Mountainbiken - aber sicher: Wir haben Tipps für eine unfallfreie Saison

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Wer unfallfrei durch die Saison kommen will, sollte einiges beachten. Der erfahrene Kulmbacher Mountainbiker Bernd Tauer gibt Tipps.

Mountainbiken - aber sicher. Wie man möglichst unfallfrei durch die Saison kommt, verrät der erfahrene Mountainbiker Bernd Tauer. Er gibt hilfreiche Tipps - nicht nur für Anfänger. Die Ausrüstung "Wer aufs Mountainbike will, sollte auf jeden Fall einen Helm aufsetzen. "Da gibt es keine Ausrede", stellt Bernd Tauer fest. Außerdem empfiehlt er eine Brille, die die Augen vor Mücken, Ästen und Staub schützt. Auch Fahrradhandschuhe sind ratsam - sie schützen die Hände bei einem Sturz. Die Technik Einfach aufsteigen und gleich mit dem neuen Rad losbrettern - keine gute Idee, sagt der Mountainbike-Profi. "Man muss wissen, wie das Fahrzeug reagiert und sich mit der Technik auskennen." Wo schaltet man welchen Gang? Wie funktioniert die absenkbare Sattelstütze? Wo ist welcher Hebel? Wie wird eine blockierte Federung entsperrt? Das sollte jeder Biker im Schlaf wissen. "Wenn es schwierig wird, hat man keine Zeit zum Überlegen." Deshalb empfiehlt er, zunächst auf sicherem Terrain zu üben.

Und ganz wichtig: Auch das richtige Bremsen will gelernt sein. "Die meisten Leute bremsen nur hinten, weil sie Angst haben, dass sie über den Lenker fliegen, wenn sie vorne bremsen. Das wird ja schon Kindern so beigebracht." Was stimmt: Die Vorderbremse macht 70 Prozent bei der Verzögerung aus. Aber: "Wer nur hinten bremst, verliert den Grip, das Rad bricht aus", erklärt Bernd Tauer. Dass das viele Fahrer nicht beherrschen, sieht man Tauer zufolge an den Bremsspuren im Wald. "Die unfreiwilligen Drifts reißen die Grasnarbe auf." Wer richtig bremst, sagt er, der hinterlässt so gut wie keine Spuren.

Die Gangschaltung Tauer hat schon oft beobachtet, dass Anfänger mit dem falschen Gang fahren. Das erkenne man an der hohen Trittfrequenz oder am schweren Tritt. "Die Leute vergessen, dass sie auch vorne Blätter haben, die sie schalten können." Der Reifen Was viele nicht beachten, ist der passende Luftdruck für den jeweiligen Untergrund. "Auf Asphalt fährt man mit maximalem Luftdruck, fürs Gelände muss man ihn minimieren, damit Grip da ist." Der Reifen diene dann außerdem als Federung. Auch sollte die Bereifung zum Untergrund passen und nicht alt und abgefahren sein. Bei der Abfahrt Die Füße gehören auf die Pedale - egal, ob man mit Klickpedalen oder sogenannten Bärentatzen fährt. Tauer weiß: "Wer Angst hat, klickt aus." Ein Fehler, weil: "Man verliert die Stabilität." Deshalb rät er: "Bei Angst absteigen." Man ist nie allein Der Mountainbiker einsam im Wald? Meist ein Trugschluss. "Man soll nie glauben, man ist allein." Andere Biker, Spaziergänger und Wanderer können für unerwartete Begegnungen sorgen. Überhaupt: "Wer sich entschließt, allein ins Gelände zu fahren, sollte das lassen." Denn bei einem Sturz besteht die Gefahr, dass den Verunglückten niemand so schnell findet. "Hier gibt es noch viele Stellen ohne Handyempfang." Der Untergrund Rutschige Wurzeln, loser Untergrund: Ein Mountainbiker muss auch immer ein Auge auf den Weg haben. Wie tief sind zu durchquerende Bachläufe? Liegen dort Steine, die wie ein Bremsklotz wirken können? Nasse Füße oder gar einen Sturz will jeder Sportler vermeiden. Das E-Mountainbike Mit elektrischer Unterstützung sind Berge kein Hindernis mehr. "Mit Akku kommt man fast jeden Berg hoch", sagt Tauer. Ein Problem kann dann aber die Abfahrt werden. "Aufgrund mangelnder Kenntnisse trauen sich dann manche nicht mehr runterzufahren." Und was nicht zu unterschätzen ist: "E-Mountainbikes sind schwerer. Dadurch sind sie bergab schwieriger zu handeln."

Der Kauf Beim Kauf eines neuen Rads rät Tauer zum lokalen Händler. Denn der Fachmann könne richtig beraten und sei Ansprechpartner vor Ort, wenn es was zu reparieren gibt.

Beim Kulmbacher Unfallchirurgen Rainer Woischke landen immer wieder gestürzte Fahrradfahrer. Wir haben mit dem Mediziner gesprochen. Was sind die klassischen Verletzungen bei Fahrradunfällen?

Rainer Woischke: Die einfachen Verletzungen sind Schürfwunden und Prellungen. Bei Schürfwunden bitte an die Tetanusimpfung denken (der Impfschutz reicht bei Durchimpfung zehn Jahre, im Verletzungsfall durch Wunden fünf Jahre). Bei Fahrradunfällen sind laut Statistiken am häufigsten Verletzungen an Armen und Beinen (70 Prozent) und Kopfverletzungen (25 Prozent), bei den lebensgefährlichen Verletzungen betreffen 70 Prozent den Kopf und 40 Prozent den Brustraum. Bei den Stürzen aufs Handgelenk mit anhaltenden Beschwerden ist ein Kahnbeinbruch möglich. Kinder klagen oft über Schmerzen an der Schulter, die ihre Ursache oft in einem Schlüsselbeinbruch haben. Extrem gefährlich bei Kindern sind die Fahrradlenkerverletzungen, wenn das Kind mit dem Bauch direkt in den Fahrradlenker stürzt, der dadurch in die Milz, die Leber oder andere wichtige Organe hineingerammt wird, was tödlich enden kann. Deshalb ist allerhöchste Eile geboten ist. Das Kind bitte unbedingt danach fragen, ob es sich den Lenker in den Bauch gerammt hat und nachsehen, ob man Prellmarken oder Abdrücke am Bauch sieht. Sicherheit gibt nur die sofortige ärztliche Abklärung. Es empfiehlt sich daher, Fahrradlenker zu verwenden mit abgepuffertem Ende, nochmals zurückgebogen.

Gefährlich ist es, wenn man eine Tasche am Lenker in der Hand hält, die nach unten hängt, so dass sie beim Treten der Pedale zwischen Lenker und Knie eingeklemmt wird, wodurch der Lenker ruckartig verrissen wird mit der Folge eines haltlosen Sturzes. Das ist mir als Kind am Fuß eines steilen Berges passiert. Nun, ich bin wieder aufgestiegen und weitergefahren, ich hatte es ja eilig, in die Schule zu kommen. Was ist eine häufige Unfallursache im Straßenverkehr?

Häufig passieren Unfälle, wenn ein Fahrradfahrer nicht wie vorgeschrieben strikt rechts fährt, sondern zu weit links hinter einem Auto. Wenn der vorausfahrende Pkw plötzlich bremst, stürzt der Fahrradfahrer über den Kofferraum.

Auch Fahrradwege bergen Risiken. Fahrradwege sind gedacht als sinnvoller Schutz für Fahrradfahrer. Überraschenderweise ergeben sich hier neue Probleme. Fußgänger übersehen häufig, dass sie auf dem Fahrradweg laufen. Kinder, je kleiner sie sind, wissen es ohnehin nicht oder denken oft nicht daran - natürlich sollte auf sie aufgepasst werden von den Eltern und vom Fahrradfahrer.

Verunglücken häufiger Mountainbiker bei Stürzen im Wald oder sind es eher Radfahrer im normalen Straßenverkehr?

Es verunglücken alle gleichermaßen. In beiden Fällen geht unter Zeitdruck der Hang zur Schnelligkeit auf Kosten der Achtsamkeit.

Sind nach Ihrer Erfahrung Radfahrer meist selbst schuld an Stürzen oder sind eher andere Verkehrsteilnehmer beteiligt? Natürlich kommt alles vor. Wichtig ist, dass man als Autofahrer immer an die Radfahrer denkt, nicht nur beim Anhalten und beim Öffnen der Pkw-Tür, sondern auch beim Abbiegen nach rechts, weil da von hinten ein Radfahrer kommen kann. Lieber einmal öfter umdrehen, weil der Radler ungeschützt ist im Gegensatz zum Autofahrer, der von viel Blech umgeben ist. Umgekehrt sollte man gerade deshalb, weil man der Schwächere ist, die Fehler der Autofahrer einplanen. Wie wichtig ist das Tragen eines Helms? Das Tragen eines Helmes reduziert das Risiko tödlicher Hirnverletzungen um 60 bis 70 Prozent.

Haben Sie einen Tipp für Helfer bei einem Unfall?

Wichtig sind die allgemeinen Erste-Hilfe-Regeln. Ein Tipp ist, wenn ein Patient gestürzt ist, gut atmet, vom Abtasten her keine Brustkorbverletzung hat, auf Ansprache aber nicht reagiert, das Reiben der Faust auf dem Brustbein. Wenn der Patient nicht allzu sehr bewusstlos ist, wacht er sofort auf und man hat deutlich weniger Probleme.