Elf Corona-Tote am Wochenende - Kulmbacherin beschreibt Erfahrungen für "alle, die glauben, Covid-19 ist harmlos"

Seit der letzten Meldung am 7. Januar ist die Zahl der positiven Coronavirus-Fälle in Landkreis Kulmbach weiter gestiegen. Wie das Landratsamt Kulmbach mitteilt, wurden am Wochenende 29 weitere positive Coronavirus-Fälle im Landkreis bestätigt.
Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen beträgt damit 1660. Von diesen Fällen gelten inzwischen 1224 wieder als genesen. Die Anzahl der aktuell im Landkreis infizierten Personen liegt bei 381. Von den Infizierten fallen 232 Fälle in die letzten sieben Tage. Der aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz-Wert pro 100.000 Einwohner für den Landkreis Kulmbach ist damit auf 324,18 gestiegen.
Landkreis Kulmbach: Zahl der Corona-Toten steigt auf 55
Einschließlich der aktuell infizierten Personen befinden sich derzeit 692 Landkreisbürger in Quarantäne. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sind nach wie vor intensiv mit der Kontaktpersonenermittlung und der telefonischen Betreuung der häuslich isolierten Personen beschäftigt. Bedauerlicherweise ist auch die Zahl der im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion stehenden Todesfälle im Landkreis um weitere elf Personen angestiegen. Sie beträgt jetzt 55.
Im Klinikum Kulmbach werden aktuell 34 Personen stationär betreut, fünf davon intensiv. Vier der stationär betreuten Personen haben ihren Wohnsitz außerhalb des Landkreises; davon sind zwei in intensivmedizinischer Betreuung. Das Corona-Impfzentrum Kulmbach hat am Wochenende 104 Impfungen bei Pflegepersonal aus Heimen und Pflegediensten vorgenommen. Damit wurden bisher 1106 Personen im Landkreis mit einer Erstimpfung versorgt. Für die kommende Woche sind weitere Lieferungen mit Impfstoff vorgesehen. Alle gelieferten Impfdosen werden schnellstmöglich mit der vorgegebenen Priorisierung für die Immunisierung verwendet. Sobald klar ist, wann und wie viel weiterer Impfstoff zur Verfügung steht, können wieder Termine über die telefonische Vergabe-Hotline 09221/707 657 vereinbart werden. Das Landratsamt informiert, ab wann eine Terminvergabe wieder möglich ist.
Am Wochenende trafen zusätzliche Kräfte der Bundeswehr als "helfende Hände" zur Unterstützung der von den Corona-Ausbrüchen betroffenen Pflegeheimen ein. Für den kommenden Montag werden weitere Kräfte erwartet.Landrat Klaus Peter Söllner (FW) zeigt sich hoch erfreut darüber, dass der von der Führungsgruppe Katastrophenschutz gestellte Hilfeleistungsantrag einen solchen Widerhall findet: "Die Unterstützung durch die Bundeswehr ist großartig. Ich danke allen, die am Zustandekommen dieser für uns großartigen und wertvollen Hilfe beteiligt sind. Dies ist unmittelbarer Dienst und Hilfe am Nächsten in höchster Not."
Kulmbacherin beschreibt Corona-Erfahrungen
Was es bedeutet, hautnah die Folgen der steigenden Covid-19-Infektionen mitzuerleben, beschreibt Ingrid Beck (Pfeifer). Die Kulmbacherin arbeitet im Team der Siedler-Praxis und berichtet via Facebook, wie sie die ersten Tage im neuen Jahr erlebt hat. Sie schreibe das für "alle, die glauben, Covid-19 ist harmlos". Als Nachbarin des Karl-Herold-Senioren- und Pflegeheims in der Johann-Brenk-Straße habe sie in den vergangenen Tagen miterlebt, wie dort gekämpft wurde, um den Corona-Ausbruch in den Griff zu bekommen.
Nach den Weihnachtsferien begann in der Siedler-Praxis am Donnerstag wieder die Arbeit. "Der erste Arbeitstag war mental grausam", erzählt Ingrid Beck. "Er war voll von Todesmeldungen, Patienten die wir an Covid verloren haben. Wir haben weinende Angehörige getröstet, deren Lieben alleine sterben mussten, und haben selbst keine Worte, dafür gefunden. Und sie sind nicht nur alleine gestorben, sondern auch grausam." Die Ärzte der Praxis hätten keinen Urlaub gehabt, weil sie in den Heimen die Erkrankten betreuten. Bei jeder Visite seien sie mit neuen Todesfällen konfrontiert worden. "Ein Pfleger aus einem anderen Heim rief an und sagte, er habe aufgegeben und gerade seinen Auflösungsvertrag unterschrieben. Er sagte: ,Morgens wäschst du deine Patienten, abends sterben sie in deinen Armen.' Am Freitag war es ähnlich, auch wenn es schien, als würde sich die Lage etwas beruhigen.Und nun gibt es neue Todesfälle, und mit Sicherheit waren auch wieder Patienten von uns dabei."
Am Freitag habe sie gesehen, wie die ersten Soldaten zur Unterstützung ins Seniorenheim kamen. "Sie sind noch jung, und ich wünsche ihnen, dass sie das, was sich gerade abspielt, gut verkraften." Das Praxis-Team werden in den nächsten Wochen und wohl vielleicht auch Monaten stark gefordert sein. "Wir werden weiterhin alles geben und hoffen, dass wir durchhalten werden und selbst gesund bleiben." Ingrid Becks Appell an alle Kulmbacher in der aktuellen Situation: "Bitte bleibt zu Hause - für uns. Denn wir sind weiter da - für euch!"
Bayreuth: Extreme Nachfrage
Im Nachbarlandkreis Bayreuth war beim Neustart der telefonischen Terminvergabe für Corona-Impfungen Ende vergangener Woche das Anruferaufkommen extrem hoch, da sich in der Zeit davor, als keine Termine erhältlich gewesen waren, sehr viele Anfragen aufgestaut hatten.
Mund-Nasen-Schutz jetzt bei Amazon anschauenZudem wollten sich etliche Anrufer, die derzeit noch nicht impfberechtigt sind, lediglich über den Ablauf einer Impfung informieren. Durch die mehr als 9000 Anrufe war es am Donnerstag zu technischen Beeinträchtigungen der Telefonanlage im Landratsamt Bayreuth gekommen.
Dennoch konnten 730 Impftermine über die Hotline vergeben und 50 Impfwillige auf die Warteliste gesetzt werden. Das Team der Bayreuther Hotline wurde von sieben auf 20 Mitarbeiter verstärkt. Am Freitag konnten insgesamt 1255 Anrufer bedient werden. Häufig wurden von einem Anrufer mehrere Angehörige für die Warteliste gemeldet. Die Warteliste umfasst 1100 Personen.
Neues Portal soll kommen
Laut Pressemitteilung des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege wird am Montag unter der Adresse www.impfzentren.bayern.de ein neues Registrierungsportal für Corona-Impfungen freigeschaltet werden.