Mädchen bewahren Lebensmüden vor Sprung vom Rehturm

1 Min
Sally Mattes (links) und Emilia Zietz haben einen lebensmüden Mann vor dem Freitod bewahrt. Der 45-Jährige wollte vom Rehturm springen.
Sally Mattes (links) und Emilia Zietz haben einen lebensmüden Mann vor dem Freitod bewahrt. Der 45-Jährige wollte vom Rehturm springen.
Emilia Zietz (Zweite von links) und Sally Mattes erhalten vom Leiter der Kulmbacher Polizeiinspektion, Gerhard Renk (rechts), und dessen Stellvertreter Reinhard Eber ein kleines Geschenk und einen Brief des Polizeipräsidenten. Foto: Jürgen Gärtner
Emilia Zietz (Zweite von links) und Sally Mattes erhalten vom Leiter der Kulmbacher Polizeiinspektion, Gerhard Renk (rechts), und dessen Stellvertreter Reinhard Eber ein kleines Geschenk und einen Brief des Polizeipräsidenten. Foto: Jürgen Gärtner
 

Den 26. Oktober werden Emilia Zietz und Sally Mattes aus Kulmbach so schnell nicht vergessen. An diesem Tag wurden die beiden 14-Jährigen zu Lebensretterinnen.

Die zwei Kulmbacherinnen kennen sich schon seit dem Kindergarten, sind seit elf Jahren beste Freundinnen. Am 26. Oktober waren sie gegen 17 Uhr mit vier Freunden zum Rehturm spaziert, der sich weit über den Dächern der Stadt erhebt.

Oben auf der Aussichtsplattform genießt man einen spektakulären Blick über die Bierstadt mit ihrem Wahrzeichen, der Plassenburg.

Dort fällt den jungen Leuten ein Mann auf, der sie auf ihrem Weg zum Turm schon mit dem Fahrrad überholt hat und der sich ungewöhnlich lange auf der Aussichtsplattform aufhält, fast eine Stunde. "Er hat einen traurigen Eindruck gemacht", erzählt Emilia. Ein bisschen gruselig finden die jungen Leute die Situation auch.

Sorgen gemacht

Als es den drei Jungen und drei Mädchen dann zu kalt wird, steigen sie wieder vom 30 Meter hohen Turm herunter und unterhalten sich über ihre Beobachtungen. Weil sie sich Sorgen um den Mann machen, gehen Emilia und Sally noch einmal zurück. Eine Entscheidung, die dem Mann das Leben retten wird.

Die zwei Mädchen verwickeln den 45-Jährigen in ein Gespräch. Und der schüttet bereitwillig sein Herz aus, fast eine dreiviertel Stunde lang. Er leide unter Depressionen, habe familiäre Probleme, erzählt er. Und er sagt, dass der Sprung vom Turm nur zwei Sekunden dauert ...

Sally informiert die Polizei, ohne dass der Mann das mitbekommt, dann locken die beiden den 45-Jährigen vom Turm (Sally: "Wir haben gemerkt, dass er betrunken war, weil er so komisch gelaufen ist"). Sie lenken ihn ab, bis die Polizei am Turm ist. Die Beamten nehmen den Mann mit, der ins Bezirkskrankenhaus nach Bayreuth kommt. Seitdem haben Emilia und Sally von ihm nichts mehr gehört.

"Außergewöhnliches Verhalten"

Dafür hörten die Schülerinnen von der Kulmbacher Polizei. Sie bekamen "wegen ihres außergewöhnlich guten Verhaltens" eine Einladung, wie Inspektionsleiter Gerhard Renk betonte.

Eigentlich wollten sie gar kein Aufheben um ihre Personen, erklärten Emilia Zietz und Sally Mattes. Aber dann hätten sie es sich doch anders überlegt, weil sonst immer nur die schlechten Nachrichten über Jugendliche (Kräuter-Rauchen, Alkohol exzesse) den Weg in die Medien finden.

In der Minderheit

Dass das Scheinwerferlicht zumeist nur auf einige wenige schwarze Schafe fällt, weiß Renk aus Erfahrung. "Die meisten Jugendlichen sind anständig. Die, die für negative Schlagzeilen sorgen, sind in der Minderheit", so Renk.

Auch sein Stellvertreter Reinhard Eber würdigte die Zivilcourage der Mädchen. "Andere hätten weggeschaut." Doch ihnen sei es gelungen, den Mann von seinem Vorhaben abzuhalten und ihm das Leben zu retten.