich die Mühe gelohnt hat: 28 Ehemalige kommen, aus allen Ecken Deutschlands und sogar aus Kanada und der Schweiz - um sich wiederzusehen und natürlich, um wie früher zusammen Musik zu machen.

Der Jugendchor der Kantorei - in den 1980er und frühen 1990er Jahren war die musikbegeisterte Truppe ein Begriff in Kulmbach. Ob in der "großen" Kantorei oder bei kleinen Auftritten - der Jugendchor war überall dabei, wo musikalisch etwas los war. Zweimal reisten die jungen Sänger nach London und Schottland, unter anderem um die Freundschaft zur Partnerstadt Kilmarnock zu pflegen.

Eine eingeschworene Gemeinschaft

"Wir waren ständig zusammen. Es gab fast kein Wochenende, wo wir uns nicht getroffen haben, auch zum Wandern, zum Kochen, fürs Kino oder um gemeinsam Konzerte zu besuchen", erinnert sich Kerstin Weber. Die 53-Jährige ist in Kulmbach geblieben und lebt gerne hier. Die vielen schönen Erlebnisse in der Gemeinschaft, festliche Gottesdienste, die Kirchenmusik - "das hat dazu geführt, dass ich später als Diakonin in der Jugendarbeit etwas von dem weitergeben wollte, was ich selbst erleben durfte".

Nostalgische Erinnerungen an seine Zeit im Jugendchor hat Jürgen Gerhard, der die weiteste Anreise hat. Er lebt seit fast 20 Jahren in Kanada - in Waterloo, Ontario, eine Stunde westlich von Toronto. Dort arbeitet er bei einer Softwarefirma als Senior Director of Research und ist unter anderem für die Koordination von gemeinsamen Forschungsprojekten mit Universitäten auf der ganzen Welt zuständig. "Ich komme aber oft und gerne nach Deutschland zurück."

Auf das Singen wollte der Kulmbacher auch in der Ferne nicht verzichten: "Ich singe seit vielen Jahren hier im fast 100-köpfigen Grand Philharmonic Choir mit." Der 55-Jährige freut sich schon sehr darauf, die Leute von früher zu sehen und wieder gemeinsam zu singen.

"Mein sozialer Ankerpunkt"

"Auch wenn ich schon lange nicht mehr dort lebe, habe ich bis heute das Gefühl, nach Hause zu kommen, wenn ich alle paar Jahre mal in Kulmbach bin", sagt Reinhard Caspary, der viele schöne Erinnerungen mit seiner Jugendchorzeit verbindet. "Der Chor war immer mein sozialer Ankerpunkt."

Nach dem Abitur studierte er dann Physik in Heidelberg. "So sehr Musik mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt auch geprägt hatte, wurden mit dem Studium erst mal ganz andere Dinge wichtig. Erst während meiner Promotionszeit in Braunschweig begann ich wieder, in einem Kirchenchor zu singen. Auch diesmal war ich mit Leidenschaft dabei und der Chor wurde zum Mittelpunkt meines Soziallebens." Inzwischen lebt der 53-Jährige in Wolfenbüttel und arbeitet an der Universität Hannover.

Für Kerstin Schatz war die Kirchenmusik viel mehr als ein schönes Hobby: Sie wurde zu ihrem Beruf: Die 51-Jährige ist als Dekanatskantorin in Amberg und im Dekanatsbezirk Sulzbach-Rosenberg tätig. Was hat sie aus ihrer Jugendchorzeit mit auf ihren weiteren Lebensweg genommen? "Ich kam als 17-Jährige neu nach Kulmbach, weil mein Vater die Stelle als Pflegedienstleiter am Klinikum übernahm. Das war keine leichte Zeit für mich, weit weg von meinen Freundinnen und Freunden in Marktredwitz, weg von meiner Schule, weg von meiner vertrauten Kirchengemeinde. Wie gut, dass es den Jugendchor gab!"

In den Chorproben habe sie neue Freundschaften schließen können. "Die tolle Gemeinschaft im Chor half mir dabei, in Kulmbach heimisch zu werden. Diese Erfahrung, dass Musik für Menschen ein wichtiger Ort der Gemeinschaft und Heimat sein kann, prägt meine Arbeit bis heute: Kirchenmusik verbindet alle Generationen und schafft einen lebenslangen Raum der Geborgenheit und des Miteinanders."

Zwei Auftritte: So klingt der Chor heute

Die Ehemaligen treffen sich am Freitag bereits, um Erinnerungen auszutauschen. Am Samstag, 14. Mai, wird unter der Regie von Dekanatskantor Christian Reitenspieß ein Repertoire für den Abend einstudiert, das um 19 Uhr in einer Soirée in der Petrikirche erklingt. Auch den Hauptgottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr in der Petrikirche werden die ehemaligen Chorsänger mitgestalten.