Kommt man so künftig aus der Innenstadt?

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Die Entlastungstangente könnte in der Verlängerung der Heinrich-von-Stephan-Straße am Güterbahnhofsgebäude vorbeiführen.
Die Entlastungstangente könnte in der Verlängerung der Heinrich-von-Stephan-Straße am Güterbahnhofsgebäude vorbeiführen.
Alexander Hartmann

An der Fritz-Kreuzung stockt der Verkehr. Eine Tangente, die am Güterbahnhof vorbeiführt, könnte den Rückstau in der Heinrich-von-Stephan-Straße auflösen. Der Stadtrat nimmt ein Projekt ins Visier, von dem auch Taxifahrer und der Lieferservice profitieren würden.

Es ist Mittagszeit: An der Spinnerei-Kreuzung, dort, wo die Heinrich-von-Stephan-Straße auf die Hans-Hacker-Straße trifft, stockt der Verkehr. Eltern, die ihre Kinder von der Schule abholen, stehen mit denen, die in der Innenstadt arbeiten oder einkaufen, in der Heinrich-von-Stephan-Straße am Bahnhof oft in einer langen Autoschlange. Der Rückstau vor der ampelgeregelten Kreuzung beim "Fritz" ist zu den Stoßzeiten fast die Regel. Und er macht deutlich: Die Verkehrsführung ist in Kulmbach gerade stadtauswärts nicht das Gelbe vom Ei.

Auch Taxifahrer werden ausgebremst

Besagte Kreuzung ist eine Verkehrsbremse, die auch vielen Geschäftsleuten das Leben schwer macht. So Taxi-Unternehmer Harald Braun, dessen Fahrer am Pförtnerhäuschen beim "Fritz" warten und mit den Kunden über die Heinrich-von-Stephan-Straße aus der Stadt fahren. "Wir stehen dort oft sehr lang", sagt Harald Braun, der weiß, dass das nicht nur für die Fahrer ein Ärgernis ist: "Viele Auswärtige, die wir zum Bahnhof bringen oder dort abholen, schütteln ob der Kulmbacher Verkehrsführung den Kopf."

Was wäre, wenn ?

Dabei droht ein neues, gewaltiges Problem: Denn was wäre, wenn jetzt auch noch der Uni-Campus käme, der ja nach wie vor auf dem Güterbahnhofs-Areal errichtet werden soll? Es ist eine Frage, die sich nicht wenige Kulmbacher schon gestellt haben. Die Antwort, die viele für sich gefunden haben und die auch Harald Braun kennt, lautet: Ein noch größeres Verkehrschaos wäre programmiert.

Zu einem Chaos soll es aber nicht kommen. In der Sitzung am Donnerstagabend hat der Stadtrat einen Grundsatzbeschluss gefasst, der den Bau einer Tangente vorsieht - einer Straße, die das Gutachterbüro R+T Verkehrsplanung vorschlägt.

Das sagen die Gutachter

Die Tangente soll die Kreuzung im Bereich der Alten Spinnerei, über die nicht nur der Verkehr in Richtung Kronach und Bayreuth, sondern auch stadteinwärts geführt wird, entlasten. Ins Auge gefasst wird eine Straße in der Verlängerung der Heinrich-von-Stephan-Straße, die an den Bahngleisen am Güterbahnhofsgelände entlang errichtet und nach wenigen Hundert Metern in die Lichtenfelser Straße einmünden würde. Ohne eine Tangente kann der bestehende und auch der künftige Verkehr in diesem Bereich nicht bewältigt werden, sagen die Experten, die Handlungsbedarf sehen. Mit Blick auf das Uni-Projekt auf dem Güterbahnhofsareal stellen sie fest, dass die Tangente und die Entwicklung des Campus unabhängig voneinander gesehen werden sollten. Wohlwissend, dass die Verhandlungen zwischen der Immobilien Freistaat Bayern und der Kulmbacher Brauerei, der das für den Campus-Bau vorgesehene Areal gehört, nach wie vor nicht zu einem erfolgreichen Abschluss geführt wurden. Für die mögliche Umgestaltung der Verkehrs sollte laut Gutachter ein Korrridor freigehalten werden..

Der Grundsatzbeschluss

Der Stadtrat ist dem Vorschlag gefolgt und hat festgelegt, dass die Tangente im Rahmen der Campus-Planung und damit auch in der Grunderwerbsverhandlungen berücksichtigt werden soll. Die Verwaltung wurde beauftragt, weitere Schritte zur Konkretisierung des Projektes einzuleiten. Das steht ganz am Anfang. Wann die Tangente errichtet werden könnte? Was der Kauf des Areals und der Straßenbau die Stadt kosten würden? Fragen, die noch nicht beantwortet werden können.

OB sieht die Notwendigkeit

Von einem "politischen Signal", mit dem keine Verpflichtung einhergehe, sprach Bauamtsleiter Jan Ellinghaus. Es sei eine Absichtserklärung, stellte auch OB Ingo Lehmann (SPD) fest, der deutlich machte, dass die Straße aus seiner Sicht notwendig ist. Nicht allein für den Campus, vor allem auch für die Kulmbacher, für die ein neuralgischer Verkehrspunkt entschärft würde.

Auch Radfahrer würden profitieren

Sollten die Tangente kommen, könnte Radfahrern und Fußgängern an der dann entlasteten Fritz-Kreuzung mehr Platz eingeräumt werden. Die neue Straße wäre für sie, aber auch für viele Autofahrer ein Gewinn. Für die, die in der Stadt arbeiten und einkaufen, aber eben auch für Geschäftsleute wie Taxi-Unternehmer Harald Braun oder Maurizio Malandrino, der die "Mauri"-Pizzeria im Pförtnerhäuschen betreibt. "Was sich in der Heinrich-von-Stephan-Straße abspielt, ist oft eine Katastrophe", sagt Malandrino, dessen Lieferdienst-Fahrzeuge in den Hauptgeschäftszeiten ausgebremst werden. "Würde man schneller aus der Stadt herauskommen, würde uns das riesig freuen", sagt Malandrino. Freuen würde das sicherlich auch die Kunden, die dann schneller ihre Pizza bekämen.