Als Baumexperte und Naturgarten-Zertifizierer wird sich der Kulmbacher Fachmann jedoch weiterhin engagieren.
Wenn man etwas über Bäume wissen möchte, ist man bei Friedhelm Haun an der richtigen Adresse. Der 65-Jährige ist ein wandelndes Lexikon auf diesem Gebiet. 30 Jahre lang war der Kulmbacher als Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Kulmbach tätig. Nun verabschiedet er sich in den Ruhestand. Zum Monatsende geht er in Rente.
Gartenbauvereine als Partner
Friedhelm Haun stammt aus Coburg und hat in Würzburg Biologie studiert. Nach seinem Diplom 1981 war er zunächst selbstständig tätig, betreute verschiedene Projekte im Bereich Natur- und Landschaftspflege, auch im Auftrag mehrerer unterfränkische Kommunen. Schon damals befasste er sich intensiv mit Bäumen, absolvierte Weiterbildungen in der Baumpflege. "Damals habe ich das Baumschneiden gelernt und die Fachkunde für die Bewertung großer Landschafts- und Straßenbäume erworben."
Als 1990 die Stelle des Kreisfachberaters am Landratsamt neu besetzt wurde, bewarb sich Friedhelm Haun und wurde genommen. Warum wollte er damals diesen Posten? "Naturverträgliches Wirtschaften zu verbinden mit dem Kontakt zu Menschen, das ist eine schöne Aufgabe, und die lässt sich sehr gut in Zusammenarbeit mit den Gartenbauvereinen umsetzen." Als Geschäftsführer des Gartenbau-Kreisverbands hatte Friedhelm Haun stets einen sehr engen Bezug zu den 55 Gartenbauvereinen im Landkreis Kulmbach mit seinen rund 7000 Mitgliedern.
"Schon im Laufe der 80er Jahre hatte sich eine Wende hin zum naturnahen Garten vollzogen. Da konnte ich anknüpfen, denn das passte perfekt zu meinen Überzeugungen", erinnert sich der Kreisfachberater. "Ich wollte nie ein Giftspritzer sein, und das möglichst auch allen anderen Leuten abgewöhnen."
Im Dienst der Wissenschaft
Das Aufgabenprofil des Kreisfachberaters hat sich aus der Tätigkeit des früheren Bezirksgärtners entwickelt. Dieser habe sich im Wesentlichen um das Thema Obstbau gekümmert. Obstbäume sind auch Friedhelm Hauns Steckenpferd. "Wir haben einen wertvollen Bestand an Streuobstwiesen, um deren Pflege und Neuanlage ich mich in Zusammenarbeit mit den Vereinen gekümmert habe." Und nicht wenige Gartenbesitzer in Stadt und Landkreis haben in seinen Kursen gelernt, wie man die Bäume schneidet, damit sie gesund bleiben und reiche Ernte bringen.
In den vergangenen 20 Jahren hat der Obstbaumspezialist sogar eine wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt, indem er einen Versuchsanbau berühmter alter Pillnitzer Obstsorten gestartet und ausgewertet hat. Diese Sorten (aus Pillnitz bei Dresden) sind resistent gegen verschiedene Krankheiten und werden seit der Wende auch in den alten Bundesländern vermarktet.
Hauns Ziel war es, herauszufinden, welche dieser robusten Sorten aus dem Bereich des Elbufers auch in unseren Höhenlagen und auf unseren Böden gedeihen. Die Ergebnisse liegen seit kurzem vor. Friedhelm Haun stellte sie den Gartenbauvereinen, der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau sowie mehreren Baumschulen zur Verfügung.
Für den Landkreis kümmerte sich Friedhelm Haun in den vergangenen 30 Jahren unter anderem um die Freiflächen an allen Gebäuden, für die der Landkreis unterhaltspflichtig ist. Er plante Neubepflanzungen und begleitete die Umsetzung. Ebenso unterstützte er die Bürgermeister der Landkreisgemeinden bei der Gestaltung kommunaler Grünflächen. Als gelungene Beispiele führt er den Bereich zwischen Neudrossenfeld und Pechgraben mit kleinem Weiher und Verkehrsinsel an, den Bereich um das Kriegerdenkmal in Kupferberg, den mittelalterlichen Kräutergarten in Himmelkron, das Atrium des Klinikums und den Heilkräutergarten im Langheimer Amtshof für die PTA-Schule. "Es ist mir sehr wichtig, dass diese Projekte auch weiterhin Bedeutung im Landkreis haben", sagt Haun. Deshalb sei er froh, dass seine Stelle auch wieder neu besetzt wird.
Friedhelm Hauns Herz schlägt für die Natur und eine naturnahe Gestaltung von öffentlichen Flächen und von privaten Grundstücken. Viele Vorträge hat er als Kreisfachberater gehalten, um Gartenbesitzern das nötige Wissen zu vermitteln und ein Grundbewusstsein für ökologisches Wirtschaften zu schaffen.
Trends im Garten
Dabei hat er viele Trends kommen und gehen sehen. "Vor 30 Jahren wollte jeder einen Gartenteich. Richtig gemacht, ist das etwas sehr Gutes, ein wertvolles Biotop. Kaum ist Wasser drin, kommen schon die Libellen." Ein paar Jahre später war die Begeisterung für Kräuterspiralen riesig. Jeder wollte sich so etwas in seinen Garten bauen, erinnert sich Friedhelm Haun. "Auch das war ökologisch durchaus wertvoll, ein trockener Bereich mit Trockenmauern. Weitere zehn Jahre später wurden die Insektenhotels populär, während seit ein paar Jahren vor allem die Blühwiesen Interesse finden.
"Alle diese Trends hatten einen ökologischen Hintergrund, eine gute Zielsetzung und insgesamt auch viele positive Wirkungen", bilanziert der Kreisfachberater. "Insekten sterben nicht nur, weil sie an der Windschutzscheibe kleben, sondern weil sie zu wenig Lebensraum haben. Wer geeignete Lebensräume schafft, fördert die Artenvielfalt. Ob Teich oder Kräuterschnecke, Insektenhotel oder Blühwiese: Naturbeobachtung ist wertvoll. Was ich kenne und schätze, das schütze ich auch."
Lehren, helfen, Gedichte schreiben
Auch im Ruhestand wird Friedhelm Haun seiner Liebe zur Natur treu bleiben. "Ruhestand heißt ja nicht Stillstand. Ich habe noch Ehrenämter im Bezirksverband Gartenbau. Ich werde weiterhin als ausgebildeter Naturgarten-Zertifizierer im Einsatz sein und mich beim Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing in der Erwachsenenbildung engagieren." Auf selbstständiger Basis wird er weiterhin Bäume begutachten.
Und nicht zuletzt will er sich auch seinem Hobby widmen: Friedhelm Haun ist Mitglied des Kulmbacher Literaturvereins und schreibt gerne Gedichte, von denen etliche veröffentlicht wurden. Seinem Lieblingsthema bleibt er auch hier treu: Es dreht sich alles um die Natur.