Ronny Metzner ist überwältigt von der Tour mit Hilfsgütern nach Polen. Er hat eine Botschaft: Nächstenliebe ist das Gebot der Stunde.
"Plötzlich hat es einen Schlag getan, wir wurden beschleunigt wie auf der Raketenrampe - und dann ging nichts mehr." So erinnert sich Ronny Metzner an den Moment, als sein Transporter unsanften Kontakt mit einem 40-Tonner hatte. Die achtköpfige Delegation aus dem Landkreis hatte fünf Tonnen Hilfsgüter für die Ukraine an Bord, gesammelt auf Initiative von Bürgermeister Marc Benker. Kurz vor Breslau dann der Unfall. Zu diesem Zeitpunkt schien alles gelaufen, all die Mühe umsonst. "Das durfte nicht sein", sagt der 42-Jährige. "Ich bin ein gläubiger Christ und sage: Es gibt immer einer Weg." Den gab es auch. Mit vereinten Kräften wurde aus zwei defekten Anhängern ein fahrbarer gemacht - fertig.
Der Marktschorgaster ist überwältigt - nicht allein von der Hilfsbereitschaft der Menschen in seiner Heimatgemeinde, sondern auch von den Menschen, die er und seine Mitstreiter auf der 1000 Kilometer langen Fahrt sehen. Der Konvoi ist als Hilfstransport mit der ukrainischen Flagge und der Friedenstaube gekennzeichnet. "Uns haben ukrainische Fahrzeuge überholt, sie haben uns freundlich zugewunken", schildert Ronny Metzner seine Eindrücke.
Die Hilfsgüter waren für eine Caritas-Station im polnischen Breslau bestimmt - doch dem 42-Jährigen bot sich auch auf der Heimfahrt Gelegenheit, Gutes zu tun. "Am Rastplatz ,Dresdner Tor' sahen wir die drei Autos mit ukrainischem Kennzeichen. Draußen standen Frauen mit ihren Kindern, wild gestikulierend. Wir sind spontan zu ihnen gegangen und haben ihnen unser Bargeld in die Hand gedrückt, weil wir vermuteten, dass sie kein Geld mehr für Sprit haben. Die Dankbarkeit in den Augen vergesse ich nicht. Es ist wichtig, dass jeder hilft, wie er kann. Wir können etwas entbehren, diese Leute haben fast nichts mehr."
Motivation für weitere Fahrt
Das alles ist für Ronny Metzner Motivation für weitere Hilfsaktionen. "Die Begegnungen haben mich darin bestärkt, so bald wie möglich wieder hoch zu fahren an die Grenze, diesmal aber mit Nahrung und Medikamenten, denn das fehlt den von den Russen eingekesselten Menschen derzeit am meisten."
Aber Russe ist für Ronny Metzner nicht gleich Russe. Er, der selber in der DDR aufwuchs, weiß da zu trennen. "Ich habe auf diesem Rastplatz russische Lkw-Fahrer gesehen, auch einige aus Belarus. Die stehen dort mit gesperrten Karten und kommen nicht weiter. Die sind in gewisser Weise genauso gestrandet, ohne dass sie etwas für den Krieg können." Man sollte, sagt er, keine Wut auf diese Menschen haben. "Beim nächsten mal nehme ich Care-Pakete mit und geben sie diesen Fahrern - um zu zeigen, dass wir sie eben nicht für die Taten ihrer Regierung verantwortlich machen."
Metzner selber betont, er habe Putin bis dato als vernünftigen Menschen eingeschätzt. "Ich konnte sogar verstehen, wenn Russland durch die Nato-Osterweiterung sich womöglich bedrängt gefühlt hat. Aber nicht mehr verstanden habe ich, als aus dem Kreml der Marschbefehl gegen die ukrainische Zivilbevölkerung erteilt wurde. Dass ist durch nichts zu entschuldigen."
Der jüngste Teilnehmer der Hilfsfahrt, Nico Benker, versuchte am Zielort in Lublin, Kontakt mit einigen Geflüchteten aufzunehmen. "Da war diese ukrainische Familie, die aber leider kein Englisch sprach. Die Polizei hat sie schließlich ins Landesinnere weitergeleitet", erinnert sich der 18-Jährige.