Kulmbacher Tracht ganz modern

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Trachtenberaterin Birgit Jauernig führt hier das Ergebnis ihrer Bemühungen um eine erneuerte Kulmbacher Tracht vor. Farbe, Muster und Material der Stoffe können individuell kombiniert werden. Fotos: Anny Maurer
Trachtenberaterin Birgit Jauernig führt hier das Ergebnis ihrer Bemühungen um eine erneuerte Kulmbacher Tracht vor. Farbe, Muster und Material der Stoffe können individuell kombiniert werden. Fotos: Anny Maurer
Das historische Vorbild: Leibrock der Luise Nützel aus Fölschnitz in leuchtendem Violett.
Das historische Vorbild: Leibrock der Luise Nützel aus Fölschnitz in leuchtendem Violett.
 
Trachtenberaterin Birgit Jauernig führt hier das Ergebnis ihrer Bemühungen um eine erneuerte Kulmbacher Tracht vor. Farbe, Muster und Material der Stoffe können individuell kombiniert werden. Fotos: Anny Maurer
Trachtenberaterin Birgit Jauernig führt hier das Ergebnis ihrer Bemühungen um eine erneuerte Kulmbacher Tracht vor. Farbe, Muster und Material der Stoffe können individuell kombiniert werden. Fotos: Anny Maurer
 

Trachtenberaterin Birgit Jauernig hat die traditionelle Kleidung modernisiert. Für den Landkreis Kulmbach hat sie mit einer Schneiderin nach historischen Vorlagen typische Kleidung entworfen - mit Spielraum für Individualität.

Dirndl und Lederhosen erleben seit einigen Jahren eine Renaissance und sind zu bestimmten Gelegenheiten auch bei der jungen Generation beliebt. Das Kulmbacher Bierfest liefert dafür den Beweis. Was da getragen wird, ist ein buntes Durcheinander verschiedenster Stilrichtungen. Getragen wird, was gefällt, und eine typische Kulmbacher Tracht gibt es ja ohnehin nicht, denken die meisten. Falsch. Es gab früher durchaus eine Kulmbacher Tracht mit für den Landkreis typischen Merkmalen - und heute gibt es sie wieder. Zu verdanken ist dies einer Initiative im Vorfeld des Tags der Franken in Kulmbach.


Anita Sack ergriff die Initiative


Im Herbst 2009 ergriff Anita Sack aus Maierhof die Initiative und wandte sich an die Trachtenberaterin für Oberfranken, Birgit Jauernig. Gemeinsam suchten die Frauen unter anderem über die Bayerische Rundschau historische Kulmbacher Kleidungsstücke.
Ein spektakulärer Fund war eine originale Lederhose, die vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts getragen wurde.

Das für das Projekt wichtigste Kleidungsstück stellte Ingeborg Degelmann zur Verfügung: die Tracht ihrer Urgroßmutter Luise Nützel aus Fölschnitz. Der leuchtend violette Leibrock, der zur Vorlage für die erneuerte Kulmbacher Tracht wurde, war vermutlich Bestandteil der Sonntags-Kleidung und stammt aus dem späten 19. Jahrhundert.


Kulmbach war ein schwieriger Fall


"Das Kulmbacher Land ist in der Kleidungsforschung ein weißer Fleck auf der oberfränkischen Landkarte", sagt Birgit Jauernig. Bedauerlicherweise seien die letzten bekannten Trachten aus dem 19. Jahrhundert im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.

Nach dem Vorbild des Leibrockes der Luise Nützel entwickelten die Trachtenschneiderinnen Monika Bürks und Sandra Müller im Auftrag der Trachtenberaterin verschiedene Modellzeichnungen. Diese waren auch Anregungen für die Kulmbacher Schneiderinnen, die Trachten für eine Modenschau am Tag der Franken 2010 in Kulmbach schneiderten.

Eine typisch Kulmbacher Tracht war das allerdings noch nicht: Es sind die Details, die da den Unterschied machen, so die studierte Volkskundlerin Birgit Jauernig. Häkchenverschluss oder Knöpfe, Mieder und Rock getrennt oder verbunden - das sind nicht nur Geschmacksfragen, sondern wichtige Unterscheidungsmerkmale, denen die 55-Jährige mit kriminalistischem Spürsinn nachgeht. Trachtenschneiderin Sandra Müller entwickelte schließlich auf der Basis der dabei gewonnenen Erkenntnisse das Modell "Kulmbach". "Es ist keine Festtagsstracht, sondern eine leichte, frische Tracht für den Sommer, denn die erneuerte Tracht soll alltagstauglich sein." Jauernigs Modell besteht aus Baumwollstoffen, folgt aber im Schnitt und in der Auszier exakt dem Vorbild.


Modell in Violett-Tönen


Bei der Auswahl der drei Baumwolldrucke für Mieder, Rock und Schürze stand die Farbe Violett im Vordergrund. Das Modell Kulmbach eignet sich für den Besuch von Festen oder einfach für alle schönen Sommertage." Und was passt dazu? Puffärmel und Rüschen haben in der fränkischen Tracht des Kulmbacher Landes nichts zu suchen "Am besten passt dazu eine schlichte Trachtenbluse, bei kühlerem Wetter kann auch eine klassische Hemdbluse mit langen Ärmeln dazu getragen werden."

An die für das Modell ausgewählten Farben und Stoffe muss frau sich nicht halten. Birgit Jauernig: "Der Schnitt und die Verarbeitung sollten original sein, damit es eine echte Tracht ist. Aber die Farbe der Stoffe, und ob man Seide, Leinen oder Baumwolle verwendet, das ist der Trägerin überlassen.

Auch die Verzierungen dürfen eine individuelle Note haben. "Früher war das ja auch so: Da unterschied sich die Tracht je nach Anlass und Familienstand. In die Kirche ging es in eher gedeckten Farben, aber gerade für junge Mädchen und für fröhliche Feste wurden gerne und oft leuchtend bunte Stoffe gewählt."

Weitereführende Infos gibt es bei der Trachtenberatung Oberfranken.