Medienkritik nach der Wahl: Politiker als ganz schlechte Verlierer

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Die Medienkritik der etablierten Parteien führt ins Leere. Es war ihre schwache Bilanz, die die Wähler zur AfD trieb. Da nützt jetzt auch kein Sündenbock.

So, so. Jetzt sind also die Medien Schuld. Quer durch die Parteien klagen Politiker. Die zu umfangreiche Berichterstattung über die AfD habe deren gutes Wahlergebnis verursacht.

Dazu sage ich: Das sind ganz schlechte Verlierer. Die Aussagen erinnern mich an Fußballer, die selbst schwach spielten, am Ende aber die Schuld beim Schiedsrichter suchen.

So wie das Gejammere über den Unparteiischen aber noch nie etwas gebracht hat, so sind auch die Politiker mit ihrem Sündenbock-Spiel auf dem Holzweg. Denn erstens gehört es zu den Grundwerten einer Demokratie, Wahlergebnisse anzuerkennen. Und zweitens führt die Medienkritik auch inhaltlich am Ziel vorbei.

ARD und ZDF haben Recht, wenn sie betonen, dass sie keine Partei groß oder klein gemacht haben. Die Journalisten haben in den vergangenen Wochen einfach ihren Job gemacht. Nicht mehr und nicht weniger.

Im Grundgesetz steht (Artikel 20, Absatz 2): "Die Staatsgewalt geht vom Volke aus." Dieses Privileg bedarf einer aufgeklärten Bürgerschaft, die über genügend Informationen verfügt, um sich eine Meinung zu bilden. Das Berichten über Köpfe und Inhalte einer Partei, die vor dem erstmaligen Sprung in den Bundestag steht, gehört da schlicht dazu.

Außerdem hat die mediale Wahrnehmbarkeit der AfD-Politiker laut Meinungsforschern wohl gar nicht so besonders viel zum Wahlerfolg beigetragen. Nein, es war schlicht die schwache Bilanz der etablierten Parteien bei Reizthemen wie Migration, Innerer Sicherheit, Rente, bezahlbarem Wohnraum oder Gesundheit und Pflege, die viele Wähler zum alternativen Kreuz aus Protest trieben.

Deshalb sollten sich die Politiker jetzt schleunigst Gedanken über eine neue Taktik fürs nächste Spiel machen - anstatt sich einen Sündenbock zu suchen.