Wenn die Gesundheitsministerin zu einer Praxiseröffnung kommt, dann ist das schon was Besonderes: Melanie Huml (CSU) war am Freitag Ehrengast bei der Eröffnung der Landarztpraxis von Dr. Volker Seitter und Anja Tischer, die sich in Thurnau in einem 270 Quadratmeter großen Holzhaus an der Kirschenallee niedergelassen haben.
Die beiden Allgemeinmediziner Dr. Volker Seitter und Anja Tischer, die bis dato in der Bürgermeister-Kleinlein-Straße waren, sind umgezogen. Dass sie und ihre Ehepartner (Martina Seitter und Gunther Tischer sind die Bauherren) ohne öffentliche Förderung Geld in die Hand genommen und die neue Praxisräume geschaffen haben, sei beispielgebend, sagte Huml. Sie sprach von einem Mutmacher für viele ländliche Regionen, die es nicht leicht hätten, das dichte Netz an wohnortnaher Hausarzt-Versorgung aufrecht zu erhalten.
Rund eine Million Euro sind in die Thurnauer Landarztpraxis geflossen, wie Gunther Tischer mitteilte. Eine Praxis, mit der man einen Beitrag dazu leisten wolle, die medizinische Versorgung in der Region langfristig sicherzustellen. Eine Praxis, in der mittelfristig auch Fachärzte Sprechstunden abhalten sollen.
Es gab auch Rückschläge
Man habe bei dem Projekt auch Rückschläge hinnehmen müssen, sagte Gunther Tischer, der daran erinnerte, dass sich für Volker Seitter und Anja Tischer der Traum von modernen Räumen erfüllt hat - nachdem der schon einmal geplatzt war.
Die beiden Allgemeinmediziner waren es, die die Pläne für das große Dienstleistungszentrum auf dem Thurnauer Bahnhofsgelände mit vorangetrieben hatten. Das Projekt war vom Tisch, als sich die Sparkasse 2013 überraschend als Investor zurückgezogen hatte. Die Mediziner haben inzwischen ein neues Zuhause gefunden, auch das BRK, das einst mit ins Dienstleistungszentrum einziehen wollte, hat eine neue Rettungswache - in direkter Nachbarschaft zur Landarztpraxis. Von den einstigen Kooperationspartnern hat damit allein die Sparkasse, die nach wie vor aus ihrer Filiale in der Bahnhofstraße heraus will, noch keine neue Bleibe.
Was wird aus der Sparkasse?
Was aus dem Kreditinstitut wird? Die Sparkasse möchte in das Erdgeschoss des ehemaligen Rathauses umziehen. Ein Gebäude, das dem Markt gehört und saniert werden müsste. Die Gemeinde ringt um Fördermittel, um das Projekt stemmen zu können. "Ziel muss es sein, dass sich die Finanzierung durch Mieteinnahmen langfristig refinanziert. Wenn das nicht der Fall ist, können wir das nicht stemmen", sagt Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU).
Ungewiss ist aber nicht nur die Zukunft der Sparkasse, sondern auch die des früheren Bahnhofsgeländes. Was aus der großen Brachfläche wird, die durch das Dienstleistungszentrum eine neue Nutzung erfahren sollte? Es gebe wohl Überlegungen, den zentral gelegenen Platz aufzuwerten, erklärt Bernreuther und führt an: "Es laufen auch bereits Gespräche." Der Bahnhofsplatz stehe in der Prioritätenliste aber nicht an erster Stelle. "Wir können nur ein Projekt nach dem anderen angehen." Als vordringlichere Maßnahmen sieht er die Erweiterung des Gewerbegebiets, den Ausbau des Versorgungsnetzes und die Dorferneuerung. Der Bahnhofsplatz, der schon mal als Abstellplatz für Baumaterialien oder auch Lkws genutzt wird, wird damit wohl noch für längere Zeit ein tristes Dasein fristen.
Belebt wird dafür mehr und mehr das Baugebiet an der Kirschenallee, in dem sich - vor den ersten privaten Bauherren - das BRK und die Mediziner niedergelassen haben. Von der modernen Arztpraxis waren bei der Eröffnung nicht nur die Gesundheitsministerin und der Bürgermeister, sondern auch MdB Emmi Zeulner (CSU) und Landrat Klaus Peter Söllner (FW) beeindruckt, die den unternehmerischen Mut würdigten.
Lehrpraxis der Universität
2500 Patienten werden pro Quartal in der Landarztpraxis versorgt, die eine Lehrpraxis unter anderem der Erlanger Universität ist. Ab Montag arbeiten Volker Seitter und Anja Tischer in den neuen Räumen - und sind wieder für ihre Patienten da.