Missbrauchs-Prozess: Enkelin belastet Opa

2 Min
Ein 71-Jähriger muss sich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten. Symbolfoto: Christopher Schulz
Ein 71-Jähriger muss sich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten. Symbolfoto: Christopher Schulz

Im Vergewaltigungsprozess vor dem Bayreuther Schwurgericht hat eine Enkelin den angeklagten Großvater schwer belastet. Sie sei als Kind vom Opa sexuell missbraucht worden, sagte sie. Der Angeklagte schweigt. Sein Verteidiger, Kachelmann-Anwalt Johann Schwenn, vermutet einen Komplott.

Im Prozess gegen den 71-Jährigen, der sich wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung seiner Tochter, seiner Ex-Frau und seiner beiden Enkelinnen vor dem Bayreuther Schwurgericht verantworten muss, fließen Tränen. "Ich möchte, dass du aufstehst und den Kindern ersparst, hier reinzukommen und über die Gräueltaten berichten zu müssen. Sag doch einmal, was du gemacht hast", forderte eine sichtlich mitgenommene Tochter den Vater auf, bevor sie in der gestrigen Fortsetzungsverhandlung den Zeugenstand verließ.

Der Mann, an den sie ihre Worte gerichtet hatte, wirkte gefasst. Er saß äußerlich regungslos auf der Anklagebank und schwieg im übrigen auch gestern zu den Tatvorwürfen, die nicht nur die Tochter, sondern auch eine seiner Enkelinnen in ihrer Zeugenaussage untermauerte.


Enkelin leidet unter Panikattacken

Nach außen hin sei das Verhältnis zu ihrem Großvater harmonisch gewesen, sagte die 25-Jährige. Was sie erlebt und durchgemacht habe, "ist aber weit weg von dem, was menschlich zu ertragen ist". Als sie zehn Jahre alt gewesen sei, habe sie der Opa erstmals sexuell missbraucht. Er habe später nicht nur sie, sondern auch ihre Freundin belästigt. Sie habe sich als junges Mädchen nicht getraut, sich anderen zu offenbaren, so die Zeugin, die sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet und - wie sie angab - sehr unter den damaligen Erlebnissen leidet. "Das alles hat mich innerlich ziemlich kaputt gemacht." Sie habe sich nach Aufforderung ihrer Mutter immer im Zimmer einschließen müssen, "wenn Opa da war". Wenn heute die Türklinke heruntergehe, bekomme sie Panikattacken.


Vom Gericht zum Arzt

Vor der Enkelin war gestern noch einmal deren Mutter befragt worden. Die hatte nach ihrer letzten Aussage vor Gericht über Übelkeit und Kreislaufprobleme geklagt. Sie habe danach den Arzt aufsuchen müssen, sagte die 47-Jährige. Als es im Gespräch mit dem Verteidiger darum ging, wie sehr sie das Verfahren belaste, sagte sie an Rechtsanwalt Johann Schwenn gewandt: "Ich glaube nicht, dass Sie sich vorstellen können, wie man sich da fühlt."


"Lügenhypothese"

Der Staranwalt, der TV-Wettermoderator Jörg Kachelmann in dessen Vergewaltigungsprozessen vertreten hatte, versuchte auch gestern, die Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin zu erschüttern. Schwenn vermutet einen Komplott, den diese mit den ihr Nahestehenden gegen seinen Mandanten geschmiedet habe. Er sprach von einer Lügenhypothese, die nicht zurückgewiesen werden könne.

Es dränge sich der Verdacht auf, dass auch weitere Nebenkläger, die als Zeugen auftreten, von der Tochter zu einer falschen Aussage angestiftet worden sind. Schwenn schlussfolgerte, dass Rechtsanwältin Kristina von Imhoff (Coburg) nicht gleichzeitig Rechtsbeistand von Mutter und Tochter sein dürfe, die beide als Nebenkläger auftreten.


"Der Schwenn ist krass"

Nachdem Imhoff erklärt hatte, dass sie nicht mehr als Rechtsbeistand der Enkelin auftrete und diese selbst keinen neuen Rechtsbeistand geforderte hatte, durfte die 25-Jährige in den Zeugenstand. Dort wurde sie vom Verteidiger eingehend befragt. Was die junge Frau nicht verwunderte. "Ich habe Sie im Vorfeld gegoogelt und fand es bemerkenswert, wie manche Gerichtsverhandlungen mit Ihnen ausgegangen sind", sagte sie, nachdem Vorsitzender Richter Michael Eckstein eine Whatsapp aus ihrem Handy verlesen hatte. In der stand: "Dieser Schwenn ist ganz schön krass."

Der Prozess wird heute um 8.30 Uhr fortgesetzt.