Auf Männern rumhacken? Eine der leichteren Übungen für Lizzy Aumeier. Mit vollem Körpereinsatz wusste sie im Kleinkunst-Brettla zu überzeugen.
Es heißt doch, dass sich Frauchen und Hund mit der Zeit optisch angleichen. Bei Lizzy Aumeier ist es nicht der Hund, sondern ihr Kontrabass: oben gertenschlank, weiter unten kommt dann ein mächtiger Resonanzkasten. Ihre Leibesfülle kommt also nachweislich nicht von Völlerei. Sie ist gar nicht dick, sondern "resonativ".
Am Freitagabend gastierte sie im proppenvollen Untersteinacher Kleinkunst-Brettla zusammen mit Svetlana Klimova. Ihr Ein-Frau-Begleitorchester führt Lizzy Aumeier denn auch ganz charmant ein: "Früher hatten wir Angst vor den Russen. Heute sitzen sie hier auf der Bühne am Klavier," was die Klimova noch ganz verzückt vom Kompliment kontert: "Lieber eine dicke Chefin als ein mageres Gehalt." Sie hat halt die Anweisung ihrer Chefin bereits verinnerlicht: "Sag etwas Nettes, und die dicke Frau lässt dich in Ruhe." Das muss das Publikum aber erst lernen.
Techtelmechtel abgewiesen
Lizzy Aumeier fragt sich in den vorderen Sitzreihen gezielt durch: Name, Beruf. Und gerät schnell an einen Mediziner, den sie unspektakulär, weil ganz direkt anmacht. Und wenn sie ihn schon für ein Techtelmechtel nach der Vorstellung nicht überzeugen kann, obwohl sie gar nicht jugendfrei die Vorzüge ihres Resonanzkastens präsentiert, so versucht sie es dann über die medizinische Ebene. Aber als Internist ist er halt auch nicht in Schönheitsoperationen versiert. Pech gehabt. Und das hat Folgen. "Frauen vergessen nicht", sagt sie drohend, "sie archivieren."
Der zurückweisende Mediziner wird aber dann doch nicht weiter gequält. Sondern die Männer allgemein. Und da wird sie auch gar politisch: Dass der Erdogan schon schnell beleidigt ist, stellt sie fest. Und dass den Trump die Intelligenz ständig verfolgt, er aber immer schneller als diese ist. Und wenn sie schon bei der Politik ist: Die Frauke Petry muss eine schwere Kindheit gehabt haben, analysiert sie. "Oder ihre Schaukel stand zu nah an der Hauswand."
Damit ist sie auch schon beim Thema Integration. Wenn man von weither kommt, dann muss man halt erst lernen, dass das Ordnungsamt nicht kommt, um die Wohnung aufzuräumen. Und Deutschkurse findet sie in diesem Zusammenhang zwar notwendig, aber nicht hilfreich, wenn man die Leute anschließend nach Fürth verschickt. (Wobei man den Oberfranken noch dahingehend aufklären muss, dass man in Mittelfranken den Fürthern eine gewisse Sprachunfähigkeit andichtet.) In diesem Zusammenhang stellt die Aumeier auch gleich fest, warum es Muttersprache heißt: Weil der Vater daheim nichts zu sagen hatte. Wobei sie schon wieder auf den Männern herumhackt.
An den Kopf geknallt
Lizzy Aumeier walzt ihre Pointen nicht ewig aus. Sie knallt sie dem Publikum einfach an den Kopf und rattert dann gleich zur nächsten. Die Zuschauer sitzen ganz baff da: Den Blick gespannt auf Aumeiers Gesicht, oder anderswohin, gerichtet, den Mund halb geöffnet (da hört man besser), die Oberlippe ständig hochgezogen, so dass der Weg zum spontanen Lachen kürzer bleibt. Bis endlich eine entspannende Musikeinlage zur Erholung kommt.
Über Lizzy Aumeier als Musikerin zu reden, wäre ein extra Kapitel. In ihren Kabarett-Shows zeigt sie nur etwas davon, wie professionell sie mit ihrer Kontrabass-Geige umgehen kann. Denn wer die Saiten über Flageolett aufeinander abstimmt, der kann's. Zusammen mit Svetlana Klimova spielt sie Medleys aus Barock bis Moderne, gemischt mit Pop und Rock. Die Klimova dazu nicht nur am Klavier, sondern auch mit der Violine: absolut exzellent. Allein deswegen hätte man sich früher schon nicht vor den Russen fürchten müssen.