Im Raum Kulmbach wird die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen zunehmend zum Problem. "Aufgrund des ungebrochenen Zustroms an Asylsuchenden" spitze sich die Lage "immer weiter zu", erklärt das Landratsamt. Der Landrat schlug schon vor Monaten Alarm.
Die steigenden Flüchtlingszahlen bringen bundesweit immer mehr Städte und Landkreise an ihr Limit. Die globalen Krisen und Konflikte haben im vergangenen Jahr zu einer Rekord-Bevölkerungszahl geführt. Mit einem geschätzten Mindestwert von 84,3 Millionen lebten in Deutschland so viele Menschen wie noch nie am Ende eines Jahres, berichtete das Statistische Bundesamt im Januar. Auch in Franken wird die Zuwanderung von Menschen aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, dem Irak oder der Ukraine zunehmend zur Zerreißprobe. In vielen fränkischen Kommunen ist die Lage aktuell mehr als angespannt - so auch im Raum Kulmbach.
In der Region gestaltet sich insbesondere die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten und Schutzsuchenden nach und nach schwieriger. Unterkünfte in Turnhallen oder Containern sollen gleichwohl nur als letztmögliches Mittel zum Einsatz kommen, "Dennoch spitzt sich die Lage auch im Landkreis Kulmbach, aufgrund des ungebrochenen Zustroms an Asylsuchenden, immer weiter zu", erklärt Landratsamtssprecher Björn Karnstädt am Dienstag (7. März 2023) inFranken.de.
Flüchtlingsunterkünfte im Kreis Kulmbach werden knapp - Landrat schlug schon vor Monaten Alarm
Wohnraum für Asylbewerber ist in vielen Kommunen Bayerns bereits seit Monaten Mangelware. Vor diesem Hintergrund sei auf Initiative von Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) im November 2022 die sogenannte "Brüsseler Erklärung" aufgesetzt worden, berichtet Karnstädt. In dieser weisen die bayerischen Landräte auf die Problematik der Asyl- und Migrationspolitik hin. Im Namen seiner 71 Landkreise fordert der Bayerische Landkreistag darin die Europäische Union und insbesondere die Bundesregierung auf, die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten nach Deutschland dauerhaft stärker und begrenzend zu steuern.
Eine Flüchtlingskrise wie 2015 könnten die Kommunen - auch angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen - nicht nochmals stemmen. "Ohne eine spürbare Begrenzung des ungesteuerten Zugangs vor Ort wird die Integration auf kommunaler Ebene scheitern", heißt es in der Erklärung der bayerischen Landräte wörtlich. Seit Ende vergangenen Jahres hat sich die Situation in den Städten und Landkreisen offenkundig keineswegs verbessert.
Laut einer Grafik des Kulmbacher Landratsamts wurden dem Landkreis Kulmbach seit Oktober 2022 - gemäß der Asyldurchführungsverordnung - 276 Asylbewerber zugewiesen. Demnach sind im Landkreis Kulmbach insgesamt 485 Asylbewerber untergebracht (Stand: 22. Februar 2023) - davon 364 in dezentralen Unterkünften und 121 in Gemeinschaftsunterkünften. Hinzu kommen 788 ukrainische Geflüchtete, die für die Asylunterbringungen gleichwohl keine Rolle spielen, wie der Sprecher des Landratsamts festhält.
Unterbringung in Turnhallen und Containern soll so lang wie möglich vermieden werden
Der Landkreis Kulmbach sei gesetzlich verpflichtet, 6,9 Prozent der auf Oberfranken entfallenden Asylbewerber aufnehmen. "Das Landratsamt ist daher intensiv bemüht, Unterbringungsmöglichkeiten zu akquirieren, um die zugewiesenen Asylbewerber wie oben beschrieben dezentral unterzubringen", berichtet Karnstädt inFranken.de. Die Unterbringung in Turnhallen würde, vor allem vor dem Hintergrund der langen Pandemiezeit sowohl den Schul- als auch den Vereinssport empfindlich treffen und sollte deshalb, solange es geht, vermieden werden.
"Auch der Bau sogenannter Containerdörfer sollte erst als Option in Anspruch genommen werden, wenn es unvermeidbar ist, da sich dies kontraproduktiv auf die Integration der Geflüchteten auswirken und eher die Gefahr einer Ghettoisierung bergen könnte." Wegen der anhaltenden Zuwanderung spitze sich die Lage in der Region indes "immer weiter zu". Zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich noch nicht genau sagen, ab wann eine dezentrale Unterbringung nicht mehr möglich sein werde. "Nach wie vor ist der Landkreis deshalb auf Angebote dezentraler Unterbringung angewiesen, um diese Form der Unterbringung so lange wie möglich aufrechterhalten zu können."