Der Bund Naturschutz sucht nach Ideen für eine lebenswerte Gestaltung der Stadt Kulmbach, in der sich nicht alles nur um den Autoverkehr dreht.
"Grüner, lebendiger, schöner." So wünscht sich Roland Ramming, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Kulmbach im Bund Naturschutz, die Stadt Kulmbach. Der Veränderungsbedarf ist groß, meint er. Und der Zeitpunkt ist günstig: "Wenn der Uni-Campus kommt, wird sich vieles verändern in der Stadt. Uns geht es darum, diese Veränderungen in die richtigen Wege zu leiten."
Der Bund Naturschutz hatte deshalb am Donnerstagnachmittag zu einem Stadtrundgang aufgerufen - und sich dazu fachkundige Begleitung eingeladen: Klaus Illigmann, ist Abteilungsleiter im Referat Stadtplanung und Bauordnung der Stadt München. Der, nebenbei bemerkt, die Stadt Kulmbach schon lange und gut kennt, weil er im Frankenwald aufgewachsen und hier zur Schule gegangen ist.
"Kaufland" wird fehlen
Stationen des Stadtspaziergangs waren Orte, an denen sich in absehbarer Zeit etwas tun wird: Das Spinnereigelände, auf dem einige Gebäudeteile derzeit saniert werden, auf dem aber auch das Einkaufszentrum "fritz" steht, das mit der bevorstehenden Schließung der "Kaufland"-Filiale auszubluten droht. Intensive Diskussionen gab es auf dem Güterbahnhof-Gelände, wo der Uni-Campus entstehen soll. Die Grundstücksverhandlungen gehen offensichtlich nicht so schnell voran. Man müsse, so Stadtrat Michael Pfitzner (CSU), natürlich Verständnis haben für die Haltung der Brauerei, die Teile des Geländes für eine mögliche Erweiterung beanspruche.
Einigkeit bestand darin, dass dann, wenn die Planungen in eine konkrete Phase gehen, mit Blick auf die Tier- und Pflanzengesellschaften der Brachflächen unbedingt eine Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgen müsse, und dass es wünschenswert sei, den Main, der durch das Gelände fließt, aufzuwerten und vielleicht sogar entlang des Mains einen Rad- und Fußweg Richtung Burghaig anzulegen. Mutig steuerte die kleine Gruppe den nächsten Halt an: Zwischen Güterbahnhof und Bahnhof gibt es weder einen Rad- noch einen Fußweg. "Amerikanische Verhältnisse" nannte Klaus Illigmann das später. Kritisiert wurde die lange Dauer von Prozessen bei der Bahn, die wenig dafür tue, den Kulmbacher Bahnhof aufzuwerten. Kritisiert wurde aber auch die Schaltung der Ampeln vor dem Bahnhof. Fußgänger müssten dort sehr lange warten. "Das ist lästig und zeigt die Bevorzugung von Autos in dieser Stadt", so Volker Wack.
Nach Ansicht von Vorstandsmitglied Roland Ramming gehört zu einer zukunftsfähigen Stadtplanung auch eine Grünplanung. Rund um den Bahnhof sehe er nur "Alibi-Gebüsch" und Bäume, deren radikaler Schnitt jeglichen gesetzlichen Bestimmungen zuwider laufe.
Plan B für den Campus
Ein grundsätzliches Problem von Stadtplanung manifestiert sich den Naturschutz-Experten zufolge am ehemaligen Kaufplatz: Wenn der Markt einen solchen Komplex erfordere - wie vor mehr als 40 Jahren der Fall war - werde die Forderung erfüllt. Darüber, was passiere, wenn so ein Gebäude nicht mehr gebraucht werde, habe sich niemand Gedanken gemacht. Fakt ist Michael Pfitzner zufolge, dass die Stadt den Abbruch in Angriff nehmen wird. Denkbar sei dort ein Grünbereich mit Wohnbebauung. Aber das Gelände sei auch eine Alternative, falls sich der Campus auf dem Güterbahnhof-Gelände nicht realisieren lasse.
Letzter Anlaufpunkt war schließlich die ehemalige Mälzerei Müller, wo ein Investor Wohnungen für Studenten und Senioren errichten will. Das "eigentlich wunderbare Gebäude" ist laut Michael Pfitzner offensichtlich nicht mehr sanierungsfähig, die Pläne für den Neubau seien aber durchaus "überarbeitbar".