Die Anwohner des Dreibrunnenweges suchen jetzt ein Gespräch mit der Stadt Kulmbach Sie möchten, dass die Wohnsituation verbessert wird.
Elsa (vollständiger Name der Redaktion bekannt) lebt seit 1984 mit ihrem Sohn Thomas und Lebensgefährten Helmut in der Baracke in
Kulmbach. Die oberste Baracke im Dreibrunnenweg ist ihr Domizil. "Wir sind damals geräumt worden, mussten raus", erzählt die Bewohnerin. Ihr ist jedes Aufheben um ihre Person unangenehm. Deshalb möchte sie sich auch nicht fotografieren lassen.
Heizen mit Holz und Kohle
Elsa und ihre Familie beschweren sich nicht. Sie haben gelernt, mit der Situation umzugehen. Die Familie bezieht Hartz IV. Sie heizt mit Holz und Kohle. "Ja, ein Bad haben wir", sagt Elsa. Das Bad ist von der Wohnung aus nicht direkt zugänglich. Wenn die Familie es nutzen möchte, muss sie um das Haus herum in den Keller laufen. Dort steht eine Badewanne. Früher sorgte im Keller ein Holzofen für ein bisschen Wärme. "Der ist schon lange weg", sagt Elsa. Das Wasser funktioniert nicht mehr. Aber die Badewanne existiert noch. Man kann Wasser in die Badewanne füllen und baden, sagt Elsa. Aber im Winter ist das nicht möglich, denn der Keller ist einfach zu kalt. "Aber wenn was gemacht wird, dann wäre warmes Wasser schon schön", sagt sie. Für Elsa wäre fließend warmes Wasser ein Traum, den sie fast nicht auszusprechen wagt.
Die Anwohner des Dreibrunnenweges machen sich jetzt bei der Stadt Kulmbach dafür stark, dass sich dieser Traum erfüllt. Auch, wenn es sich um Obdachlosenunterkünfte mit niedrigstem Standard handelt.
Anwohner beim OB
Architekt Jürgen Grimme, ebenfalls Anwohner des Dreibrunnenweges, hat das Gespräch mit der Stadt Kulmbach gesucht. "Wir hatten einen Termin mit Oberbürgermeister Henry Schramm, und das war ein sehr sachliches Gespräch. Wir möchten einfach informiert werden, was hier passiert", bringt Grimme die Meinung aller Anwohner auf den Punkt.
Die Untersuchungen zum Brand im Obdachlosenheim sind inzwischen abgeschlossen. Derzeit ist die Beräumung der niedergebrannten Unterkunft in vollem Gange. "Als erster Schritt werden im Moment die Versorgungsleitungen vom Brandhaus und den Nebengebäuden getrennt", teilt der Sprecher der Stadt Kulmbach - Simon Ries - mit. Dann verschwindet die Brandruine.
Tatsächlich leben die Anwohner des Dreibrunnenweges schon seit der Nachkriegszeit mit den Baracken. Erst waren Flüchtlinge in den Baracken. "Das waren damals sehr schmucke Häuschen mit Gärten. Sehr gepflegt. Die Leute haben die Dinge, die sie zum Leben gebraucht haben, selbst angebaut", erinnert sich Grimme. Dann kamen die einstigen Kriegsflüchtlinge in den Betrieben der Stadt unter, kamen durch ihre Arbeit zu Wohlstand und bauten sich selber kleine Häuser. Während in anderen Stadtteilen Kulmbachs - beispielsweise in der Innenstadt beim Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium - die Baracken verschwunden sind, sind die im Dreibrunnenweg geblieben und wurden zu Obdachlosenunterkünften. "Uns ist es wichtig, einmal öffentlich klar zu stellen, dass wir nichts dagegen haben, dass hier Flüchtlinge oder Obdachlose unterkommen. Aber die Bedingungen sollen sich ändern. Es ist wichtig, dass die Leute auch betreut werden", sagt Grimme. Auch all die anderen Anwohner betonen dies. "Wir haben den Leuten immer geholfen, haben mal eine Schubkarre ausgeliehen oder so", erzählen auch Anwohnerin Ilonka Tripke und ihr Mann Reinhard.
"Obdachlosenfeindlich sind wir nicht und das waren wir nie. Man muss sich aber überlegen, ob dieser Ort mitten im Wald wirklich der richtige ist", sagt eine Anwohnerin. Im März hatte der Stadt beschlossen, die Obdachlosenunterkunft wieder aufzubauen. Im Zusammenhang damit hatten die Anwohner in einem Brief an den Stadtrat Befürchtungen geäußert.
"Wir wünschen uns unsere alte Bewohner zurück. Wir haben doch mit denen gelebt. Und wenn die Musik mal zu laut war oder was, was soll's. Das war dann eben so. Das war von unserer Seite nie ein Problem. Wir haben nie die Polizei gerufen", sagen andere Anwohner.
Betreuung wichtig
"Aber in Zukunft muss es eine soziale und medizinische Betreuung der Menschen geben - vielleicht mit einem sozialen Träger", regt Architekt Jürgen Grimme an. "Auch anerkannte Flüchtlingsfamilien sind uns selbstverständlich willkommen - insbesondere Flüchtlinge aus Syrien, die vor dem Terror der IS-Mörderbanden geflohen sind", stellt Grimme dar. Und solch eine Nutzung würde auch an die Konzeption der Baracken nach dem Krieg anknüpfen. Denn damals waren die Baracken auch Unterkünfte für Flüchtlinge, die sich dann später integriert haben. "Alles, was in Zukunft im Dreibrunnenweg entstehen soll, ist besser als das, was momentan dort ist", kommentiert SPD-Stadtraträtin Christina Flauder die Zukunftsplanungen. Sie kämpft seit Jahren für die Obdachlosen und hat auch selbst immer wieder vor Ort tatkräftig geholfen.
"Der Oberbürgermeister hat uns im persönlichen Gespräch darüber informiert, dass noch eine Abstimmung im Landtag abgewartet werden soll, um Fördermöglichkeiten zu prüfen. Erst dann werde tiefer in die Planungen eingestiegen", erklärt Anwohner Grimme. Schon im Vorfeld pochen die Anwohner nun darauf, dass sie - sollte die Straße aus- bzw. neu gebaut werden - nicht zur Kasse gebeten werden wollen.
....daß es so etwas in Deutschland gibt. Man sollte sich schämen, daß man es nicht fertig bringt, lebensfähige Wohnungen für Obdachlose zu schaffen. Warum muß im Landtag über Fördermöglichkeiten erst geprüft werden? Ich will jetzt nicht damit anfangen, daß für Flüchtlinge eher etwas getan wird. Flüchtlinge brauchen auch eine lebensfähige Unterkunft, aber da geht es schneller! Da sollte man mal gründlich nachdenken!