Sie braucht keine Kostüme und keine Kunstfigur: Musik-Kabarettistin Martina Schwarzmann setzt sich auf einen Barhocker und singt ihre spitzzüngigen Lieder. Am Freitagabend (20 Uhr) spielt sie ihr neues Programm "Gscheid gfreid" in der Kulmbacher Stadthalle. Es gibt noch Karten an der Abendkasse.
Hoch dekoriert ist sie: Den bayerischen Kabarett-Preis gab es schon, den großen Bruder auf Bundesebene auch. Martina Schwarzmann hat Erfolg mit den kleinen, feinen Boshaftigkeiten, an der Gitarre begleitet von unschuldig anmutenden Akkorden. Ihre Lieder sind Nasenstüberer gegen Miesepeter und skurrile Gestalten. Sie selber sagt von sich: "I merk nix, dass ich netter werd." Gottseidank, möchte man erwidern.
Sie mögen ungewöhnliche Typen und haben deswegen unter anderem den "König vom Wertstoffhof" besungen. Diesmal machen Sie sich Gedanken im Angesicht eines Schatten werfenden Salzkorns auf dem Brotzeitbrett. Wird es bei Martina Schwarzmann jetzt hoch philosophisch? Martina Schwarzmann: Hoch philosophisch wird es nicht, es sei denn für den, der die hohe Philosophie in mein Programm hineininterpretiert. Das habe ich selber nicht in der Hand.
Welche Gedanken das Programm in jemandem auslöst, wenn er es gesehen hat, wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Mein Ziel ist es, ein hoch amüsiertes Publikum vor mir sitzen zu haben.
Lupfen Sie bitte kurz den Vorhang zum Inhalt des neuen Programms "Gscheid gfreid".Die Lieder handeln von Verwandtschaftstreffen, Sex am Lagerfeuer, einem Fuchs, der mit Burnout zwischen 40 000 Hühnern liegt, es geht um Dicke und Dünne - und noch viel mehr.
Sie sind mittlerweile zweifache Mutter. Ist das zugleich Inspiration für neue Nummern und Lieder?Das inspiriert mich genauso wie alles Andere, was zu meinem Leben gehört.
Es soll ein Zitat von Ihnen geben, wonach Ihnen jegliches feministische Feingefühl fehle, weil Ihnen zu Hause keiner gesagt habe, dass auch die Frau die Unterdrückte sein kann.
Stimmt das?Das habe ich gesagt, stimmt. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, hieße das automatisch, dass mein Papa der Unterdrückte ist. Das ist nicht so. Aber da fällt mir gerade das Sprichwort ein: Der Klügere gibt nach. Bei mir und meinem Mann ist das sehr ausgeglichen, jeder hat seine Aufgaben. Und mit dem "Chef spielen" wechseln wir uns ab.
Fredl Fesl nennen Sie als eines Ihrer Vorbilder. Was verbindet Ihre Kunst mit seiner?Ich bastle auch sehr gerne. Der Fredl hat ein Krokodil, das bei seinem Stadel-Tor rauskommt, wenn man an der Leine zieht. Und ich kann gut aus alten Socken Steckenpferde basteln. Bestimmt verbindet uns die Freude am Unfug.
Wie gut schätzen Sie Ihre Gitarrenkünste ein?Ein Jahr hatte ich Gitarrenunterricht, kann keine Noten lesen, habe keine Ahnung von Harmonien. Ich würde es nicht mal Gitarren-"Künste" nennen.
Ich spiel' immer so lange, bis der Text aus ist, und wenn es sich nett anhört, freu' ich mich.
Könnte es einen Kabarettabend mit Ihnen ganz ohne Gitarre geben?Vielleicht wenn ich keine Hände mehr hätte, dann könnte ich mir das schon vorstellen. Sonst eher nicht.
Zu Ottfried Fischer haben Sie auch eine besondere Verbindung. Um 2004, also vor zehn Jahren, erstmals in seinen "Schlachthof" zu kommen, sollen Sie sich förmlich aufgedrängt haben.
Ja, ich hab mich am Anfang überall aufgedrängt, wo ich spielen wollte. Wenn ich daheim gesessen wäre und gewartet hätte, bis jemand von alleine kommt und fragt, ob ich für ihn spielen würde, dann würde ich heute noch daheim sitzen.
Zur Oktoberfestzeit, heißt es, erproben Sie Ihren besonderen Humor an Japanern.
Sie reden Ihnen ein, dass man das Weißwurst-Wasser mittrinken muss. Was machen Sie den bemitleidenswerten Menschen denn noch alles schmackhaft?Das hab ich von anderen gehört, dass sie das gemacht haben. Ich war es nicht, da hab ich geschwindelt. Aber an der Geschichte mit den angebissenen Fischsemmeln ist schon was dran, da hatten wir großen Spaß!
Apropos schmackhaft: Sie sind gelernte Köchin. Jemals den Sprung zurück an Töpfe und Pfannen in Erwägung gezogen? Und wenn: Was tischt Martina Schwarzmann Menschen auf, die sie mag?Ich steh fast jeden Tag am Herd, ich hab einfach nur Hobby und Beruf getauscht. Wenn ich für jemanden koche, frag ich vorher, was sich derjenige wünscht, und dann koch' ich das. Von den meisten Menschen, die ich mag, weiß ich auch, was sie gerne essen. Aber was immer am schnellsten weg ist, ist mein Bienenstich.