Märsche, Medley und ein Mitternachtsblues

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Auch mit einem Gesangsduett kann die Stadtkapelle aufwarten: Elke Höhn und Thomas Besand interpretierten den Evergreen "L.O.V.E." von Bert Kaempfert.Stephan Herbert Fuchs
Auch mit einem Gesangsduett kann die Stadtkapelle aufwarten: Elke Höhn und Thomas Besand interpretierten den Evergreen "L.O.V.E." von Bert Kaempfert.Stephan Herbert Fuchs
Humoristische Einlagen gehören dazu. Hier kann sich Dirigent Thomas Besand nur wundern: Roland Jonak macht Brotzeit auf offener Bühne.Stephan Herbert Fuchs
Humoristische Einlagen gehören dazu. Hier kann sich Dirigent Thomas Besand nur wundern: Roland Jonak macht Brotzeit auf offener Bühne.Stephan Herbert Fuchs
 
Die Stadtkapelle Kulmbach bei ihrem traditionellen Neujahrskonzert in der Dr.-Stammberger-Halle.Stephan Herbert Fuchs
Die Stadtkapelle Kulmbach bei ihrem traditionellen Neujahrskonzert in der Dr.-Stammberger-Halle.Stephan Herbert Fuchs
 

Die Stadtkapelle Kulmbach erspielte sich unter der Leitung von Thomas Besand Standing Ovations bei ihrem beeindruckenden Neujahrskonzert.

Ausverkauft, und das seit 28 Jahren, ist das Neujahrskonzert der Stadtkapelle Kulmbach. Obwohl heuer nicht ein einziges Plakat in der Stadt hing, war die Dr.-Stammberger-Halle einmal mehr voll besetzt. Zum 28. Mal ohne Unterbrechung leitete Dirigent Thomas Besand (52) am Dienstagabend das Konzert. Er tat dies wie immer auswendig. Was die Stadtkapelle auszeichnet, ist ihre Vielseitigkeit. Ob Klassik oder Pop, ob traditionell oder unkonventionell, ob ernst oder heiter: die rund 50 Musiker zwischen 15 und 85 Jahren bewältigen jede Herausforderung. Moderator Karl-Heinz Backert sorgte nicht nur für kenntnisreiche Hintergrundinformationen, sondern auch für die notwendigen Pausen, die bei Bläsern wichtig und notwendig sind.

Zum ersten Mal spielte die Stadtkapelle den Einzugsmarsch aus dem "Zigeunerbaron" von Johann Strauß. Schon vor rund 20 Jahren stand dagegen die gleich anschließend aufgeführte, anspruchsvolle Ouvertüre zu der relativ unbekannt gebliebenen Operette "Indigo und die 40 Räuber", ebenfalls von Johann Strauß, auf dem Programm. Und später sollte es auch noch die Polka "Feuerfest", diesmal von Johanns Bruder Joseph Strauß sein. Schnell wird unter dem Dirigat von Thomas Besand klar, dass die Ohrwürmer der Strauß-Dynastie weit mehr sind als zuckersüße Schmankerl für sonntägliche Kaffeekränzchen. Unter Besand werden die Strauß-Kompositionen vielmehr als deftig zupackende Werke, aber auch als hintersinniges Zeugnis einer eigenständigen und sorgfältig einstudierten Kunstmusik gespielt.

Dazu kommt eine gelungene komödiantische Einlage bei der "Feuerfest"-Polka. Roland Jonak gibt den musikalischen Hufschmied an einem echten Amboss und spielt zum Schießen komisch einen faulen Handwerker, der auch gerne mal Brotzeit macht, bis er vom Dirigenten lautstark zur Vernunft gerufen wird. So humorvoll und einfallsreich stellt sich das Publikum ein Neujahrskonzert vor.

Ebenfalls nicht ganz so ernst ist das französische Musical "Irma la Douce" von Marguerite Monnot, aus dem der Klangkörper ein großes Potpourri ins Programm genommen hat. Ein wunderschönes Stimmungsbild gelang der Stadtkapelle mit dem vor Jahren schon mal aufgeführten Konzertwalzer "Südseewellen" von Peter Gerlin.

Von vielen Blasorchestern gerne gespielt, so auch von der Stadtkapelle, wird der moderne feierliche Konzertmarsch "Euphoria" von Martin Scharnagl, den die Stadtkapelle ganz besonders effektvoll erklingen lässt.

Unbestrittener Höhepunkt eines jeden Neujahrskonzertes der Stadtkapelle sind die Solostücke. Elke Höhn war diesmal gleich mehrfach vertreten, einmal als Flötistin in der Komposition "Die beiden kleinen Finken" für zwei Piccoloflöten von Henry Kling zusammen mit der nicht weniger versierten Saskia Scheffold. Weniger bekannt ist auch die stimmungsvolle "Romanze für Tenorhorn" von Pavel Stanek mit Werner Kurzhals, ein echter Könner, der vom Platz aus sein Debüt als Solist gab.

Den effektvollen "Mitternachtsblues" von Franz Grothe spielte einmal mehr in bewährt exzellenter Weise Wolfgang Diehm, diesmal mit neuer Einleitung in einem Arrangement von Norbert Studnitzky. Kaum zu glauben, dass Diehm der Stadtkapelle bereits seit 50 Jahren angehört. Bleibt noch der Popsong "Matrimony" von Gilbert O'Sullivan mit Julian Scheffold, Bruder der jungen Flötistin Saskia. Obwohl er zu den Jüngsten der Stadtkapelle gehört, spielte Julian den Ohrwurm bereits abgeklärt und mit bewundernswerter Sicherheit. Solisten wie die Geschwister Scheffold sind der beste Beweis dafür, dass die Stadtkapelle im Gegensatz zu anderen Formationen keine Nachwuchsprobleme hat.

Am Ende gab es mit dem Auftritt der fabelhaften Elke Höhn als Gesangssolistin noch einen weiteren Höhepunkt dieses überaus gelungenen Konzertes: Mit "Stardust" interpretierte sie absolut gekonnt einen echten Evergreen. Als Dreingabe folgte dann mit "L.O.V.E." von Bert Kaempfert auch noch ein Duett mit Dirigent Thomas Besand, der ohne weiteres den Dirigentenstab mit dem Mikrofon tauschen könnte. Zeitgemäßes für Blasorchester gab es schließlich auf ausdrücklichen Wunsch eines Orchestermitglieds und dank einer Notenspende des früheren Vorsitzenden Reinhold Franz. Das "Joe-Cocker-Medley" hatte natürlich ebenfalls echte Klasse.

Für den lang anhaltenden Applaus und die Standing Ovations bedankte sich die Stadtkapelle mit dem "Telefunken-Marsch" von Johannes Evert und dem traditionellen "Radetzky-Marsch" von Johann Strauß Vater beim Publikum .