Mein Freund, der Döner-Mann

1 Min
Viele Döner-Verkäufer haben stets einen lustigen Spruch auf den Lippen. Foto: Archiv/Inga Kier dpa
Viele Döner-Verkäufer haben stets einen lustigen Spruch auf den Lippen.  Foto: Archiv/Inga Kier dpa

Das mit der deutsch-türkischen Freundschaft ist derzeit ja so eine Sache. In der Mittagspause macht man schnell eigene Erfahrungen.

Was wird im Fernsehen nicht hin und her diskutiert - über wichtige Beziehungen, demokratische Defizite und diplomatische Verstimmungen mit der Türkei. Alles egal, dachte ich mir in meiner Mittagspause - die Lust auf das Gericht, wobei jeder an die Türkei denkt, den Döner, war da. Gefunden habe ich mein Objekt der Begierde in der Albert-Ruckdeschel-Straße. Nach kurzer Diskussion über die Schärfe von Saucen und das Hinzugeben von Chili-Gewürzen hatte ich den gefüllten Fladen in der Hand. Und bemerkte: Auch in Kulmbach wird der Teig so üppig befüllt, das ein nicht unerheblicher Teil beim Reinbeißen immer auf dem Erdboden oder den Klamotten landet. Egal, mit welcher Technik man beißt...

Was mich mehr freute, war der Abschiedsgruß des Verkäufers. "Guten Appetit, mein Freund", sagte er, wobei die Betonung eindeutig auf "Freund" lag. Und das, obwohl ich zum ersten Mal sein Gast war. Da könnte sich mancher Franke eine Scheibe abschneiden - dachte ich mir. Ich muss ihm sympathisch gewesen sein, gingen meine Gedanken weiter.

Doch dann der Schock, als eine größere Gruppe zum Imbissstand kam. Die spezielle Beziehung zwischen mir und meinem übrigens aus dem Irak stammenden Döner-Mann - es gibt sie nicht. Der Verkäufer grüßt jeden Kunden gleich - mit "mein Freund".
Andreas Schmitt