Die Wonseeser Bürger wollen das Mega-Gewächshaus, das Nürnberger Gemüsebauern beim Ortsteil Feulersdorf errichten wollen.
50 neue Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeit, weitere 70 Jobs während der Erntezeit und dazu noch eine stattliche Summe Gewerbesteuer, die der Markt erwarten kann: Argumente, die wohl fast alle Wonseeser davon überzeugt haben, dass die Ansiedlung der Nürnberger Gemüsebauern Scherzer und Boss für die Gemeinde ein Glücksfall ist. Die Zustimmung für das Mega-Gewächshaus, das auf einer etwa zwölf Hektar großen Fläche beim Ortsteil Feulersdorf entstehen soll, war bei der Bürgerversammlung, die am Mittwoch im Gasthaus Ganzleben stattfand, groß. Rund 120 Wonseeser waren gekommen und zeigten sich nach der Präsentation des Projekts begeistert.
Die Weismainer Klage
Weismains Bürgermeister Udo Dauer (CSU) hatte in der Sitzung seines Stadtrats am Dienstag darüber geklagt, dass das Vorhaben auf Weismainer Seite gescheitert ist. "Ein großartiges Projekt, das wir selbst an Land gezogen haben, wurde mit plumpen Mitteln verhindert", sagte Dauer und spielte darauf an, dass eine Bürgerinitiative gegen die Gemüsebauern Stimmung gemacht hatte. Die wollten das Gewächshaus zunächst bei Fesselsdorf (Stadt Weismain) bauen, investieren nun aber bis zu 20 Millionen Euro im Nachbarort - auf Wonseeser Gemeindegebiet. "Wenn es in Fesselsdorf nicht gewollt ist, nehmen wir es gern", sagte der Wonseeser Bürgermeister Andreas Pöhner, nachdem deutlich geworden war, dass es in seiner Gemeinde keinen Protest gibt.
400 Meter lang
Gemüsebauer Stefan Scherzer stellte die Pläne mit seinem Geschäftspartner Fritz Boss vor. In dem Glashaus, das 400 Meter lang und 300 Meter breit werden soll, werden Tomaten erzeugt - bis zu 4000 Tonnen im Jahr. Bei der Bewässerung sei man aufgrund des Baus von Regenrückhaltebecken weitestgehend autark, versicherte Scherzer. Damit das Licht bei Dunkelheit das Gewächshaus nicht verlässt, würden Energieschirme eingesetzt, die mit Rollos vergleichbar seien. "Sonst, da bin ich mir sicher, würde man das Licht in Bayreuth und Bamberg sehen."
Viele Erntehelfer werden gebraucht
Zusätzlich zu den Voll- und Teilzeitkräften würden zur Ernte etwa 70 weitere Helfer benötigt. Man setze auf Arbeitskräfte aus der Region, werde aber auch ausländische Gastarbeiter beschäftigen. Auf den Betrieben im Nürnberger Knoblauchsland habe man mit Rumänen und Polen gute Erfahrungen gemacht, so Scherzer, nach dessen Worten zur Unterbringung in Feulersdorf der Bau eines Wohnhaus geplant ist. Der Gewächshaus-Bau soll im Frühjahr starten, um dann im Herbst mit der Produktion beginnen zu können.
"Ihr werdet es nicht bereuen"
Werbung für das Projekt machte der Dinkelsbühler Bürgermeister Christoph Hammer (CSU), der per Handy zugeschaltet wurde. In der mittelfränkischen Stadt betreiben die Nürnberger Gemüsebauern seit 2014 ein weiteres Gewächshaus. Hammer lobte diese überschwänglich und teilte mit, dass sie zu den größten Gewerbesteuerzahlern zählen. "Nehmen Sie den Betrieb, Sie werden es niemals bereuen", sagte er den Wonseesern.
"Wenn Ihr - wie der Gemeinderat und die Feulersdorfer - das Projekt gut findet, dann sollten wir es auf den Weg bringen", hatte Bürgermeister Andreas Pöhner (CSU) eingangs erklärt - die Zustimmung, die das Vorhaben am Mittwoch bei allen Wonseesern fand, kann er als klaren Auftrag sehen.
Gespannt, wie es wird
Wie sich das Gewächshaus in das Landschaftsbild einfügen wird, darauf ist man allerdings auch in Feulersdorf gespannt. "Wir können uns nicht vorstellen, wie es ausschauen wird", sagte Josef Schütz, der deutlich machte, dass das Dorf hinter dem Tomaten-Projekt steht. Das Gesamtkonzept der Gemüsebauern habe überzeugt, zumal Arbeitsplätze geschaffen würden und Gewerbesteuer fließe, stellte Schütz fest. Dass mit den auswärtigen Arbeitskräften Neubürger gewonnen werden, hofft die Feulersdorferin Heike Linz. "So eine Chance wird Wonsees wohl nicht mehr bekommen", meinte ihr Nachbar Manfred Friedmann.
Dazu unser Kommentar:
Wonsees jubelt und wundert sich über Weismain
Die Nürnberger Gemüsebauern errichten ihr Mega-Gewächshaus nicht im Weismainer Ortsteil Fesselsdorf, sondern in Feulersdorf, nur einen Kilometer vom ursprünglich anvisierten Standort entfernt. Der Markt kann sich über neue Arbeitsplätze freuen und wohl auch über einen dicken Batzen Geld. In Dinkelsbühl, einem weiteren Gewächshaus-Standort, gelten die Landwirte nämlich als sehr gute Gewerbesteuerzahler.
Ohne Lärm und Gestank
War das Millionenprojekt in Weismain auch am Bürgerprotest gescheitert, so wurde bei der Bürgerversammlung am Mittwoch deutlich: Die Wonseeser wollen die Gemüsebauern. Auch die Feulersdorfer, die das 400 Meter lange Glashaus vor die Nase gesetzt bekommen. Dass es einen gewaltigen Einschnitt in die Landschaft geben wird, das ist ihnen bewusst. Sie nehmen es in Kauf, wohlwissend, dass auf einer landwirtschaftlichen Fläche Lebensmittel produziert werden - ohne Lärm, Staub und Gestank. Dass zur Erntezeit osteuropäische Arbeitskräfte eingesetzt werden, hatte in Fesselsdorf für Unruhe gesorgt. In Feulersdorf ist das kein Thema.
Die doppelte Freunde
Die Wonseeser sehen die Chancen, die sich mit der Ansiedlung bieten: die Jobs, die geschaffen werden und auf die sich auch Einheimische bewerben können. Und die Gewerbesteuer, die jetzt nach Wonsees und nicht nach Weismain fließt. Ein Aspekt, der gerade auch die Feulersdorfer freut. Denn das Gewächshaus hätten sie ohnehin vor der Haustür gehabt - auch dann, wenn sich die Gemüsebauern im Nachbarort niedergelassen hätten.